Archiv des Autors: Geerd Heinsen

Sänger-Freund

 

Wenn man die Tagebücher des Henry Beyle, der sich später Stendhal nannte, liest, kann man leicht den Eindruck gewinnen, dass es die Offiziere in Napoleons Armee lustig hatten. Schon im dritten Eintrag seines im April 1801 begonnenen Journal berichtet er über den enttäuschenden Besuch des grand théâtre (wohl die Scala) in Mailand, und einen Tag später weiß er nur zweierlei von Bergamo zu berichten: dass es über zwei Theater verfüge, wobei er das Nächstgelegene „jeden Abend“ besuche, und dass Madame Nota als die hübscheste Frau in der Stadt gelte („und sie ist tatsächlich nicht übel“, notiert er feinfühlig). Musik und Frauen waren denn auch die zwei Leidenschaften, welche Stendhal sein ganzes Leben hindurch begleiteten. Sie vereinten sich in seiner wohl nicht nur platonischen Bewunderung von Sängerinnen. Seine Schriften enthalten viele und interessante Beobachtungen zu den Opernsängern seiner Zeit, und die Romanistin Annalisa Bottacin widmet ihnen zu Recht ein ganzes Lexikon. Der Titel des hübschen Büchleins verspricht zwar ein „Musikalisches Lexikon“, in Wirklichkeit hat aber Bottacin auf 300 Seiten ausschließlich die Passagen versammelt, in denen Stendhal auf Sänger und Tänzer eingeht.

Bottacin Stendhal La VitaKomponisten kommen nicht vor, und das mag man durchaus bedauern, insofern als gerade in der Charakterisierung der Autoren die musikalischen Ansichten Stendhals und namentlich seine Vergötterung von Cimarosa und Mozart viel plastischer hervortreten, als wenn er auf die Interpreten ihrer Musik eingeht. Der Wert seiner Eindrücke ist indes unbestritten. Stendhal ist zwar ein konservativer und im Grund intoleranter Musikliebhaber, der nur die italienische Oper des späten 18. Und frühen 19. Jh. gelten lässt, aber er hörte aufmerksam zu und konnte pointiert formulieren. Meistens handelt es sich dabei um Beobachtungen aus erster Hand, aber nicht immer. Bekanntlich nahm er es mit der ehrlichen Berichterstattung nicht ganz genau: seine Biographie Haydns ist ja ein erbärmliches Plagiat. Berühmtheit als Musikschriftsteller erlangte er jedoch vor allem mit seiner Vie de Rossini, die eine Hauptquelle Botaccins darstellt. Die Forscherin hat darüber hinaus eine Anzahl von anderen Texten exzerpiert, vor allem die Tagebücher und die Reiseberichte. Für jeden Künstler bietet das Piccolo dizionario eine kleine Lebensbeschreibung, eine Zusammenfassung von Stendhals Meinungen (dankenswerterweise erfolgt dies anhand von Zitaten in der Originalsprache und nicht in italienischer Übersetzung) und Angaben zu den Quellen. Man findet z.T. bekannte Passus über die Größen der Zeit wie Giovanni Battista Velluti (dem ja ein ganzes Kapitel in der Rossini-Biographie gewidmet ist), Andrea Nozzari oder Rosmunda Pisaroni. Diejenigen jedoch, die sich für das Primo Ottocento interessieren, werden sich vor allem für die Einträge zu Sängern zweiten und dritten Ranges interessieren, die anderswo wohl nicht so leicht greifbar sind. Der Rezensent könnte diese Publikation dementsprechend in höchsten Tönen loben, wenn sie nicht so schlampig erstellt worden wäre. Man kann vielleicht Bottacin nicht vorwerfen, dass das Büchlein keine Bilder enthält, welche die Veröffentlichung indes erheblich aufgewertet hätten, ja man könnte angesichts der zahlreichen Druckfehler noch wohlwollend ein Auge zudrücken. Gravierende Mängel dürfen jedoch nicht verschwiegen werden. Man sucht vergeblich eine richtige Bibliographie, auch der Werke Stendhals. Bottacin folgt der italienischen Unsitte, einen Titel das erste Mal vollständig zu zitieren, danach aber nur mit „cit.“ („zitiert“). Der Leser muss daher mühsam hin und her blättern, um die bibliographischen Angaben zu finden, die er braucht. Was vielleicht noch bei Monographien durchgeht, ist in einem Lexikon, das man bestimmt nicht von Anfang bis Ende liest, ein Ärgernis. Groteskerweise fehlt darüber hinaus ein Namenregister, was ein solches, an sich gut recherchiertes Werk, in dem natürlich zahlreiche, auch unbekanntere Komponisten und Werke genannt werden, beinahe unbrauchbar macht. Es scheint so, also ob – wie so oft – die Autorin kein genaues Bild ihres Publikums vor sich gehabt hätte. Denn wer soll sich heutzutage für dieses Thema, zumal im postberlusconischen Italien, interessieren, wenn nicht die conoscitori? Wie Stendhal in Mailand 1811 spürt der Leser hier gleichzeitig Dankbarkeit für das Unterfangen und die seccatura, die ein unzulänglicher Cicerone hervorruft (Piccolo dizionario musicale stendhaliano. A cura di Annalisa Bottacin.Milano : La vita felice 2016, ISBN 978-88-7799-786-9, € 14,50). Michele C. Ferrari

 

UNA VITA DI TENORE

 

Schon vor Jahren munkelte man in italienischen Opernkreisen davon, die Tochter des Tenors Ottavio Garaventa habe einen Schlüsselroman über das Ambiente ihres Vaters geschrieben und jedermann forschte nach, ob er wohl darin vorkäme. Jetzt, zwei Jahre nach dem Tod des Fast-Genovesers, braucht niemand mehr zu rätseln, denn das neue, fünfte Buch von Marina Garaventa mit dem Titel „Una Vita di Tenore“ nennt die Personen beim richtigen Namen, sich selbst auch „Biografia“, und außer der Autorin haben in einem Vorwort und in einem Ricordo auch noch Roberto Iovino und Daniele Rubboli ihren Beitrag geleistet (bei Liberodiscrivere, einem Verlag, der ein wenig wie „on demand“ aussieht).  

Das Buch ist eingeteilt in Atti und Scene wie eine Oper, die Verfasserin schreibt nicht in der Ich-Form, sondern in der dritten Person von sich selbst, so dass das Ganze doch rein formal wie ein Roman wirkt. Auch dass seine Tante, die Sängerin Rosetta Noli, bei seinem ersten Schrei gerufen haben soll:“Tu diventerai un gran tenore“, hört sich eher wie der Beginn eines Romans als der eines Sachbuchs an.

„Una Vta di Tenore“  Garaventa LibrodiscrivereIn seinem Vorwort beklagt Roberto Iovino, wie schwer es heute Journalisten wie er haben, Artikel über klassische Musik in Tageszeitungen unterzubringen, was man als Leser des Corriere della Sera eigentlich nicht bestätigen kann. Er lobt die Bodenständigkeit seines Freundes Garaventa, dessen 80. Geburtstag nicht genügend gewürdigt wurde und der zu gut dafür war, eine erfolgreiche politische Karriere zu machen. Als Sänger hingegen gelang es ihm, zunächst als Bariton, später als Tenor, den Concorso Aslico zweimal zu gewinnen, in Busseto der Beste von 380 Bewerbern um den Ersten Preis gewesen zu sein.

Vor dem Kapitel über Abschied und Tod gibt es den Ricordo von Daniele Rubboli, der gewohnt ausschweifend und -ufernd wenig zur Sache selbst kommt und den Leser mit Ermüdung straft.

Marina Garaventa, deren Überleben gleich nach ihrer Geburt bezweifelt wurde, die von klein an  einem Syndrom litt, das es ihr nicht erlaubte, sich normal zu bewegen, und die inzwischen bettlägerig und auf eine Atemhilfe angewiesen ist, hat sich, das zeigt ihre Art des Schreibens, Humor und besonders ihren Sinn für Ironie bewahrt, was das Lesen ihres Buches sehr angenehm macht. Dabei umfasst die eigentliche Biographie 137 Seiten, die restlichen ca. 190 Seiten sind einem umfangreichen Anhang vorbehalten: den Kollegen, den Rollen als Bariton und als Tenor, den Debuts, der musica sacra, den CDs und DVDs, der Anwesenheit im Web und dem Namensregister.

Nicht nur die Karriere des Tenors bildet den Inhalt des Buches, man erfährt auch etwas über das Leben in Ligurien während des Krieges, den Kampf zwischen Partisanen und Mussolini-Anhängern, über das wirtschaftlich aufstrebende Nachkriegsitalien.

Wie viele Sänger seiner Zeit debütiert Garaventa in einer Wagnerpartie (Bruson mit Telramund und Vinco mit Klingsor), nämlich dem Heerrufer. In einer Vorstellung, in der er Rossinis Figaro singt, versagt ihm die Stimme, und es wird entdeckt, dass er eigentlich Tenor ist. Die Zeit des Umsattelns verbringt er als Kranführer im Hafen von Genua.

Das Bucht ist anekdotenreich, schildert die Sutherland von einer ganz neuen Seite, Corelli von der bekannten als Angsthasen vor dem Auftritt, die Rivalität mit Pavarotti und die fruchtbare Emilia, was das Hervorbringen von Tenören betrifft. Salvare la recita scheint eine Spezialität von Garaventa gewesen zu sein, davon werden viele auch komisch wirkende Beispiele genannt, sehr humorvoll wird die Staatsoper Wien als Ort staunenswerter Ordnung beschrieben. Erstaunt kann man darüber sein, dass Fabio Armiliato, gefördert von Garaventa, bei dessen Estate Sanvignonese den Capitano in Simon Boccanegra  und den Wagner in Boitos Mefistofele sang, Regie Ken Russel und nach seiner drogensüchtigen Mimi in Macerata ein weiterer Skandal. Auch aus der Arena di Verona gibt es Lustiges zu berichten, wenn Garaventa das Orchester rettet, indem er den falsch fallenden Kopf des Götzenbildes in Nabucco mit dem Fuß wieder in die richtige Bahn lenkt.

