Der neben Meyerbeer meist gespielte französische Opernkomponist im 19. Jahrhunderts war Jacques Francis Fromental Halévy, der am 27. Mai 1799 in Paris geboren wurde und 1862 in Nizza starb. Von den vierzig Opern Halévys waren die auch heute noch gespielten Bühnenwerke La Juive, Eclair, La Reine de Chypre und Charles VI, besonders erfolgreich, wie auch die von seinem Schwiegersohn Georges Bizet vollendete Noé. (La Reine de Chypre wird es im 2018 in Paris geben! (G. H.)
Richard Wagner (1813-1883) fertigte während seines ersten Pariser Aufenthaltes in den Jahren 1840 und 1841 für den Verleger Moritz Schlesinger diverse Arrangements und Klavierauszüge zu neu erschienenen Opern, darunter auch zu Gaetano Donizettis La Favorite, zu Aubers Zanetta und zu mehreren Opern von Halévy. Diesem letzteren Komponisten, den er menschlich wie kompositorisch bis an sein Lebensende überaus geschätzt hat, ist Wagner wiederholt persönlich begegnet.
Anhand der Partitur des Le Guitarrero verfasste Wagner in den Monaten Februar bis April 1841 Klavierauszüge der Ouvertüre zu zwei und zu vier Händen sowie ein Arrangement der gesamten Oper für Flöte und Streicher. Die Edition dieses Arrangements gliedert die Oper in Ouvertüre und zwei Suiten mit je 6 Nummern. Mit seinen Arrangements verknappt Wagner die einzelnen Nummern, ohne musikalische Substanz zu opfern, wobei die Flöte in der Regel die Linie der Singstimme oder die des Hauptthemas übernimmt.
In seinen „Pariser Berichten für die Dresdner Abendzeitung vom Februar 1841 attestiert Wagner der neuen Oper Halévys, der nach dem großen Erfolg der Juive an der Grand Opéra zunächst eine Reihe weniger erfolgreicher Opern herausgebracht hatte, einen besonderen Erfolg mit der Gattung der Komischen Oper an der Opéra-Comique.
Wagner klopft vergeblich an die französische Kasse/munichandco.blogspot.de
Diese nun bei VMS/ Zappel Music vorliegende Einspielung von Wagners Bearbeitung der Oper Le Guitarrero ist nicht nur in historischer Hinsicht aufschlussreich, etwa was das Oeuvre von Halévy und seine Rezeption anbelangt. Wagners Pariser Opern-Bearbeitungen sind durchaus mit Überzeugung geschaffen, sie zeugen nicht nur von der musikalischen Fingerfertigkeit und Vielseitigkeit des Komponisten, sondern auch von seiner Meisterschaft, musikdramatische Welten in reduzierter Form in den Konzertsaal oder in den häuslichen Salon zu übertragen.
Über seine Bearbeitung von Aubers Zanetta ou Jouer avec le feu (Zanetta oder Mit dem Feuer spielen ist gefährlich) hat Richard Wagner so gut wie nichts niedergeschrieben. Nur in einem Brief an Theodor Uhlig (nichtehelicher Sohn von Friedrich August II. von Sachsen, Geiger in der Dresdner Hofkapelle und Wagners bester Freund im Zürcher Exil) vom Mai 1852 kommt er darauf zu sprechen: „Schönsten dank für das Verzeichnis meiner musikalien: viel brauchen werd‘ ich’s allerdings nicht! Als ich vor 10 Jahren Paris verließ, schleppte ich die Hugenotten (Quatuor) Robert le diable (2 Violons), la Reine de Chypre und Zanetta mit, weil ich darnach und davon noch Arrangements zu machen hatte, die mir vorschußweise schon bezahlt waren: da mir diese arbeiten … aber unmöglich wurden, zahlte ich später die Vorschüsse zurück, behielt aber die mustermusikalien, die Deine Phantasie jetzt allerdings grausam beschäftigt haben mögen. Dieß zu Deiner Beruhigung!“
Wagner, der „Held der kommenden Musik“/ Karikatur von Le Siflet (Privatsammlung)
