So verhalten ironisierend sich spanischer Folklore-Elemente annehmend die Begleitung zu Maurice Ravels L’Heure Espagnole klingt, so ungehemmt eben diese Rhythmen auskostend ist Emmanuel Chabriers populäre üppige ( wie die von ihm gerühmten ausladenden Hinterteile der Spanierinnen) Espa͠na-Rapsodie für Orchester, beide auf einer CD vereint und vom Münchner Rundfunkorchester unter Asher Fisch bei BR-CDs dargeboten.
Die Geschichte von der liebeshungrigen Uhrmachermeistergattin, die die wöchentlich wiederkehrende Stunde, in der ihr Mann die Rathausuhr wartet, zu Sexabenteuern nutzt, wird nicht nur vom Orchester recht sparsam begleitet, sondern bietet auch den Sängern wenig Raum zu lyrischen Ausschweifungen, lässt sie vielmehr in einem knappen Parlandostil ihren Gefühlen Ausdruck verleihen. Diesen können der Mezzosopran, die beiden Tenöre und die zwei Baritone ohne Anstrengung pflegen, denn der Dirigent hält das Orchester betont zurück und im Hintergrund.
Gaëlle Arquez hat gegenüber dem vielfach gehörnten Gatten den angemessenen schnippischen Ton, weiß gegenüber dem Maultiertreiber Ramiro ihrem Mezzosopran einen verführerischen Klang zu verleihen und klingt, je mehr Liebhaber sich zur Unzeit in ihrem Haus einfinden, immer gehetzter und damit auch passend leicht scharf. Den nur kurz, vor allem im Finale, einer Habanera-Parodie, auftretenden Torquemada singt Mathias Vidal mit mildem, anonymem Ton. Viele unterschiedliche vokale Register kann hingegen der Ramiro von Alexandre Duhamel ziehen, erst seinen Bariton recht raubeinig eingesetzt, wird dieser mit zunehmendem Erliegen gegenüber den Reizen von Concepción geschmeidiger und weicher. Von Anfang an so beschaffen ist die Stimme von Julien Behr, der mit hübschem lyrischem Tenor den Poeten Gonzalve singt. Lionel Lhote ist der schwerfällige Don Inigo Gomez, und sein Bariton klingt behäbig, ist weniger auf Schöngesang als auf Charakterisierung bedacht. Obwohl ein solches Stück natürlich seinen ganzen Reiz erst mit der dazu gehörenden Optik entfalten kann, gestalten die Sänger ihre Partien auch mit nur rein akustischen Mitteln so plastisch, dass das Anhören Vergnügen bereiten kann (BR 900317). Ingrid Wanja