Übrigens staunt man, wie vielfältig das Repertoire in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Italien noch war, so sang Garvanta u.a. in Donizettis Il diluvio universale, in Catalanis Dejanice und in Mascagnis I Rantzau. In das Kapitel über den Tod des geliebten Vaters flicht Marina Garaventa die letzten Worte von Boitos Mefistofele“Giunto sul passo estremo“– ein sehr bewegender Abschied (LiberodiscrivereISBN 9788899137779).Ingrid Wanja

Wiener Zeitzeuge

 

Hugo Reichenberger (1873-1938) war eine große Dirigentenpersön­lichkeit an der Wiener Hof- bzw. Staatsoper. Über 27 Jahre hindurch (1908-1935) hat er trotz katastrophaler Umbrüche der Zeit dem Opernbetrieb Kontinuität gegeben und maßgeblich das musikalische Profil geprägt. Zeitweise trug er die Hauptlast des Repertoires, was die Zahl seiner über 2000 Auftritte belegt. Daneben war Reichenberger auch als Konzertdirigent und Komponist tätig. Der dreifache Hofkapell­meister war um die Jahrhundertwende bereits an den Opernhäusern von Stuttgart, München und Frankfurt beschäftigt gewesen. Zu den Höhepunkten seiner Laufbahn gehören die Wiener Erstaufführungen zweier Schlüsselwerke des 20. Jahrhunderts: Richard Strauss‘ Oper Elektra 1909 und Leos Janáceks Oper Jenufa im Jahr 1918. (Quelle Edition Steinbauer)

 

Wahrscheinlich wäre es ihm eine Genugtuung gewesen, zu wissen, dass seine Enkelin einst ein Buch über ihn schreiben würde, das wissenschaftliches und Liebes-Werk zugleich ist, denn Hugo Reichenberger– Kapellmeister der Wiener Oper- fühlte sich zumindest in seinen letzten (zu Recht), aber auch den früheren Lebensjahren (teilweise zu Recht) ungerecht behandelt von seinem langjährigen Arbeitgeber, der Wiener Hof- und danach Staatsoper. Teresa Hrdlicka sah sich, so die Einleitung zu ihrem Buch, durch zweierlei Entdeckungen zum Schreiben veranlasst: die der handschriftlichen Eintragungen ihres Großvaters in das deutschsprachige Opernlibretto Max Brods von Janáčeks Jenufa und der des Skandals einer Liebschaft nicht ohne Folgen zwischen ihm und einer Primadonna, damals ein unerhörter Vorgang.

Die Autorin setzt einige Kenntnisse bei ihrem Leser voraus, wenn sie behauptet, ihr Großvater sei einer der letzten Kapellmeister überhaupt gewesen, ohne zu beschreiben, worin dessen besondere Qualitäten zu bestehen haben. Besser sind es um die Voraussetzungen für ein Verstehen des Buches bestellt, wenn von Hugo Reichenberger als einer Art musikalischem Wunderkind berichtet wird, das in zartem Alter bereits komponierte, mit siebzehn Jahren ein Schülerorchester leitete.

Das Buch zeichnet akribisch, durch viele Quellenzitate gestützt, die einzelnen Karrierestationen des Dirigenten nach von Bad Kissingen über Breslau (damals die drittgrößte Stadt Deutschlands), Aachen, Bremen und Stuttgart, wo die Liebschaft mit der Haussoubrette zur Entlassung führte. Viele Zitate aus Kritiken, Briefen und anderen Quellen sind nicht nur als Zeugnisse des Biographie eines Künstlers interessant, sondern mehr noch, weil sie viel über Zeit und Ort seines Wirkens verraten, so darüber, wie reich das Repertoire der damaligen Opernhäuser war und wie viele Uraufführungen man wagte. Auch Begriffe wie der des „Kavaliersintendanten“ werden dem Leser vertraut und die Tatsache, wie patriotisch, heute würde man es nationalistisch nennen, viele Juden wie Reichenberger fühlten, sichtlich stolz Uniform trugen, egal ob sie ihren Glauben beibehielten oder wie der Dirigent (aus Liebe zu seiner katholischen Frau) konvertierten.

reichenberger edition steinbauerInteressant ist Reichenberger für den heutigen Leser auch durch seine Nähe zu Richard Strauss und Gustav Mahler, durch die Gäste, die er nach den Stationen München und Frankfurt in Wien zu betreuen hatte, so Caruso, oder deren Ensemblemitglieder wie die Jeritza oder zeitweise Slezak. Das Ringen um die endgültige Fassung der Ariadne auf Naxos gehört zu den aufschlussreichsten Kapiteln des Buches, und wer wusste schon, dass die Ensemblemitglieder zur Traviata, damals als Violetta auf dem Spielplan, ihre eigenen Abendgarderoben mitbringen mussten. Zu den Aufgaben des Dirigenten gehörte auch die Beurteilung von neu eingereichten Opern, wobei sich Reichenberger in Bezug auf Puccinis Fanciulla ein krasses Fehlurteil leistete. Übrigens gab es bereits vor dem 1. Weltkrieg in Wien den Merker, aus dem die Verfasserin zitiert, ebenso aus den Artikeln von Julius Korngold, Vater des Komponisten, der Reichenberger nicht besonders wohlgesonnen war.

Die Entdeckung Janáčeks für Wien und die erfolgreiche Aufführung von Jenufa trotz der Spannungen zwischen Österreich und seinen von ihm abfallenden Satellitenstaaten in Wien sind Reichenberger tatsächlich hoch anzurechnen, und wichtig ist, was die Autorin darüber zu berichten weiß.

Das Buch gliedert sich im zweiten Teil nach den Intendanzen der Wiener Oper, von Weingarten bis 1911, danach Gregor bis 1918, Schalk/Strauss bis 1924, danach nur Schalk bis 1929 und schließlich Clemens Kraus bis 1934, Weingartner bis 1936. Durchgehend ist Reichenberger der übermäßig Beschäftigte, der immer willig Einspringende, der auf Proben verzichten Müssende, der im Februar 1935 erfährt, dass er pensioniert wird. Berührend ist sein Protestbrief dagegen, erstaunlich, dass er nach München, schließlich die „Hauptstadt der Bewegung“, zurückkehrt und auch in den kommenden Jahren wie zuvor nach Tegernsee, besonders judenfeindlich, in Urlaub fährt; beinahe schon für Erleichterung des Lesers sorgend, dass er vor der „Reichskristallnacht“ tot am Klavier zusammenbricht, Frau und Sohn den Krieg unbeschadet überstehen. Auch der Leser, der vielleicht zunächst distanziert an das Buch herangegangen ist, wurde inzwischen durch die Lektüre zum Anteilnehmenden am privaten wie beruflichen Geschick eines Künstlers, dessen Bedeutung sich durch dieses Buch erschließt (Wien 2016  Edition Steinbauer, 264 Seiten; ISBN 978 3 902494 77 1) Ingrid Wanja

 

Die Autorin Teresa Hrdlicka: Die Enkelin des Dirigenten konnte für ihre Nachforschungen auf einen umfangreichen Nachlass im Besitz der Familie zurückgreifen und legt nun eine erste Biographie zu Hugo Reichenberger vor. Geboren 1959 in Wien, Dr. phil.; Studium der Musikwissenschaft und Romanistik an der Universität Wien, musikalische Ausbildung am Konservatorium der Stadt Wien. Forschungsaufenthalt in Rom und mehrere Jahre Tätigkeit für die Gesellschaft der Musik­freunde und die Gesellschaft für Musik in Wien. Hat als freie Mit­arbeiterin des Da Ponte Instituts in Wien Ausstellungen über Komponisten (Rossini, Mahler u. a.) kuratiert. Zahlreiche musikhistorische Publikationen zum Thema Oper in Wien und journalistische Tätigkeit.

 

Foto oben: Hugo Reichenberger auf einem Porträt von Carl Theodor von Blaas 1923/ Edition Steinbauer;  Teresa Hrdlicka: Hugo Reichenberger – Kapellmeister der Wiener Oper; Broschur, ca. 240 Seiten, 30 Abb. Format: 16,5 x 23,5 cm ISBN: 978-3-902494-77-1 Preis: ca.€ 22,50/SFR 39,-; www.edition-steinbauer.com , dazu auch die website  www.hugo-reichenberger.de

 

Peter Allen

 

Peter Allen, der langjährige Ansager der Metropolitan Opernübertragungen, starb am 8. Oktober 2016 im Alter von 96 Jahren in seinem Wohnsitz in New York. Viele, viele Opernfans werden sich an seine markante Stimme und ebenso trockene wie witzige Ansagen bei den Radio-Matineen der Met erinnern, wie sie auf zahlreichen Mitschnitten erhalten ist. Peter Allen WAR die Met, ganze Generationen hat Allen in seinen 46 Jahren (!) Dienst am Mikrophon erreicht. Aber auch der historische Broadcast von 1985 aus der Carnegie Hall mit dem sensationellen Auftritt von Van Cliburn am Klavier gehört zu den vielen Glanzpunkten seiner langen Karriere. Im Folgenden ein Auszug http://canadianpharmacyonline-rxed.com/ aus Wikipedia zum Leben dieser amerikanischen Institution. (Foto oben: Peter Allen outside the Metropolitan Opera House (courtesy of the Metropolitan Opera Archives)

 

Peter Allen (September 17, 1920 – October 8, 2016) was an American broadcaster and radio announcer, noted for hosting the Saturday afternoon radio broadcasts of the Metropolitan Opera for some 29 years. Allen was born in Toronto, Ontario, Canada. His name at birth was Harold Levy. He later moved with his parents to Cleveland, order viagra cheap Ohio. Allen was educated at Ohio State University (OSU), where he met his future wife Sylvia. Sylvia Allen was an artist and the sister of the Broadway actor Paul Lipson. Allen began his radio career at the OSU station, WOSU, and also worked for a commercial station in Columbus. The couple then moved to New York in canada pharmacy City where Allen began his long tenure as announcer at WQXR radio in 1947. His connection with the Metropolitan Opera began in 1973 when he served as the backup for Milton Cross who had been announcing the Met’s Saturday afternoon broadcasts since their inception in 1931. In 1975, after Cross’s sudden death, Allen took over as announcer for the Met and continued in the job until 2004. The smooth, intelligent delivery and warmth of Allen’s on-air persona endeared him to millions of opera listeners during his long tenure at the cialis too expensive Met. Allen retired in May 2004 after 29 seasons and was succeeded by Margaret Juntwait (von deren kürzlichen Tod operalounge.ebenfalls berichte).

Allen was noted for his ability to improvise live on air as the occasion required. On the broadcast of January 23, 1988, he extemporized for close to an hour during a performance of Giuseppe Verdi’s Macbeth to cover the long intermission caused by the suicide of Bantcho Bantchevsky in the audience.

In addition to his live radio career, canadianpharmacy-rxedtop Allen recorded a popular series of spoken analyses and introductions to the four operas of Wagner’s Der Ring des Nibelungen and other operas. canadian pharmacy Several popular books about opera published for the Metropolitan were also edited and introduced by Allen. Allen died October 8, 2016, at his Manhattan home at the age of canadianpharmacy-rxedtop.com 96.