Entgegen dieser Behauptung hat Wagner den Auftrag Schlesingers, für den er bereits in Paris einen Vorschuss erhalten hatte, im Juli 1842 in Deutschland ausgeführt. Aufgrund der äußeren Umstände der Erstellung seiner Bearbeitung unter finanziellem Druck, hat Richard Wagner sich offenbar nicht gern an die Zanetta erinnert. Dies ändert jedoch nichts an der Qualität seiner Bearbeitung, wie auch an Wagners Wertschätzung Aubers, die in seinen differenzierten Urteilen über dessen zahlreiche Opern zum Ausdruck kommt. Im ersten Teil von Wagners umfangreicher Abhandlung „Oper und Drama“ klassifiziert er die Autoren der Zanetta, Auber und Scribe: „Auf dem Theater der »Opera comique« war dieses unterhaltende, oft liebenswürdige und geistvolle Genre heimisch, in welchem gerade dann immer das Beste geleistet wurde, wenn die Musik mit ungezwungener Natürlichkeit in die Dichtung eintreten konnte. Dieses Genre übersetzten nun Scribe und Auber in die pomphaftere Sprache der sogenannten großen Oper.“ Peter P. Pachl
Den vorliegenden Artikel sowie die nachfolgenden Inhaltsangaben/ musikalischen Anmerkungen entnahmen wir mit Dank an Peter P. Pachl der nachstehenden CD VMS 207. Richard Wagner: Opernbearbeitungen/ Arrangements d’opéras von Esprit Francis Auber Zanetta ou Jouer avec le feu sowie Jacques Francis Fromental Halévy Le Guitarrero. Mit Adel Oborzil, Flöte; Ulf Klausenitzer, Violine; Theo Nüßlein, Viola; Wolfgang Nüßlein,Cello; P+C 2014 VMS/Zappel Music Eine Produktion von pianopianissimo-musiktheater Produzent: Peter P. Pachl www.zappelmusic.com; Foto oben Karikatur zu Flotows „Martha“ von Liebig.
Auber: „Zanetta“, Opera-Comique 1840/ Figurine/Gallica/ BN
Die Handlungen der Opern: Esprit Francis Auber (Zanetta oder Mit dem Feuer spielen ist gefährlich) Personen: Carl VI., König beider Sizilien; Prinzessin Nisida, seine Schwester; Baron Rudolph de Montemart, Günstling des Königs; Freiherr Athanasius von Warendorf, Diplomat und Leibarzt des Kurfürsten von Bayern Zanetta, Tochter des Gärtners. l.AKT Die königlichen Gärten in Palermo 1740. Eine Hofgesellschaft sitzt beim Frühstück. Darunter auch Athanasius und Rudolph. RW 1 Choeur: Bei Tische eröffnet der Freude das Herz Nach einem Loblied auf den Wein, der alle Traurigkeit vertreibt, trinken alle auf das Wohl ihrer Angebeteten, nur Rudolph erklärt, dass er noch keine Wahl getroffen habe. Darauf erhebt der Chor den Becher aufs Wohl jener Unbekannten, die Rudolph einst glücklich machen wird. Der König erscheint und entlässt Rudolph etwas ungnädig, der daraufhin beleidigt abzieht. Mit Athanasius allein, eröffnet diesem der König, dass er beobachtet habe, wie Rudolph der Gattin des Leibarztes nachstelle. Athanasius wischt diesen Verdacht beiseite, äußert aber gleichzeitig die Vermutung, dass Rudolph eine Affäre mit Prinzessin Nisida, der Schwester des Königs, habe. Der König ist über diese mögliche Mesalliance empört. Da erscheint Nisida und besingt in einer Arie ihre Sehnsucht nach ihrem Geliebten, während sich Athanasius und der König im Buschwerk verstecken: Air: Es fließen leise murmelnd hin die Wellen RW 2 Der König und Athanasius versuchen ihr listig zu entlocken, ob sie eine Affäre mit Rudolph habe, indem Athanasius ihr vorlügt, dass Rudolph vom Pferd gefallen und tot sei; doch Nisida geht den Männern nicht auf den Leim: Trio: Oui si vous daignez m ‚apprendre/Wollt Ihr mir, gnädger Herr, vertraun Athanasius und Nisida gehen weg. Rudolph erscheint, und der König wirft ihm eine Mesalliance vor (wobei der die Frau von Athanasius meint, hinter der er selber her ist); Rudolph seinerseits aber glaubt, dass seine Affäre mit Nisida aufgedeckt