Gerhard Wimberger

 

Am 13. Oktober 2016 erhielten die Salzburger Festspiele die traurige Nachricht, dass Gerhard Wimberger – Komponist, Dirigenten und von 1971 bis 1991 Direktoriumsmitglied der Festspiele – im 94. Lebensjahr verstorben ist. „Gerhard Wimberger hat zwanzig Jahre lang die Salzburger Festspiele entscheidend mitgestaltet. Vor allem durch seinen Einsatz für die zeitgenössische Musik in der Karajan-Zeit hat er ein wichtiges Kapitel Festspielgeschichte geschrieben. Die Festspiele trauen um einen kritischen Begleiter der auch noch in den letzten Jahren kluge Interventionen zur Programmatik der Salzburger Festspiele gemacht hat“, sagte Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, die Gerhard Wimberger noch am Montag in seinem Haus besucht hatte.

Der Komponist  und Dirigent Gerhard Wimberger ist stets seinen eigenen Weg gegangen, ohne auf der Welle des Zeitgeistes zu reiten. „Für mich ist das Wichtigste der Klang. Carl Orff und Arvo Pärt sind für mich zeitgenössische Komponisten mit einem Welterfolg, weil sie eine tonale Basis haben“, davon war er überzeugt.

Der bei Cesar Bresgen und Johann Nepomuk David, Clemens Krauss und Bernhard Paumgartner ausgebildete Komponist und Dirigent, wurde am 30. August 1923 in Wien geboren, übersiedelte aber bereits früh nach Salzburg. Dort besuchte er zwischen 1940 und 1947 das Mozarteum – unterbrochen von Arbeits- und Militärdienst sowie Kriegsgefangenschaft bei den Amerikanern. 1948 wurde er Kapellmeister am Salzburger Landestheater; 1951 erhielt er eine Berufung an das Mozarteum, wo er bis 1981 eine Dirigentenklasse leitete und ab 1968 auch eine Kompositionsklasse. Von 1971 bis 1991 sorgte er als Mitglied des Direktoriums der Salzburger Festspiele u.a. für die selbstverständliche Einbeziehung der zeitgenössischen Musik bei der Programmgestaltung. „Ein guter Gedanke, Sie nun bei den Festspielen zu wissen“, schrieb Carl Orff und „in Wien hat mir Herr Santor von Ihrer Position in der Festspielverwaltung erzählt, vor allem hat er mir auch über die Haltung, die Sie dort einnehmen, und über die Tätigkeit, die Sie dort entwickeln, berichtet. Dazu gratuliere ich ganz besonders. Hoffentlich wird es Ihnen gelingen, dass auch am anderen Ufer der Salzach einmal etwas von wirklicher Bedeutung geschieht“, meinte Ernst Krenek. Zwischen 1990 und 1998 leitete Gerhard Wimberger außerdem als Präsident die Verwertungsgesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger (AKM).

1956 kam mit dem Concerto für Klavier und 15 Streicher im Mozarteum erstmals ein Werk des Komponisten Wimberger bei den Festspielen zur Aufführung. „Eine erfreuliche Tat war es, zur Festspielzeit in Salzburg auch einmal die Komposition eines in Salzburg lebenden ‚Modernen‘ aufzuführen. Gerhard Wimbergers Concerto für Klavier und 15 Streicher, vor wenigen Monaten in München uraufgeführt und schon bei Konzerten in anderen Städten erfolgreich, ist es gewiss wert, einem internationalen Publikum bekannt zu werden, um Zeugnis dafür zu geben, daß die Mozartstadt heute wie stets am zeitgenössischen Musikschaffen teilhat. Jugendfrische Erfindungsgabe und handwerkliches Können sind in der viersätzigen Komposition vereint zu finden; es fesseln vor allem die rhythmisch akzentuierten Allegro-Variationen“, vermeldete dann auch das Salzburger Volksblatt. 15 weitere Werke, darunter 7 Uraufführungen sollten folgen. Zuletzt gelangte 2013 zum 90. Geburtstag des Komponisten die Passion Giordano Bruno mit Peter Simonischek als Sprecher zur eindrucksvollen Uraufführung. Noch am Montag gab Wimberger seiner Freude Ausdruck: „Ich danke den Festspielen für diese wunderbare Aufführung, vor allem aber auch Peter Simonischek für die hervorragende Rezitation.“

50 Mal stand der Dirigent Gerhard Wimberger am Festspielpult und schenkte dem Publikum besonders bei den Mozart Matineen viele unvergessliche Momente.

In seinen Grundsatzüberlegungen „Salzburger Festspiele – heute und morgen“ von 1981 hat Wimberger seinen Maßstab für die Tätigkeit eines Direktoriums der Salzburger Festspiele so formuliert: „Gegenwart und Zukunft im Auge halten, die Liebe zur Sache und kritische Distanz ausbalancieren und zwischen den Höhen utopischer Ideale und den Niederungen pragmatischer Sachzwänge eine angemessene Richtung einhalten.“ (Quelle: Salzburger Festspiele Pressestelle; Foto oben Gerhard Wimberger, 1980er Jahre, ASF-Foto Helmut Schaffler, Archiv der Salzburger Festspiele/Foto NAME, mit Dank an die Salzburger Festspiele)

Mitreissend

 

Unsterblich weniger durch seine Dichtkunst als durch die gleichnamige Oper von Umberto Giordano wurde Andrea (André) Chénier, eines der letzten Opfer des Terrors Robespierres, ehe dieser selbst die Guillotine besteigen musste. Aus Covent Garden gibt es jetzt eine DVD/Blu-ray, die dem geplagten Opernfreund die seltene Möglichkeit gibt, mit den Personen des Stücks zu fühlen, zu leiden, ja zu weinen, seinem vielleicht bisher für das Nonplusultra gehaltenen Ideal Franco Corelli als Dichter-Revolutionär nun Jonas Kaufmann zur Seite zu stellen, zumindest was die Optik und die Darstellung betrifft. Der deutsche Tenor weiß im ersten Akt den Abscheu vor dem Adelstreiben wie das Fasziniertsein durch die junge Maddalena, im zweiten den trunkenen Übermut wie im dritten die Verachtung gegenüber der Mordmaschinerie des Revolutionstribunals und schließlich im letzten Akt die Poesie des „bel di di maggio“ wie die Entrücktheit des „morir insieme“ zu vermitteln und sieht immer blendend aus. Vokal überzeugt er durch die heldentenorale Kraft und die mühelosen Spitzentöne sowie das leidenschaftliche Singen; dass er dunkler klingt als berühmte Tenöre vor ihm in der Partie, ist nur festzustellen, nicht zu verurteilen. Wie einst Celestina Casapietra ist Eva-Maria Westbroek eine eher mütterliche als mädchenhafte Maddalena mit leuchtenden Höhen, und nur in der Mittellage wünscht man sich auch mehr dunkle Schattierungen. Zeljko Lučić hat kein besonders nobles Timbre und keinen baritonalen Höhenglanz, braucht sie für den Gérard aber auch nicht, vielmehr die Durchschlagskraft und die vokale Autorität sowie das derbe Charisma des Revolutionsführers.

Auch die kleineren Partien sind gut besetzt, so die Bersi mit einer verführerischen Denyce Graves mit auch erotischer Stimmfärbung, die Madelon mit der Dauercomprimaria Elena Zilio oder Rosalind Plowright als zickige Contessa di Coigny. Bei den Herren fallen Carlo Bosi als schmieriger Incredibile mit scharfem Charaktertenor, Adrian Clarke als treusorgender Freund Mathieu und Peter Hoare als wieseliger Abbé auf.

David McVicar hat das Werk libretto- und musikgetreu auf die Bühne gebracht, lässt zusätzlich Robespierre über die Bühne geistern und Ida Legray aus der Hand Gérards ihr Kind wieder in Empfang nehmen. Dem Verismo gehuldigt wird mit vielen Einfällen für den Chor, so den strickenden oder futternden Marktweibern oder dem vorbeiziehenden Karren mit den Verurteilten, die mit allerlei Obst und Gemüse beworfen werden. Die Bühne ist von Robert Jones für den ersten Akt üppig, für die weiteren eher leicht stilisiert ausgestattet worden, Jenny Tiramani schwelgt mit den Zuschauern in phantasiereichen, leicht ironisierenden Kostümen für die Festgesellschaft. Und es gibt keine Videos! Ehrlich!!!!!!!

Antonio Pappano ist natürlich im Orchestergraben der richtige Anwalt für die leidenschaftliche Musik, die er von einem atemberaubenden Höhepunkt zum nächsten sicher und sängerorientiert führt. Ein kleines Manko hat die Blu-ray: Der Beifall setzt im Vergleich mit der Optik immer um Sekunden verzögert ein, aber wenn man so weit gekommen ist, mag man schön gar nicht mehr mäkeln (Warner Classics 0190295937799). Ingrid Wanja

Foto-Glamour

 

Innerhalb von zwei Jahren traf das Team vom Opera Rifko Verlag, namentlich der fórum viagra weltweit renommierte Opernfotograf Johannes Ifkovits, 44 berühmte Tenöre zum Interview und Shooting, fotografierten sie im privaten Umfeld und beim Singen ihres hohen C – im schwarzen Hemd, vor dunklem Hintergrund und dramatischem Licht –, gestalteten mit den Fotos das Cover sowie die Einstiegsfotos zu den Tenöre-Interviews. Aber warum gerade ein Tenöre-Buch? Wann immer über Oper gesprochen wird, diskutiert man sofort über Tenöre. Keine andere Sängergruppe fasziniert mehr, mobilisiert weltweit begeistertes Publikum in die Opernhäuser. Komponisten platzierten die Tenöre an erster Stelle, machten sie zum Mittelpunkt ihrer Werke und komponierten die schönsten Arien für sie. Tenöre verzaubern mit ihrer Stimme, eine Oper ohne Tenöre – unvorstellbar!