wurde. Er gesteht dem König seine „unbesonnene, sträfliche Leidenschaft“, ohne aber einen Namen zu nennen. Nach und nach kann Rudolph dem eifersüchtigen König klar machen, dass er nicht der Gattin des Athanasius nachstelle, so dass Carl VI. sich nun ungehindert seiner Angebeteten erklären könne. RW 3 Nisida eilt herbei und erklärt ihrem geliebten Rudolph, dass er sich „offiziell“ in eine andere Dame am Hofe verlieben müsse, um so jeden Verdacht des Königs und des Leibarztes zu zerstreuen. Rudolph lehnt alle von Nisida vorgeschlagenen Hofdamen mit der Begründung ab, er habe dem König gegenüber von einer „sträflichen Leidenschaft“, also einer Mesalliance, gesprochen, deshalb komme nur eine „unstandesgemäße Geliebte“ in Frage. Prompt naht diese in Person von Zanetta, der Tochter des Gärtners. Couplet: Darf es ein Gärtnermädchen wagen Nisida befiehlt Rudolph, Zanetta öffentlich im Park seine Liebe zu erklären; sie werde für die nötigen Augenzeugen sorgen.
Auber: „L´estoque“/ Figurine/ Opera Comique/ Figurine/Gallica/ BN
RW 4 Den Anweisungen der Prinzessin folgend, erklärt Rudolph Zanetta seine Liebe. Der hinter einem Busch versteckte Athanasius ist ebenso mit dem zufrieden, was er gesehen hat, wie der hinzu kommende König (samt Hofstaat), dem Athanasius alles erzählt. Alle wissen nun von Rudolphs angeblicher Liebesgeschichte und amüsieren sich zu Zanettas Leidwesen darüber. Der Chor animiert angesichts des Frühlingswetters: Geschwinde lasst die Segel schwellen und seid zur Meeresfahrt bereit. Final du ler Acte; 2. AKT Ein reiches, königliches Gemach. RW 5 Athanasius enthüllt dem König seine geheime Mission: er soll Prinzessin Nisida für den Kurfürsten von Bayern und neuen deutschen Kaiser als künftige Gemahlin testen. Der König verspricht Athanasius, seine Schwester umgehend davon zu unterrichten. Athanasius geht weg. Rudolph kommt. Der König bittet seinen Freund um Verzeihung für die ungnädige Entlassung am Morgen; er sei sauer gewesen, weil er in Rudolph seinen Nebenbuhler gesehen habe. Er bittet Rudolph, ihm Athanasius die ganze Nacht vom Leib zu halten, damit er sich endlich ungestört dessen Frau nähern könne: Couplet: Dieser Mann ist wahrlich unerträglich. Der König gratuliert Rudolph im Weggehen zu seiner Zanetta, die gerade hereinspaziert. RW 6 Die glückliche Zanetta erzählt Rudolph, dass sie sich schon vor drei Jahren in ihn verliebt habe. Damals war er als Verwundeter aus dem Krieg zurückgekehrt und vor der Hütte ihres Vaters zusammengebrochen; sie hatte auf Weisung ihres Vaters Rudolphs Wunden verbunden. Dafür und für andere hilfreiche Taten war ihr Vater dann zum Schlossgärtner bestellt worden. Zanetta bittet Rudolph, beim König zu erwirken, dass ihr Vater nun für all seine Verdienste in den Adelsstand erhoben werde. Rudolph sichert ihr das zu und fordert sie auf, eine Bittschrift zu verfassen und ihm zu bringen. König Carl ist bereit, seine Schwester dem Kurfürsten von Bayern zur Frau zu geben. Er ordnet an, dass sie „morgen Athanasius nach Deutschland begleiten müsse“. Nisida ist verzweifelt. Wie kann sie unbeobachtet mit ihrem Geliebten sprechen? Da kommt Hilfe in der Person von Zanetta, die Nisida bittet, die Erhebung ihres Vaters in den Adelsstand auf ihrer Bittschrift zu unterstützen. Nisida stimmt zu, weil sie so die Chance hat, Rudolph vor ihrer erzwungenen Abreise auf dem Dokument die geheime Nachricht zukommen zu lassen, sich mit ihr nachts um zehn am Diana-Pavillon zu treffen. Duo: Was soll ich Arme wohl beginnen, um der Verbindung zu entrinnen?