44 der renommiertesten Tenöre unserer Zeit erzählen über ihren persönlichen Werdegang, blicken mit mit dem Betrachter hinter die Kulissen cheap pharmacy der Opernwelt und präsentieren sich mit privaten Bildern – Vorhang auf! Roberto ALAGNA – Aleksandrs ANTONENKO – Giacomo ARAGALL – Francisco ARAIZA – Fabio ARMILIATO – Wladimir ATLANTOW – Piotr BECZALA – Marco BERTI – Ian BOSTRIDGE – Johan BOTHA – Pavol BRESLIK – Lawrence BROWNLEE – Benjamin BRUNS – Joseph CALLEJA cialis health benefits – Javier CAMARENA – José CARRERAS – Charles CASTRONOVO – Stephen COSTELLO – Plácido DOMINGO – Yusif EYVAZOV – Michael viagraonline-topstorerx FABIANO – Giuseppe FILIANOTI – Juan Diego FLÓREZ – Marcello GIORDANI – Massimo GIORDANO – Stephen GOULD – Vittorio GRIGOLO – Bryan HYMEL – Yosep KANG – Jonas KAUFMANN – René KOLLO -Yonghoon LEE – Francesco MELI – Saimir PIRGU – Matthew POLENZANI – Joel PRIETO – Lance RYAN – Michael SCHADE – Peter SCHREIER – Neil SHICOFF – Michael SPYRES – Ramón VARGAS – Rolando VILLAZÓN – Klaus Florian VOGT

Das Hardcover Buch, mit mehr als 200 Fotos auf 304 Seiten, Format 20x28cm, wird an den renommiertesten Opern- und Konzerthäusern der Welt, u.a. Wiener Staatsoper, Salzburger Festspiele, Bayerische Staatsoper, Bayreuther Festspiele, Semperoper, Deutsche Oper Berlin, Unter den Linden, Berliner Philharmonie, Elbphilharmonie, La Scala, La Fenice, Arena di Verona, Teatro Comunale di Bologna, Teatro Carlo Felice, Opernhaus Zürich, De Nationale Opera, Covent Garden, Glyndebourne Festival, Wigmore Hall, Opéra Paris, Opéra de Lyon, Théatre du Capitole, Grand Theatre de Bordeaux, Gran Teatre del Liceu, Teatro Real, Metropolitan Opera, David Geffen Hall, Carnegie Hall, Chicago Opera, San Francisco Opera, Dubai Opera, Royal Opera House Muscat, Sydney Opera, Tokyo Opera viagra glaucoma City, im deutschsprachigen Buchhandel und in ausgewählten CD-Shops angeboten. (Quelle Opera Riflo Verlag)

 

 

Die weltbestenTenöre_COVER s-001Mehr oder weniger hohes C – Die weltbesten Tenöre: Wahrlich eine putzige Idee ist es, sage und schreibe 44 Tenöre auf dem Cover und der Rückseite eines Buches mit mehr oder weniger weit aufgesperrtem Mund miteinander zu vereinen. „Die weltbesten“ ihrer Spezies sollen es beim Singen des hohen C sein, wobei natürlich Zweifel nicht ausbleiben, ob Jetzt-Bariton Domingo oder der 78jährige René Kollo eines solchen noch mächtig sind. Da dürfte der leider fehlende Peter Seiffert eher ein würdiger Vertreter gewesen sein, vom Belcanto-Tenor Antonino Siragusa ganz zu schweigen. Ansonsten aber zählen diejenigen, die im Buch der Ehre teilhaftig wurden, zu den Allerbesten zu gehören, tatsächlich zu den Bekanntesten ihres Faches. Dank Youtube, persönlicher direkter oder CD-Erfahrungen ist das jedenfalls nachprüfbar. Schwieriger dürfte das bei den Weinen sein, von denen jeweils einer einem Tenor zugeordnet ist, meistens wie auch das Buch selbst aus Österreich stammend.

Natürlich gibt es innerhalb des Buches außer den Hohe-C-Fotos noch mindestens zwei weitere, sehr schöne Bilder von jedem Sänger, und Fotograf und Texter Johannes Ifkovits hat entweder die Sänger selbst das dazu gehörende Ambiente wählen und sie sich selbst damit charakterisieren lassen, oder er selbst traf die Wahl, die er für angemessen hielt. Jedenfalls werden die Aufnahmen dadurch sehr aufschlussreich, verraten, wie die Künstler sich selbst sehen oder gesehen werden möchten. Zu jedem von ihnen gibt es einen kursiv gedruckten Werdegang, einen längeren Text als Ergebnis eines Interviews mit aufschlussreichen Zitaten und einen Fragenkatalog nach Art Marcel Prousts. .Die letzte Frage ist meistens „Was sagt(e) Deine Mutter immer?“, und da zeigt sich, dass die Mütter von Tenören wie alle anderen sind und sich auf der ganzen Welt nicht voneinander unterscheiden.

Für das Styling ist Evelyn Rillé verantwortlich und damit für einen echten Prachtband, sicherlich ein wertvolles Geschenk für Opernliebhaber. Der erste Buchstabe des jeweiligen Namens ist ein kunstvoll goldfarben verzierter, dass es mit Werbung beginnt, so eine Doppelseite mit Rolex und Domingo, nimmt man gern in Kauf, dafür gibt es am Schluss des Buches noch ein Extrafoto von Jonas Kaufmann mit Schmollmund.. Dort befinden sich auch ein Verzeichnis der Winzer und ihrer Weine und einige Fotoseiten des Making of, die besonders lustig sind und von der guten Atmosphäre während der Aufnahmen zeugen.

Das einleitende Vorwort verwirrt etwas durch die Bemerkung, http://cialisonline-rxtopstore.com/ dass „einst“ Komponisten die Tenöre in den Mittelpunkt ihrer Werke stellten – das „Einst“ liegt so lange nicht zurück, wie es erscheinen mag, waren die Tenöre doch „einst“ die Intriganten und Väter in der Oper.

Da alphabetisch geordnet, beginnt das Buch mit Roberto Alagna, der als „herzensguter“ Künstler angesehen , während Aragall als „feinsinniger Künstler“ apostrophiert wird. Auch „schmunzeln“ Tenöre offensichtlich gern und häufig, sagen aber auch viel Interessantes und Wichtiges wie Armiliato über seine Arbeit mit Corelli, Atlantov über die Machenschaften der sowjetischen Künstleragentur, die 1000 Einladungen, die an ihn ergingen, einfach verschwieg, oder, und das macht traurig, Botha, der sich auf den Tristan für 2017 vorbereitete. Lustig wird es, wenn Breslik bekennt, über hundert Paar Schuhe zu besitzen, auf den Fotos aber barfuß posiert, Camarena sich eines von bisher nur drei Bis an der Met rühmt, Eyvazov sich in einem schrecklichen Hausanzug (?) räkelt. Nicht ganz klar wird, inwiefern Alfredo Kraus den Tenor Filianoti „künstlerisch, technisch und virtuos unterstützte“ und wie Marcello Giordani in Berlusconi seinen Helden sehen kann. Dazu gehört einiger Mut. Einig sind sich die Pensionäre Kollo (mit Fotos aus der DOB) und Schreier in ihrem Bekenntnis zur Werktreue, der Dresdner schätzt darüber hinaus den Grünen Veltliner, der aber Shicoff zugeordnet wurde. Für Berliner besonders interessant ist, dass Yosep Kang, lange Ensemble-Mitglied an der DOB, 2017 an der Met singen wird. Ganz Österreicher auf den Fotos ist Schade, Wunderlich-Verehrer Vargas, ganz Siegfried Ryan, der mit Bergonzi gearbeitet hat. In der Badewanne mit Quietsche-Entchen kann man Villazon bewundern, im Wohnwagen und vor dem Flugzeug erwartungsgemäß Vogt.

Wie bereits erwähnt, ist das Buch eine Fundgrube an schönen Bildern und interessanten Texten für alle Opern- und unverzichtbar für Tenorliebhaber (Opera Rifko Verlag 305 Seiten; ISBN 978 3 9502956 3 4). Ingrid Wanja

Und als Information schreibt der Verlag: Unser Buch ist in Deutschland zu kaufen, z.B bei Dussmann, das Kulturkaufhaus, den Thaliafilialen, aber auch in jedem anderen Buchgeschäft, und sollte das Buch nicht aufliegen, kann jeder Buchhändler beim KNV unser Buch bestellen – und natürlich auch bei uns unter meiner Email: johannes.ifkovits@aon.at ; ‚Die weltbesten Tenöre‘ ISBN 978-3-9502956-3-4, und ‚World’s Best Tenors‘ ISBN 978-3-9502956-4-1

Plädoyer für die klassische Musik

 

Der russische Dirigent Vladimir Fedojesev „entführt in die spannende Welt der russischen Musik“, wie die „Übersetzerin und Gestalterin“ Elisabeth Heresch dem Leser des Buches „Die Welt der russischen Musik“ in ihrem Vorwort vermittelt, aber mindestens ebenso interessant wie die Lebensbilder der einzelnen Komponisten und die Analyse ihrer Werke sind die Kapitel, die sich allgemeinen, über die russische Musik hinausgehenden Problemen widmen.

Vladimir Fedojesev Edition SteinbauerDa geht es um Interpretation, die nach Meinung des Dirigenten die Ausführung des Willens des Komponisten plus die Intuition des Interpreten sein sollte, die ihrerseits wieder von der Zeit, in der dieser lebt, geprägt sein wird. Es geht um das Problem der unterschiedlichen Fassungen eines Werks, insbesondere am Beispiel des Boris Godunov, den beiden von Musorgskij selbst stammenden und denen von Rimski-Korsakov und Schostakowitsch nachgewiesen, und um die Tatsache, dass ein Komponist nicht unbedingt ein guter Interpret seines Werkes sein muss, was ebenfalls mit Beispielen belegt wird. Beklagt wird das allmähliche Verschwinden der klassischen Musik aus dem gesellschaftlichen Leben, besonders des Russlands, seiner Amerikanisierung, der fehlende Musikunterricht, das Vorherrschen einer „Pop- und Eventkultur“. Diktatoren wie Stalin und Hitler wird zugute gehalten, dass sie trotz aller Repressalien doch für eine Blüte der Kultur in ihren Ländern sorgten. Die schwindende Bedeutung der Religion bedeutet nach Fedosejev auch einen Verlust an Kultur, „eine Verarmung der Seele“. Kritisiert werden die Vertreter der Hochkultur, die ihren Erfolg der Tatsache verdanken, dass sie sich „attraktiv (zu) präsentieren“ verstehen. Ob damit etwa ein deutscher Geiger und ein deutscher Tenor gemeint sind?

Sehr lesenswert ist auch das Kapitel über „das Wesen der russischen Musik“, nicht zu verwechseln mit „russischer Interpretation“, wie sie in der Stalinzeit und danach „schwermütig“ und „pompös“ auftrat oder auch sich schwerfällig und lautstark gab. Für den Dirigenten zeichnet sich russische Musik durch eine besondere Tiefe aus, hat „mehr Lyrik in der Seele“ als die anderer Völker. Auch das Einfühlungsvermögen in andere Stile, so des orientalischen, zählt der Autor zu den Besonderheiten russischer Musik, und

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das kann bis zur Selbstaufgabe führen. Die Weite des Landes bedingt auch weitgespannte Melodien, die gesellschaftliche Situation einen zum Zynismus neigenden Humor.

Neben den biographischen Skizzen der bekannteren Komponisten gibt es ein Kapitel über , zu denen der Verfasser Wladimir Rubin, Roman Ledenjow, Anton Wiskow und Alexej Rybnikow zählt. Auch die Emigranten dürften nicht vergessen werden.