Auber: „Fra Diavolo“/ Liebig
RW 7 Dummerweise bittet Zanetta auch Athanasius, die Erhebung ihres Vaters in den Adelsstand auf der Bittschrift zu unterstützen. Auf diese Weise erfährt Athanasius vom geplanten Rendezvous der Prinzessin mit Rudolph in der kommenden Nacht. Zanetta bringt Rudolph die Bittschrift mit der Nachricht der Prinzessin. Rudolph muss sich nun irgendwie vor dem abendlichen königlichen Ball drücken, um sich mit Nisida treffen zu können: er spielt den Kranken. Der anwesende Athanasius diagnostiziert bei Rudolph geistesgegenwärtig eine fürchterlich ansteckende Krankheit: die Maladetta. Er verordnet strikteste Bettruhe. Zudem beordert er zwei Diener in den Park; sie sollen auf jeden schießen, der sich dem Diana-Pavillon nähert. Zanetta, die sich schon als Braut Rudolphs empfindet, besucht den „Bettlägerigen“ und singt ihm ein trauriges Schlummerlied. So versäumt Rudolph den Zeitpunkt seines Stelldicheins mit der Prinzessin, aber auch Zanetta gelingt es nicht mehr, das von außen verriegelte Zimmer zu verlassen. Um ihrer Ehre willen fordert sie Rudolph auf, das Zimmer über den Balkon zu verlassen. Er folgt ihrer Bitte und geht; da fallen mehrere Schüsse; Zanetta fällt in Ohnmacht. Duo: Eh quoi! vouloir sans cesse partir/Nein, nicht länger darf ich weilen. 3. AKT Ein runder Pavillon nach italienischer Art. RW 8 Schwermütig bekennt Nisida: „Wenn man Rudolph braucht, ist er nie da!“ Die ganze Nacht hat sie vergeblich auf ihren Geliebten gewartet: Air: Wenn Lieb‘ ein Herz verwundet. RW 9 Der herbeieilende Athanasius fragt Nisida, ob sie in der Nacht Schüsse gehört habe; sie bejaht. Daraufhin berichtet er ihr, man habe auf einen Mann geschossen, der von einem Balkon herab oder an ihm hinauf gestiegen sei, und ihn dabei am Arm verwundet. Er ist davon überzeugt, dass es sich um Rudolph gehandelt habe. Der taucht jedoch unverletzt auf. Mit verletztem Arm naht hingegen der König, der auf dem Weg zu seinem nächtlichen Stelldichein angeschossen worden war. Auch Zanetta, die sich mit dem obligatorischen Blumenkörbchen nähert, ist verletzt: ihr Vater hat sie verprügelt, weil sie „die ganze Nacht im Zimmer Rudolphs zugebracht“: Quintett: Wohl hätt‘ ich einen Grund zu klagen. Nisida, obwohl in ihrem Stolz verletzt, verabredet sich erneut mit Rudolph.