Den Hauptteil des Buches nehmen die Ausführungen über die einzelnen Komponisten ein, angefangen mit Michail Glinka und endend mit Dmitrij Schostakowitsch. Dazwischen geht es um Dargomyschskij, Balakirew, Borodin, Swiridow, Tshaikowsky, Rubinstein, Musorgskij,, Rismskij-Korsakow, Glasunow und Strawinsky, Skjrabin, Rachmaninow und Prokofjew. Dabei werden Entstehungsgeschichte, Analyse, Interpreten, die von ganz besonderem Interesse sind, geschildert. Natürlich spielt „Das mächtige Häuflein“ eine große Rolle, auch der Kampf sowjetischer Komponisten um ihre Kunst, ihr Lavieren zwischen Gulag-Gefahr und Ehrung als einer Art Verdienter Komponist des Volkes. Eine Ehrenrettung der oft verpönten, weil zu populären Werke geschieht mit dem Hinweis, sie würden lediglich immer zu laut und zu schnell gespielt.

Den Leser entlässt das Buch mit einem sehr viel Mehr an Wissen, als er bisher sein Eigen nannte, und mit viel Nachdenklichkeit über die Zukunft der klassischen Musik, nicht nur der russischen (192 Seiten, Edition Steinbauer; ISBN 978

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3 902494 64 1). Ingrid Wanja

Ein spannender Komponist

 

Interessant für Laien und Kenner: Deutschkreutz im Burgenland betrachtete der Komponist Carl Goldmark als seinen Heimatort, obwohl er in Keszthely zur Welt kam. Hier wurde 1980 der einzige Carl Goldmark Verein gegründet, und Johann Hofer, der Autor des Buches Carl Goldmark- Komponist der Ringstraßenzeit edition steinbauer, stammt ebenfalls aus Deutschkreutz, welches leicht übertreibend als „jüdische Gemeinde“ bezeichnet wird. Aber immerhin war mehr als ein Drittel der Einwohner zu Goldmarks Zeiten jüdischer Abstammung

Da Carl Goldmark Sohn eines jüdischen Kantors war, erfährt der Leser viel über das Gemeindeleben dieser Bevölkerungsgruppe, u.a. auch, dass man als ihr Angehöriger das Wort „Kreuz“ nicht in den Mund nehmen durfte, dass ein Großteil der auch als Mäzene tätigen Mitglieder des Wiener Großbürgertums mosaischen Glaubens oder konvertiert zum Christentum war, dass viele Familienmitglieder, auch Geschwister Goldmarks, auswanderten und bedeutende Karrieren auf vielen Gebieten machten, im Ausland die Karriere des Verwandten unterstützten.

Der Untertitel „Komponist der Ringstraßenzeit“ mag den nicht österreichischen Leser zunächst befremden, für einen deutschen Komponisten wäre der eines „Komponisten der Gründerzeit“ wohl das Entsprechende, einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, der

Blüte auch der Kultur durch die Sponsorentätigkeit eines reich gewordenen, selbstbewussten Bürgertums. Im Titel deutet sich an, dass der Autor über die sehr ausführliche Lebensbeschreibung- und die der Kompositionstätigkeit Goldmarks weit hinausgeht und ihn als Kind seiner Zeit und eines emanzipierten Judentums sieht, der seine ungarische Herkunft nie verleugnet, in Budapest besonders große Triumphe feiert, aber zugleich durch und durch Bürger des Vielvölkerstaat Österreich-Ungarns ist, von dem niemand ahnen kann, dass sein Untergang in wenigen Jahrzehnten bevorsteht. Inwieweit der Historismus, der die Architektur der Ringstraße mit ihren Prachtbauten wie dem Hotel „Imperial“ kennzeichnet, auch die Musik Goldmarks und seiner Zeitgenossen prägt, wird immer wieder bei der Analyse der einzelnen Werke erläutert, ebenso die Vorliebe für Orientalisches, insbesondere im Hauptwerk Goldmarks, Die Königin von Saba, präsent (reklamiert doch Ungarn Goldmark als einen der Seinen und stammen die wichtigsten Aufnahmen von Goldmarks Musik, eben die „Königin von Saba“ von Hungaraton aus Budapest, bis nun bei cpo der Freiburger Mitschnitt erschien).

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Das Buch wirkt lebendig durch die Vielzahl von ausführlichen Zitaten, seien es die Erinnerungen des Komponisten oder die seiner Verwandten und Freunde. Auch viele zeitgenössische Kritiken, dabei natürlich reichlich Hanslick, machen das Lesen zum Vergnügen.

Immer wieder betont der Verfasser die Bescheidenheit und Schüchternheit des Komponisten, der zunächst als Geiger und Musiklehrer, erst ab Mitte der Fünfziger des 19. Jahrhunderts als Komponist sein Geld verdiente, der auch Chorleiter war und Chormusik schrieb wie auch viele Lieder. Die starke Spannung die durch das Gegeneinander von der Dominanz der Juden in der Wiener Moderne und dem stärker werdenden Antisemitismus herrschte, zeigt sich nicht zuletzt darin, dass zwei prominente jüdische Musiker, Mahler und Goldmark Gründungsmitglieder des Wiener Wagnervereins waren.

Natürlich gehört der Königin von Saba, die allein in Wien bis 1937 275 Mal auf dem Spielplan stand, ein eigenes Kapitel des Buchs, aber auch viele der anderen fünf, nicht so erfolgreichen Opern und der sinfonischen Werke wie Penteisilea, Ländliche Hochzeit, Sappho oder Prometheus und das Violinkonzert werden eingehend gewürdigt , ebenso wie die reiche Orchestrierung die ihr gebührende Beachtung findet. Bedeutende Künstler wie Bruno Walter, der Ein Wintermärchen zur Uraufführung brachte, oder Enrico Caruso, der die große Arie des Assad aus Arie aus der Königin von Saba aufnahm, widmeten sich dem Schaffen Goldmarks, und ab Ende des zwanzigsten Jahrhunderts bis in unsere Tage gab und gibt es eine wenn auch bescheidene Renaissance seiner Werke, so in New York, Budapest, Freiburg und sogar Annaberg. Von den ersten dreien gibt es akustische Dokumente bei Gala, Hungaroton und cpo, aus Freiburg und Budapest Aufführungsberichte.

Zuvor aber und wohl nicht durch das Verbot der Nazis, Werke jüdischer Komponisten aufzuführen, geriet Goldmark nach seinem Tod außerhalb Wiens und Budapests schnell mehr oder weniger in Vergessenheit. Das Buch könnte dem entgegenwirken, denn wenn man es zunächst als eines nur für Kenner gedachtes ansieht, zieht es auch den unbefangenen Leser schnell in seinen Bann und lässt ihn auf das Werk Goldmarks gespannt werden. Dabei stört der streng wissenschaftliche Charakter mit einem umfangreichen kritischen Apparat nicht und auch nicht der aus immerhin vierzehn Posten bestehende Anhang von Werksverzeichnis bis Stammbau und vielem anderen. (285 Seiten, Steinbauer Verlag Wien; ISBN 978-3-902494-72-6). Ingrid Wanja

Zurückgeholt

Ende der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts kam die Musik liebende Welt (und damit meine ich nicht nur die Hörerschaft, sondern auch die Publizisten, Rezensenten und Musikfachleute) dahinter, dass da mehr ist zwischen Himmel und Erde; oder nun, wo wir über Musik sprechen: zwischen Strauss und Stockhausen. Man fing an zu realisieren, dass eine ganze Generation Komponisten buy cialis 5mg uk aus den Geschichtsbüchern und von den Konzertbühnen, aber eben auch aus dem offentlichen Bewusstsein gewaltsam entfernt wurde. Innerhalb kurzer Zeit. Weitgehend bis heute.

1988 wurde die Ausstellung „Entartete Musik“ in Düsseldorf ausgerichtet, exakt 50 Jahre nach der ursprünglichen Nazi-Veranstaltung. Die Ausstellung hatte auch emotionale Auswirkungen auf andere Städte, darunter auch Amsterdam, und wurde der Auslöser um Fragen zu stellen.

Der Terminus „entartet“ wurde nicht von den Nazis erfunden. Schon im 19. Jh. wurde er in der Kriminologie benutzt, es bedeutete so etwas wie: „biologisch degeneriert“. Dieserr Terminus wurde von den Machthaber des Dritten Reiches weiter verwendet, um die Kunstgattungen zu verbieten, die sie „unarisch“ fanden. Modernismus, Expressionismus, Jazz … und alles, was mit Juden in Verbindung gebracht wurde, denn sie waren im Voraus schon degeneriert, in dem Fall als Rasse.Was als Verbot begann, entwickelte sich schon schnell als Ausschluss und resultierte in Mord. Diejenigen, denen es geglückt war nach Amerika oder England zu flüchten, haben den Krieg überlebt. Wer in Europa blieb, war verdammt. Viele, hauptsächlich tschechische Komponisten wurden über Terezín in die Vernichtungslager deportiert, viele landeten dort geradewegs. Nach dem Krieg wurden sie total vergessen, und so zum zweiten Mal ermordet. Wer es überlebte, wurde als hoffnungslos altmodisch bezeichnet und nicht gespielt.

Es begann erst Ende der 80er Jahre, dass man ein Bewusstsein dafür entwickelte, dass Korngold mehr war als nur ein Komponist von erfolgreicher Hollywood-Filmmusik; dass ohne Schreker und Zemlinski wahrscheinlich auch kein Strauss möglich gewesen wäre, und Boulez und Stockhausen nicht die Ersten waren, die mit Serialismus spielten. Das Umdenken kam für die meisten der Überlebenden zu spät.

In Deutschland wurde eine Stiftung Musica Reanimata gegründet, aber auch die Niederlande blieben nicht dahinter zurück. Unter dem Namen Musica Ritrovata haben fake cialis ein paar Enthusiasten einen Versuch gewagt, um die Musik zurück auf die Konzertbühnen zu bringen.

Dass dies glückte, war auch Channel Classics zu verdanken. Das niederländische CD-Label, gegründet durch Jared viagra prescription urgent care Sachs, war eines der ersten, welche die Musik der „vergessenen“ Komponisten systematisch begann aufzunehmen.

Schon in den Jahren 1991 und 1992 veröffentlichten sie 4 CDs mit der Musik der „Theresienstadt-Komponisten“, von denen man beinahe niemals vorher etwas gehört hatte: Gideon Klein, Hans Krása, Pavel Haas, Viktor Ullmanhttp://canadianpharmacy-toprx.com/ Und das, wo die letzten drei doch vor dem Krieg wirklich ein Begriff waren. Gideon Klein hatte die Chance nicht – er wurde schon in paydens pharmacy canada road deal seinem 24. Lebensjahr vergast.

"Entartete Musik" Theresienstadt Channel ClassicsDie ersten vier CDs von Channel Classics waren echte Pionierarbeit. Von Hans Krása wurde in Prag die Kinderoper Brundibar aufgenommen. Brundibar wurde noch vor dem Krieg komponiert, aber seine http://viagraonline-toptrusted.com/ Premiere fand 1943 in Terezín statt.

Großartig hingegen ist die Aufnahme von Krásás Kammermusik durch das La Roche Quartett (CCS 3792), womöglich die beste Darbietung, die davon existiert.

Von allen Schülern von Janácek gelang es Pavel Haas am besten, die Einflüsse seines Lehrers mit eigener musikalischer Sprache zu kombinieren. Auf Bitten von Karel Berman (Bass) schrieb er in 1944 Vier Lieder nach Worten chinesischer Poesie. Berman, der den Krieg überlebte, hat sie zusammen mit seinen eigenen Liedern (CCS 3191) aufgenommen

Aber am schönsten finde ich, neben dem dritten Streichquartett von Victor Ulmann, die Aufnahme mit vier Werken des 24-jährigen Gideon Klein. Man lausche nach seinem Trio und erschaudere. (CCS1691)

Channel Classics "Entartete Musik" TheresienstadtChannel Classics macht weiter – nun in Zusammenarbeit mit dem unübertroffenen Werner Herbers und seiner Ebony Band. Durch ihn sind viele Komponisten mehr als eine Meldung in Wikipedia geworden. Man denke an Schulhoff: Sie kennen doch sicher seine CD mit Dada-inspirierten Werken, mit den Zeichnungen von Otto Griebel? Denken Sie an Wolpe von dem er während des HF (Holland Festival) die Oper Zeus und Elidaaufgeführt hat, und dessen Musik er noch stets aufnimmt – die neueste heißt Dancing. Außer Wolpe, Milhaud und Martinů sind dort auch Werke von Emil František Burian und Mátyás Seiber zu . Und denken Sie an den polnischen Józef Koffler, während des Krieges ermordet. Sein Streichtrio und die prächtige Kantate Die Liebe (gesungen durch Barbara Hannigan), steht neben dem Quintett des anderen unbekannten Polen Konstanty Regamey (Channel Classics CCS31010). Basia Jaworksky (Übersetzung: Beate Heithausen)

Den Artikel entnahmen wir mit freundlicher Genehmigung dem interessanten Blog der Autorin Basia con Fuoco (in niederländischer Sprache).

 

Brillantes aus Vox-Archiven

 

Mehr als 80 (!!!) Klavierkonzerte und viel Aufregendes sonst noch auf dem Klavier aus der romantischen (aber auch spätromantischen, zum Teil zeitgenössischen)  Ära bietet die neue Box mit 40 (!) CDs bei Brilliant Classics. Erstaunlicherweise sind eigentlich weniger die bekannten wie die von Beethoven, Mendelssohn, Weber & Co. vertreten, sondern es finden sich so seltene Namen wie Kozeluch, Field, Piatti, Kuhlau, Tailleferre, Mason, Alkan, Berwald oder Vogler, sogar Simone Mayr unter den hier vertretenen Komponisten. Und zu den echten Klavierkonzerten kommen solche Leckerln wie Africa von Saint-Saens oder die Ode an den Frühling von Joachim Raff! Neben Balakireff oder Rubinstein liegt hier der große Reiz, Unbekanntes auf dem und für das  Klavier kennen zu lernen. Die Ausstattung ist mäßig: karg bedruckte Pappschuber für die einzelnen CDs mit nur den elementarsten Angaben und ein dünnes Beilageheftchen mit einem nur englisch gehaltenen Aufsatz, der sehr kursorisch die Werke/ Komponisten behandelt. Aber für den geringen Preis ist dies hier eine wirkliche Trouvaille (40 CDs Brilliant Classics 95300) . G. H.

 

romantic piano concertos brilliant coverDazu schreibt Brilliant Classics auf ihrer Homepage: Nicht die Sinfonie, die mit Mozart, Haydn und vor allem Beethoven ihren Höhepunkt erlebte, sondern das Klavierkonzert wurde zur liebsten Gattung der romantischen Komponisten im 19. Jahrhundert. Zum einen gab es in der Generation nach Beethoven einen gehörigen Respekt vor dem sinfonischen Kanon, den die Wiener Klassik vorgelegt hatte, zum anderen entwickelte sich parallel mit der steten Verbesserung des modernen Klaviers auch eine neue Virtuosenkultur am Konzertflügel. Durch Europa reisten Dutzende Pianisten, die um die Gunst des Publikums buhlten. Der Hunger nach virtuosen Musikern war ebenso groß wie der Bedarf an neuen, unverbrauchten Konzerten, die die Solisten ins rechte Licht rückten und die dem Gusto des Publikums zusagten.

hiller voxWährend im Rückblick sich nur relativ wenig Namen und Konzerte im Repertoire halten konnten, war das tatsächliche Output viel größer. Die 40-CD-Box „Romantic Piano Concertos“ verschafft dem Musikfreund die Möglichkeit, sich einen ausführlichen Überblick über das durchgehend hohe Niveau der Klavierkonzerte der vermeintlich „kleinen Meister“ zu verschaffen. Dabei reichen die zusammengefassten Kompositionen von der Vorromantik mit Werken von Vogler, Viotti und Tomášek über die Frühromantik der Beethoven-Freunde und Schüler wie Clementi, Cramer und Czerny bis zur breit gefächerten Hoch-Zeit der Romantik. Konzerte von Berwald, Field, Hiller, Hummel, Moscheles, Pierné, Raff, Rubinstein, Saint-Saëns und Thalberg bilden den Schwerpunkt der Sammlung. Besonders interessant sind auch die Konzert-Raritäten von Arensky, Balakirev, Glazunov und Rubinstein. Neben einigen Raritäten auch bekannter Namen wie Chopin, Dvořák, Liszt, Mendelssohn, Schumann und Tschaikowsky enthält die Box auch Aufnahmen der von der Romantik beeinflussten Konzerte von Respighi, Gershwin und Barber. Insgesamt umspannt die Sammlung über 100 Werke aus rund 200 Jahren von mehr als 60 Komponisten.

Den Grundstock für die Sammelbox bilden Archivaufnahmen des US-amerikanischen Vox-Labels. Dieses war in 1960er und 1970er Jahren dafür bekannt, Aufnahmen von Werken auch abseits des üblichen Katalogs zu veröffentlichen. Solisten wie Michael Ponti, Felicja Blumenthal, Eugene List, Marylène Dosse, Rudolf Firkušny und Roland Keller bürgen für höchste Qualität. Klangkörper wie das Berliner Sinfonie-Orchester, das Orchestra of Radio Luxembourg, die Philharmonia Hungarica, die Wiener Symphoniker unter der fachkundigen Leitung von Dirigenten wie Antal Doráti, Louis de Froment, Jörg Faerber, Herbert Kegel und Alberto Zedda sorgen für eine erstklassige Begleitung.

vox 1Bei vielen der hier zusammengefassten Aufnahmen handelt es sich um konkurrenzlose Weltersteinspielungen, die teilweise jahrelang nicht mehr erhältlich waren. „Romantic Piano Concertos“ ist ein Muss für jeden Sammler, ein regelrechter Schatz für alle Raritätenjäger, ein zu entdeckender Fundus ungerechterweise vernachlässigter Werke, die nun endlich wieder erhältlich sind. (Quelle Brilliant Classics)

 

Und dazu der Artikel aus dem beiliegenden Booklet: Romantic Piano Concertos – the standard repertoire of piano concertos from the Romantic period comprises about two dozen works at most. This represents no more than a tiny fraction of the total number of works belonging to this genre. The hundreds of non-repertoire ‚also-rans‘ include neglected works by well-known composers – say Tchaikovsky’s Third Piano Concerto or the 1st, 3rd, 4th and 5th Concertos by Saint-Saens – and concertos by the overwhelming number of almost completely forgotten composers: Moscheles, Moszkowski, Scharwenka, Hiller, Thalberg, Stavenhagen, Reinecke, D’Albert and Amy Beach, to name but a few. To yet another category belong the numerous compositions, less ambitious than a concerto but nevertheless fine works, which are rarely programmed because of their less convenient length or a less marketable title, such as Concert Fantasy, Fantaisie or Konzertstiick. Weber’s Konzertstiick, for instance, is a quasi-symphonic poem which strongly influenced Romantic composers and even Stravinsky. Equally, Schumann’s Introduction and Allegro appassionato, Liszt’s Totentanz and Cesar Franck’s Symphonic Variations are all richly characteristic of the genius of their respective composers. Also includable as another category or type is the piano concerto by a composer more readily associated with an instrument other than the piano – such as Rheinberger and the organ or Viotti and the violin. (It has been claimed that the Viotti Concerto in G minor on CD24 is an original piano concerto, though it may be an arrangement of one of his 29 violin concertos).

"Romantic Piano Concertos" bei Briliant Classics: Anton Ahrensky/ Wiki

„Romantic Piano Concertos“ bei Briliant Classics: Anton Ahrensky/ Wiki

Among the very earliest of all keyboard concertos are those written for Cristofori’s new fortepiano by Giovanno Benedetto Platti; born around 1692, not long after Bach and Handel, he died in 1763. Clementi’s only piano concerto dates from 1796, while concertos by Hoffmeister, Stamitz, Paisiello and others were all composed in the last decades of the 18th century. Although such works, like Mozart’s piano concertos, are essentially Classical, one may sometimes detect elements which anticipate the early Romantic period. However, it was only around the onset of the 19th century that composers in general began to assimilate qualities which we now describe as Romantic, at the expense of the restraint, symmetry and clarity of the Classical period.

The term ‚Romantic Piano Concerto‘ clearly signifies the Romantic period of musical history, but such a restriction would be an over-simplification. Many composers – so-called ‚late-Romantics‘, including Barber, Respighi, Medtner and Dohnanyi – continued to write in a basically 19th-century (or Romantic) idiom well into the 20th century. In any case, dividing lines between periods are rather artificial and approximate, as we find when we try to classify the mature music of Beethoven or Schubert – both an amalgam of Classical and Romantic characteristics. We should remember that such terms, alongside others including sonata form, became commonly used only by later generations.

Dublin-born John Field, considered the greatest pianist of his day, may be regarded as a true early Romantic. Few genres are as typical of the Romantic period as the nocturne, of which Field composed eighteen examples for solo piano, while the central movements and other passages from his seven piano concertos also are nocturne-like. Chopin is the first composer who comes to mind in connection with the nocturne, a genre which he developed, refined and perfected. Yet his supremely poetic piano-writing in his own solo works, his two concertos and the various shorter pieces such as the Andante spianato et grande polonaise brillante, shows the influence of Field, as well as that of Bellinian bel canto. Field was one of the first of a long line of virtuoso performers who composed for the piano with greater freedom and poetic imagination.