Dalayrac: „Camille ou le Souterrain“/ Figurine/ Opera-Comique ca. 1841/ Gallica/ BN
RW 10 Zanetta berichtet Rudolph, dass ihr Vater nicht an seine ehrlichen Absichten glaube und deshalb mit seiner Tochter den Königshof verlassen wolle. Rudolph verspricht ihr jedoch, die Reise gemeinsam mit ihr und ihrem Vater anzutreten. Auch die Prinzessin will heimlich mit Rudolph fliehen. Während draußen Zanetta tiriliert – das verabredete Zeichen, dass die Barke ihres Vaters zur Abfahrt bereit steht -, ist Rudolph hin- und her gerissen zwischen Ehrgefühl und Leidenschaft. Schließlich gesteht er der Prinzessin, dass aus seiner vorgetäuschten Liebe zu Zanetta ein echtes Gefühl geworden sei. Der König, von einer Hofdame über die Fluchtpläne seiner Schwester unterrichtet, ertappt Rudolph, wie er vor Nisida auf den Knien liegt. Der König fordert sofortige Bestrafung dieser Mesalliance. Doch Zanetta rettet die Situation: „Mit mir, nicht mit der Prinzessin wollte Rudolph fliehen!“ Der schaltet schnell und erklärt, Nisida habe ihnen sehr geholfen, weswegen er ihr auf Knien gedankt habe. Erleichtert erhebt daraufhin der König Zanetta zur Marquise Blumenbach. Mit einem verächtlichen Blick auf Rudolph verabschiedet sich Prinzessin Nisida, tief getroffen und unglücklich: Ich werde diesen Kurfürsten von Bayern ehelichen, die deutsche Krone tragen.“ RW 11 Rudolph ist selig mit seiner Zanetta; für ihn fand das gefährliche Spiel mit dem Feuer doch noch ein glückliches Ende: Duo et Final: Euch winkt das Zepter und die Krone.
Halévy: „Le Guitarrero“, Opera Comique 1840/ Figurine/Gallica/ BN
Halévy: Le Guitarrero /Der Gitarrenspieler Personen: Don Alvaro de Zuniga, spanischer Besatzungs-Offizier; Ottavio, spanischer Offizier; Fabio, spanischer Offzier; Riccardo, Gitarrenspieler: Sara de Villareal, Tochter eines Edelmannes; Fra Lorenzo, spanischer Inquisitor; Martin de Ximena, portugiesischer Kaufmann; Manuela, Saras Tante. Die Handlung spielt 1640 in Santarem, einer Stadt am Ufer des Tejo in Portugal, zur Zeit der zu Ende gehenden spanischen Herrschaft. 1640 führte der portugiesische Herzog von Braganza eine Adelsrevolte gegen die Spanier an und rief sich als Johann IV. zum König aus. Er gründete die letzte portugiesische Dynastie, das Haus Braganza, das von 1640 bis 1910 herrschte (zuletzt als Königshaus Sachsen-Coburg-Braganza) und von 1822-1889 auch in Brasilien regierte. l.AKT Vor dem Palais der Familie de Villareal RW 12: (Ouvertüre) RW 13: Introduction et Serenade Nr. 1 Ottavio, Don Alvar, Herrenchor der Offiziere: N’entends-tu pas, o maitresse/Hörst du nicht, geliebtes Wesen. Der spanische Besatzungsoffizier Don Alvar de Zuniga ist eifersüchtig auf einen Gitarrenspieler, der vor dem Fenster seiner Angebeteten, der reichen Sara de Villareal, öfter Ständchen singt. Ottavio, ein anderer Offizier, versucht Don Alvar zu beruhigen: Sara de Villareal werde den Gitarrenspieler ebenso wenig erhören wie Don Alvar und die anderen Herren des Militärs. Serenade. Da naht Le Guitarrero, der fremde Gitarrenspieler, und singt vor Saras Fenster eine Serenade. Don Alvar erkennt im Nebenbuhler den armen Straßensänger Riccardo. Er verabredet sich mit ihm für die darauf folgende Stunde wieder vor dem Haus der Sara de Villareal. RW 14: Duo Nr. 2 Duett Riccardo/Don Alvar Entre nous fidele alliance/Unser treuer Bund. Don Alvar verspricht dem armen Riccardo bei ihrer Zusammenkunft Freundschaft, Adel und Reichtum. Nur dem Vorschlag des Offiziers, ihm auch eine Ehefrau zu verschaffen, widerspricht Riccardo heftig. Er ziehe die freie Liebe vor. In Wirklichkeit aber ist er unglücklich in Sara verliebt. Und genau mit der will Don Alvar ihn verkuppeln. Indem er Sara