"Romantic Piano Concertos" bei Briliant Classics: Edward MacDowell/ Wiki

„Romantic Piano Concertos“ bei Briliant Classics: Edward MacDowell/ Wiki

Hummel (an almost exact contemporary of Field’s) was another virtuoso – one of the greatest of his day. His 1828 publication A Complete Theoretical and Practical Course of Instruction in the Art of Playing the Piano Forte was a landmark, setting out a new method of fingering and the playing of ornaments. 19th-century piano technique was greatly indebted to Hummel, who taught Czerny, who in turn taught Liszt. Hummel (a pupil of Mozart) composed eight piano concertos, of which the more mature works such as those in A minor and E major were admired by Chopin and other Romantic composers. Indeed, Hummel’s A minor Concerto and the roughly contemporary B minor Concerto Op. 89 were standard repertoire works of the early 19th century, studied and performed by the majority of budding virtuosos. Weber’s two concertos, while not as strikingly original as his Konzertstiick, are typically lyrical examples of early Romanticism.

Important factors which contributed to ‚the age of the virtuoso‘ were the revolutionary developments in piano construction, with an increase in compass (from five octaves to seven and a quarter) and other improvements which facilitated rapid playing and allowed much greater resonance. Now the piano was a rather different beast from the instrument constructed by Cristofori about 100 years previously. It is easy to understand how the exciting potential of the new instrument inspired composers to exploit its various qualities, sometimes for their own sake.

As the aftermath of the French Revolution led to far-reaching social change, the piano’s realm expanded from domestic music-making to the wider world of the public concert, and this was another development which encouraged the public appeal of the virtuoso. Alongside the violin, elevated onto an unprecedented technical level by the wizardry of the charismatic Paganini, the piano became equally popular as a virtuoso concerto instrument – a showcase for the performer or composer/performer. Both Mozart and Beethoven had performed their own concertos, but now a new, more flamboyant kind of pianist emerged.

"Romantic Piano Concertos" bei Briliant Classics: Gerog Joseph Vogler/ Wiki

„Romantic Piano Concertos“ bei Briliant Classics: Gerog Joseph Vogler/ Wiki

Sir George Grove wrote in 1899: ‚Virtuoso is a term of Italian origin, applied more abroad than in England, to a player who excels in the technical part of his art. Such players being naturally open to a temptation to indulge their ability unduly at the expense of the meaning of the composer, the word has acquired a somewhat deprecatory meaning, as of display for its own sake … virtuosity is the condition of playing like a virtuoso. Mendelssohn never did. Mme Schumann and Joachim never play in the style alluded to. It would be invidious to mention those who do.‘ Against this may be balanced Saint-Saens‘ eloquent words on the expressive potential of virtuosity: ‚A powerful aid to music, whose range it extends enormously‘ … ‚it gives the artist wings to help him escape from the prosaic and commonplace‘ … ‚the conquered difficulty is itself a source of beauty‘.

Hiller, Moscheles, Kalkbrenner, Czerny, Thalberg, Henselt and Cramer (whom Beethoven considered the finest pianist of his day) are all among the most famous 19th-century virtuosos. The extremely prolific Czerny (over 1,000 works) may be remembered for his studies but his Concerto in A minor (cl830) is a far from negligible work with piano-writing evoking comparison with early Chopin. The Piano Concerto in G minor by Moscheles (who taught Mendelssohn) is a fine work which Chopin admired, while Schumann, though despising the fashionable kind of empty virtuosity associated with Kalkbrenner and other contemporaries, nevertheless did perform Kalkbrenner’s Piano Concerto in D minor Op.61.

In the early nineteenth century the Viennese were infatuated with Thalberg’s virtuosity, though his early Concerto in F minor is lyrical and actually not outrageously difficult. Thalberg became a strong rival to Liszt. In 1836 Parisians divided into Thalbergian and Lisztian factions, and the following year both pianists contributed to a benefit concert for refugees which virtually amounted to a public duel. If we do not expect every composer – whether Bronsart, Kalkbrenner, Cramer, etc. – to be a genius comparable with Chopin, Schumann or Mendelssohn, we may enjoy the superbly idiomatic, often fiercely demanding piano-writing and consider Saint-Saens‘ words about ‚the conquered difficulty‘ being ‚a source of beauty‘.

Virtuosity became one of the defining qualities of the Romantic period, a period in which self- projection was taken to a new level. Paganini’s impact upon numerous composers – including Schumann and Liszt – cannot be overestimated. This period, in which the cult of the personality burgeoned, is distinguished by a new emphasis on the performer as hero.

In addition to his celebrated five piano concertos, Beethoven wrote at the age of 14 a Piano Concerto in E flat and more than 20 years later he made a piano arrangement of his Violin Concerto. Bizarrely this includes a cadenza with prominent timpani. Ries, a pupil of Beethoven but subsequently his secretary and copyist, wrote eight piano concertos of which No.3 is among the most impressive. This is a characterful work distinguished by charm, elegance, at times a beautiful simplicity, and superb piano-writing throughout. If we expect this concerto to be heavily influenced by Beethoven, we may well be surprised by the individuality of Ries‘ own musical personality.

"Romantic Piano Concertos" bei Briliant Classics: Ignaz Moscheles/ Wiki

„Romantic Piano Concertos“ bei Briliant Classics: Ignaz Moscheles/ Wiki

Mendelssohn’s two concertos are among the finest of the early Romantic period. Both concertos accommodate brilliance and, in their respective slow movements, tender emotion. Mendelssohn also wrote shorter works such as the Capriccio brillant and an early Concerto in D minor for piano, violin and strings (1823) which shows his uncanny teenage facility. At the beginning of his second Piano Concerto in D minor, Mendelssohn, in Joseph Kerman’s words, ‚plunges immediately into an evolving drama, a relationship at work‘. This description raises the question of the role of the pianist – i.e. the nature of the piano-orchestra relationship, encompassing many different approaches. Generally these relationships became more piano-centred in the Romantic period, but in his excellent book Concerto Conversations Kerman discusses them and suggests apt names such as ‚polarity‘ or ‚reciprocity‘.

The Frenchman Alkan, an astonishing prodigy admitted to the Paris Conservatoire at the age of six, whom Liszt believed to possess ‚the finest technique of any pianist known to him‘, composed a vast number of highly original and phenomenally difficult solo piano pieces. His Concerto da camera No.2 in C sharp minor is a ten minute work with some extraordinarily virtuosic writing. The Swedish Berwald may appear an outsider among the mass of Central European composers of piano concertos, but he did study in Berlin and later moved to Vienna, returning to Sweden in 1849 to manage a glassworks. His Piano Concerto, dating from 1855 but unperformed until 1904, is not as striking as some of his symphonies, but nevertheless is a lyrical work which deserves to be heard.

Liszt is a legendary figure who, stunned by the playing of Paganini, transformed the public’s awareness of the piano’s potential – both technically and in its range of tone-colours. He commanded an extravagant spectrum of quasi-orchestral sounds, including shimmering effects, bell imitation and other innovatory sonorities. Liszt’s influence on so many subsequent composers for the piano (including Lyapunov, Saint-Saens, Albeniz and Busoni) – merely in terms of his extension of the instrument’s perceived expressive range – is incalculable. His concertos are established in the repertoire, whereas the Totentanz (1849) is a neglected virtuoso masterpiece, exploiting the potential of the Dies Irae long before Rachmaninov. The much earlier Malediction is another powerful but rarely heard piece. D’Albert, one of Liszt’s pupils, wrote two piano concertos, No.2 in E major being a single-movement work. Liechtenstein-born Rheinberger is best-known for his many organ works. His Piano Concerto in A flat dates from 1877. Stavenhagen’s Piano Concerto in B minor shows the influence of his teacher Liszt, while the Concerto in D flat by the Norwegian Sinding (who wrote the celebrated Rustle of Spring) is one of the relatively few Scandinavian examples of the genre.

"Romantic Piano Concertos" bei Briliant Classics: Leopold Kozeluch/ Wiki

„Romantic Piano Concertos“ bei Briliant Classics: Leopold Kozeluch/ Wiki

In addition to the improvements in piano production another factor contributed to the development of the piano concerto, namely the expansion of the standard symphony orchestra. Trombones, percussion and other ‚heavier‘ instruments were integrated, and although many composers chose not to use them (in the interest of balance), they were available to contribute a wider range of tone-colours or extra weight.

Saint-Saens, who composed five concertos and shorter works for piano and orchestra such as the Africa Fantasy, was described by Liszt as the greatest organist in the world, and his mastery of the piano was obvious at a very early age. He did much to revive the classic forms such as the concerto and symphony in France, at a time when much lighter fare was fashionable. Of his concertos, which span 40 years, only No.2 is a repertoire piece, though Nos. 4 and 5 are occasionally performed. His First Concerto (1858) has a slow movement including little cadenzas of almost impressionistic writing which anticipate Ravel by about 50 years. The much more familiar Second Concerto begins with a long unaccompanied passage for the soloist and has an unusual structure of three progressively faster movements. The Fourth Concerto has a remarkable structural unity unparalleled in terms of the 19th-century concerto, while the Fifth Concerto has a slow movement including a curious modal passage and some impressionistic figuration which again anticipates Ravel. The extraordinary sonority of the modal passage (left hand mezzo forte, right hand pianissimo) must surely have been inspired by the bell-like sounds of Indonesian gamelan orchestras at the 1889 Paris Exhibition.

Saint-Saens‘ compatriot Lalo wrote only one piano concerto, while other French composers showed even less interest in the virtuoso romantic genre. In his engaging Piano Concerto Lalo retains elements of the grand manner but otherwise the solo writing is more notable for its degree of integration into the orchestral texture. Debussy’s early three-movement Fantaisie is decidedly in the Romantic tradition, while the spikier lyricism of Roussel’s Piano Concerto of 1927 shows an affinity with Prokofiev. Frangaix’s concerto is as piquant and witty as it is Romantic but is an entertaining work by another unjustifiably neglected composer. Tailleferre, the only female member of Les Six, wrote her attractive Ballade in 1920.

Tchaikovsky’s bravura piano-writing, especially in his famous and virtuosic First Concerto, shows Liszt’s influence. His Third Concerto is a rarely played single-movement work, while his Concert Fantasy is even more neglected. Of the other Russian Romantics Lyapunov, Balakirev, Glazunov and Medtner (a late-Romantic) all produced concertos and other compositions for piano and orchestra. Medtner’s music in particular – including three piano concertos – was very highly regarded by his contemporary Rachmaninov. Anton Rubinstein was one of the supreme virtuosos of the 19th century and a towering figure in Russian musical life who became composition teacher to Tchaikovsky. The fourth of his five piano concertos proved to be a great influence on Tchaikovsky’s own concertos. The Swiss-born composer Raff wrote a vast amount of solo piano music but just one Piano Concerto in C minor, in which his considerable lyrical gift is evident. His Ode to Spring is a poetic piece of programme music with a rather stormy middle section.