mit einem unstandesgemäßen Mann verheiratet, will er sich an ihr rächen, weil sie ihm, dem spanischen Offizier, stets nur Ablehnung entgegengebracht hat. RW 15: Air Nr. 3 Arie Sara II existe un etre terrible protecteur magique et puissant/Es gibt einen großen, mächtigen Beschützer. Sara tritt auf. Sie empfindet den fremden Gitarrenspieler, den sie bisher noch nie zu Gesicht bekommen hat, instinktiv als ihren Beschützer. RW 16: Final Nr. 3b Finale Ottavio, Lorenzo, Fabio, Riccardo, Alvar, Herrenchor, Sara, Martin de Ximena, Chor der Bürger Voilà, ses valets, ses valets et ses pages/Da sind seine Diener, seine Diener und Pagen Die Obigen gesellen sich zu Sara, und wie mit Don Alvar und Riccardo (dem Alvaro alle möglichen Skrupel ausgeredet hat) verabredet, stellt Fra Lorenzo, der Inquisitor und spanische Gouverneur von Santarem, Sara den mittellosen Gitarrenspieler als „Juan de Guymarens aus königlichem Blute“ vor. Ein köstlicher Spaß für die Offiziere und offensichtlich eine angenehme Überraschung für Saras Tante Manuela (die mit den Spaniern kollaboriert), denn dieser Mann scheint ihrer Nichte zu gefallen. Saras Wangen brennen und ihr Herz klopft schneller, denn in ihrem ersten kurzen Gespräch erkennt sie Riccardos Stimme als die des heimlich geliebten Gitarristen. In diesem Moment kommt der Kaufmann Martin de Ximena vorbei, der den echten Juan de Guymarens kennt. Er lässt sich aber aus unbekannten Gründen auf das Verwirrspiel ein: er bestätigt, dass Riccardo von „königlichem Geblüt“ sei; Gewähr genug für Sara, in Riccardo, dem vermeintlichen Juan de Guymarens, den optimalen standesgemäßen Ehemann gefunden zu haben.
Halévy: „Le Guitarrero“, Opera- Comique 1840/ Figurine/Gallica/ BN
2. AKT Ein Saal im Hause Villareal RW 17: Air Nr. 4 Arie Riccardo D’un songe heureux/Ein glücklicher Traum. Riccardo ist selig: Sara liebt ihn, und bereits in einer Stunde wird er sie heiraten. In einem Dialog erfährt man, warum sich der Kaufmann de Ximena, der ja bei dem falschen Spiel mitmacht, in Santarem aufhält: er finanziert als Bankier den Aufstand der Portugiesen gegen Spanien, und Prinz Emanuel, Sohn des Herzogs von Braganza, soll den Coup in Santarem anführen. RW 18: Duo Introduction et Serenade Nr. 5 Duett Riccardo/Sara Et par un mot peut-etre/Auf ein Wort vielleicht. Sara kommt und wundert sich über die Wortkargheit Riccardos und bedrückte Stimmung ihr gegenüber. Riccardo vermag der Geliebten die Aussage zu entlocken, edle Gesinnung stehe bei ihr noch über dem von ihr sehr geschätzten Adel, ja, sie würde den künftigen Gatten sogar noch mehr lieben, wenn er arm, heimatlos und verbannt wäre. Doch bevor es zu einer klärenden Aussprache der Liebenden kommen kann, erscheinen die Brautjungfern und nehmen Sara mit. RW 19: Sextuor Nr. 6 Sextett Manuela, Lorenzo, Alvar, Martin, Riccardo, Sara Voici Vinstant du mariage/Dies ist der Augenblick der Vermählung. Die Hochzeitsgesellschaft ist versammelt. Fra Lorenzo, der Gouverneur, bekommt ein Schreiben aus Lissabon, das im mitteilt, Emanuel, der Sohn des Herzogs von Braganza, halte sich heimlich in Santarem auf, um den Aufstand gegen Spanien anzuführen. Fra Lorenzo beruhigt die Hochzeitsgesellschaft: man habe die politische Lage im Griff, die Hochzeit könne gefeiert werden. Beunruhigt ist hingegen der Bräutigam, der seiner Sara in einem Schreiben die Wahrheit über seine niedere Herkunft gestanden, aber noch keine Antwort erhalten hat. Don Alvar beruhigt Riccardo mit der Lüge, Sara habe seinen Brief vor aller Augen gelesen. In Wirklichkeit aber hat Tante Manuela das Schreiben abgefangen, das sie Sara erst nach der Trauung zu lesen geben will. Die Hochzeits-Gesellschaft zieht zur Kirche.
Halévy: „Le Guitarrero“, Opera- Comique 1840/ Figurine/Gallica/ BN
RW 20: Final Nr. 6 a Finale Chor, Fra Lorenzo, Manuela, Alvar, Sara, Riccardo Oui que les cloches retentissent/ Ja, die Glocken erklingen. Der Chor besingt noch die glücklich vollzogene Trauung, als Fra Lorenzo allen enthüllt, dass der echte Juan de Guymarens in Wirklichkeit tot sei. Wer also ist der falsche Juan? Sara fordert ihren Angetrauten auf, sich zu verteidigen, doch Don Alvar verkündet das Ende des Komödienspiels: Riccardo solle wieder zu seinem Bänkelsängerdasein zurückkehren. Riccardos Bitte um Verzeihung schlägt Sara aus. Don Alvars Rache für Saras Abweisung ist geglückt: sie wurde durch die Hochzeit mit einem Mann von niederem Stande entehrt. Don Alvar ist sich sicher, dass die Ehe mit einem Bettler Saras stolzen Sinn brechen wird. 3. AKT Ein Saal im Hause Villareal RW 21: Air Nr. 7 Arie Sara Je n’ose lire dans mon äme/Ich darf auf mein Herz nicht hören. Sara ist hin- und her gerissen zwischen Liebe und verletztem Stolz. Gegen die Stimme ihres Herzens weiht sie sich dem Zorn und der Rache an Riccardo. RW 22: Romance Nr. 8 Arie Sara Je connais mes devoirs/Ich kenne meine Pflicht. In einer weiteren Arie, einer Romanze, weist Sara Riccardo auf ewig von sich; er solle in die Verbannung ziehen. RW 23: Chor Nr. 8b Ensemblestück und Chor: Sara, Manuela, Riccardo, Fra Lorenzo, Ottavio, Fabio, Alvar, Martin Mein Herr, was sagen sie. Der Kaufmann Martin de Ximena eröffnet Riccardo, dass nur mit dem Einsatz seines Lebens der Aufstand gegen die Spanier zu retten sei; den spanischen Offizieren gegenüber enthüllt er, dass Riccardo in Wirklichkeit Prinz Emanuel sei und die Adelsrevolte gegen Spanien anführe. Daraufhin wird Riccardo verhaftet; Fra Lorenzo, der den Aufstand noch zu verhindern versucht, verurteilt Riccardo als vermeintlichen Prinz und Anführer zum Tod. Saras Verwirrung ist komplett: den sie liebte und zu hassen glaubte, ist nun doch kein Bettler, sondern von hohem Adel. Nr. 9 Duett: Ja, von jetzt an Finale Sara, Riccardo – Manuela, Fra Lorenzo,Ottavio, Fabio, Alvar Ah mon Dieu, mon Dieu quelle nouvelle! 0 Gott, mein Gott, welche Neuigkeiten! Sara gesteht Riccardo, dass sie, während sie sich entschloss, an ihm Rache zu nehmen, ihn doch geliebt habe. Nun sei sie bereit, mit ihm in den Tod zu gehen. Da nähert sich das revoltierende Volk von Santarem dem Palais. Zu Riccardos Überraschung kniet das Volk vor ihm, dem Straßensänger, nieder und feiert ihn als Helden. Jetzt offenbart sich mitten unter dem Volk der wirkliche Prinz Emanuel und erhebt unter dem Jubel des Volkes den armen Straßensänger Riccardo zum Grafen von Santarem. So hat Le Guitarrero auf voller Linie gesiegt: als Künstler, als Liebender und als Mensch. Peter P. Pachl