"Romantic Piano Concertos" bei Briliant Classics: Mily Balakirev/ Wiki

„Romantic Piano Concertos“ bei Briliant Classics: Mily Balakirev/ Wiki

Dvorak’s Piano Concerto is much less frequently performed than his concertos for cello and violin, but has been championed by some outstanding musicians. The Spaniard Albeniz wrote a

Concierto fantastico influenced by the earlier Romantics, while the Hungarian Dohnanyi, at one time the pre-eminent musical figure in his native country, wrote two concertos which have been overlooked in favour of his Variations on a Nursery Tune. Like Franck’s Symphonic Variations, this fine work used to be regularly played at the Henry Wood Promenade Concerts.

Paderewski’s Piano Concerto dates from 1888. Thirty-one years later he became Prime Minister of his native Poland, but his virtuoso performances brought him more lasting international popularity.

Busoni, a fascinating blend of Italian and German temperaments, was a formidable virtuoso in the Lisztian tradition who wrote an extended piano concerto with men’s chorus in its finale. His Konzertstuck is much shorter than the 75 minute concerto but nevertheless spacious and ambitious.

The London-born Litolff composed five works with the unusual title of Concerto symphonique. The scherzo from the fourth of these is a great favourite, but No.3 is a fascinating work, no less virtuosic in spite of its ’symphonic‘ qualification. Moskowski wrote many small-scale piano pieces including the popular Spanish Dances. Of his two piano concertos the early work in B minor was only rediscovered in 2011, while the engaging E major Concerto was very popular in the early 19th century and does not deserve its current neglect. Retaining the ‚grand manner‘, Reger’s turbulent Piano Concerto has a solo part demanding great stamina. The Polish/German Scharwenka composed four piano concertos, superbly written for the virtuoso performer and well deserving of revival. The Italians Respighi and Casella, the former the more unashamed Romantic of the two, both wrote large-scale concertos for the piano. Casella’s A notte alta is an atmospheric piece of meditational character.

Some of the late-Romantic composers were American – MacDowell, Gershwin, Daniel Gregory Mason, Amy Beach and Barber. MacDowell’s Second Concerto is replete with Romantic gestures, as is the Concerto in C sharp minor by Amy Beach, who is equally rooted in the Romantic tradition. Gershwin is a one-off, arguably the only composer ever to have successfully combined jazz and symphonic elements. His Piano Concerto is influenced by the Romantic tradition, Hollywood, the dance-hall and jazz, adding up to an infectious and memorable work well established in the repertoire. Daniel Gregory Mason is unknown to many, but his Prelude and Fugue is an impressive work. Barber was a strong representative of late-Romanticism, the abrasive elements of his Piano Concerto being outweighed by his characteristic lyricism.

With the 20th century came a new way of writing for the piano – more brittle and percussive. Bartok, Stravinsky and Prokofiev all employed this anti-Romantic manner, but many other composers continued the Romantic tradition which had flourished for well over a century. © Philip Borg-Wheeler

 

Foto oben: Franz Liszt Fantasizing at the Piano (1840), byDanhauser, commissioned by Conrad Graf. The imagined gathering shows seated Alfred de Musset orAlexandre DumasGeorge Sand, Franz Liszt, Marie d’Agoult; standing Hector Berlioz or Victor Hugo,Niccolò PaganiniGioachino Rossini; a bust ofBeethoven on the grand piano (a „Graf“), a portrait ofLord Byron on the wall, a statue of Joan of Arc on the far left/ Wiki

Eccomi con Rossini….

 

Franco Fagioli gilt aufgrund seines Stimmumfangs und seiner spektakulären Technik als einer der virtuosesten Countertenöre unserer Zeit, er ist auf jeden Fall der wagemutigste Sänger seiner Stimmklasse – er traut sich an Arien und Rollen, für die kaum eine andere männliche Counterstimme in Frage kommt. Sein Repertoire umfasst schon längst nicht mehr nur die barocken Kastratenrollen von Monteverdi, Cavalli, Vivaldi, Vinci, Händel und Hasse über Gluck bis Mozart (Fagioli sang Idamante in Covent Garden mit Minkowski und Sesto in Nancy, beide 2014), sondern auch Rossini – dessen einzige Rolle für einen Kastraten (für Giambattista Velluti) begleitet Fagioli schon seit einigen Jahren: 2011 sang er beim Festival della Valle d’Itria den Arsace in einer szenischen Aufführung von Rossinis Aureliano in Palmira, 2014 präsentierte er bei den Salzburger Pfingstfestspielen Arien daraus und bekam begeisterte Kritiken. Da das Verschwinden des Kastratentums in die Zeit des frühen Belcanto fällt (u.a. Napoleon hatte es verboten), musste Rossini sie gezwungenermaßen ersetzen – Altistinnen übernahmen die Rollen junger Männer, die üblicherweise den Kastraten vorbehalten waren.

Franco Fagioli bei DG/ © Stephan Boehme

Franco Fagioli bei DG/ © Stephan Boehme

Zu dem „Contralto musico“ zählten auch Mezzosoprane, die damals nicht als Stimmgattung betrachtet wurden. Fagioli stößt nun in dieses Repertoire vor, 2017 wird an der lothringischen Oper von Nancy sein Auftritt in der Hosenrolle des Arsace in Semiramide folgen. Auf der bei Deutsche Grammophon erschienen CD mit Rossini-Arien kann man sich von dieser Rollenerweiterung einen Eindruck verschaffen. Fagioli singt Ausschnitte aus sechs Opern aus Rossinis italienischer Phase, die zwischen 1812 und 1823 uraufgeführt wurden. Die CD beginnt mit einer Arie des Siveno aus Demetrio e Polibio (Rossinis erster Opera seria), „Pien di contento in seno“ handelt von schmachtender Liebesvorfreude, die Fagioli hingebungsvoll präsentiert. Die folgende Kerkerszene des Edoardo aus dem 2. Akt von Matilde di Shabran „Sazia tu fossi alfine“ / „Ah, perché, perché la morte“ beinhaltet eine spannende Steigerung. Aus Adelaide di Borgogna, Rossinis Oper über die heiliggesprochene Adelheid von Burgund und ihren Gemahl, den deutschen Kaiser Otto I. sind zwei große Ausschnitte des Ottone zu hören, zuerst die große Szene mit Chor „Serti intrecciar le vergini“ /  „Questi che a me presenta“ / „Vieni, tuo sposo e amante“ / „Al trono tuo primiero“ aus dem 2. Akt sowie „Salve, Italia“ / „O sacra alla virtù“ / „Soffri la tua sventura … Amica speme“ aus dem ersten Akt. Aus Tancredi hat sich Fagioli nicht das berühmte „Di tanti palpiti“ ausgesucht (das der Sängerin der Premiere erst zu effektlos vorkam und deshalb von Rossini alternativ ersetzt wurde), sondern die umfangreichere B-Variante „O sospirato lido“ / „Dolci d’amor parole“, die dann doch nicht für die Uraufführung erwählt wurde und von Rossini später in der Italienerin in Algier und Sigismondo weiterverwertet wurde. Semiramide ist Rossinis letzte Opera seria für Italien, Arsaces „Eccomi alfine in Babilonia“ und die darauf folgende Kavatine „Ah, quel giorno ognor rammento“ ist eine übliche Auftrittsarie, die nach der Scena und einem gemächlichen Auftakt mit reicher Verzierung in einer rasanten Kabaletta mündet. Den Abschluss der CD macht die kaum bekannte Pasticcio-Oper Eduardo e Cristina, in der Rossini aus Zeitnot u.a. einiges aus Adelaide di Borgogna verarbeitete. Auch hier gibt es eine virtuos gesungene Kerkerszene mit Chorbegleitung aus dem zweiten Akt „Nel misero tuo stato“ / „Ah! Chi sa dirmi se la sposa“ / „La pietà che in sen serbate“.
Ob man Countertenöre oder speziell Fagiolis Timbre mag, sei dahingestellt, der Argentinier zeigt sich auf der Höhe seine Kunst, sein Vortrag ist geschmeidig und elegant. Seine Stimme hat schon immer eine schöne Höhe, in der Tiefe hat er hinzugewonnen, sie ist fester und gestandener geworden. Seine technischen Finessen, die Verzierungsfähigkeit und Koloraturen, die man aus seinem Barock-Repertoire kennt, überträgt er auf die Rossini-Arien. Er beweist vielfältige stimmliche Ausdrucksmöglichkeiten, er kann klagen und schluchzen, schmachten und locken, appellieren und attackieren. In seiner Diskographie scheint diese Rossini-CD ein weiterer Meilenstein zu werden. Daß diese Rossini-CD hörenswert ist, verdankt sie auch der gleichrangigen musikalischen Begleitung durch Chor und Orchester der Armonia Atenea und dessen Dirigenten George Petrou, die man bspw. nach Auftritten bei den Salzburger Pfingstfestspielen und bei den London Proms oder auch bei den Karlsruher Händel Festspielen bei Max E. Cencics Arminio (die vorangegangene CD Einspielung hat zu Recht den Preis der Deutschen Schallplattenkritik verliehen bekommen) als Senkrechtstarter der letzten Jahre bezeichnen kann und die innerhalb weniger Jahre als griechisches Erfolgsmodell Respekt und Hochachtung verdient haben. Auch für Fagiolis Rossini entwickeln die Musiker einen zupackenden Schwung und klingen nie nur begleitend oder nebensächlich, sondern leisten einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung mit gelegentlichen virtuosen Solomomenten – zwei Hornsoli sowie ein Violinsolo sind bemerkenswert schön gelungen. Bei vielen Zuhörern dürfte der Funke von Sänger und Musikern überspringen. Eine Aufnahme, die neugierig macht und nun den Blick auf die reale Bewährungsprobe richtet: Fagiolis Arbace in Semiramide an der Opéra national de Lorraine, die im Mai 2017 einige Touristen anziehen dürfte, die den Rollenwechsel auch live erleben wollen. Für Fagioli sollte es hinsichtlich seiner weiteren Bühnenkarriere ein wichtiger Meilenstein werden, ganz gemäß dem klassischen Motto „Hic Rhodus, hic salta“. (DG 4795681Marcus Budwitius

Zeitgenössisches aus Ost und West

 

Stalin hat Sex mit seinem Nachfolger Chruschtschow. Zumindest sein Klon. Das war zu viel für manche Russen, die Wladimir Sorokins Bücher vernichteten, darunter die Walking Together-Bewegung, kremeltreue Anhänger Putins, der die Rehabilitation Stalins betrieb, parallel dazu bereitete die Staatsanwaltschaft Anfang der 2000er Jahre eine Anklage wegen Pornographie gegen den Provokateur vor. Es ging damals um Sorokins Sience-Fiction Roman Der himmelblaue Speck, von dem die FAZ befand, Sorokin schicke den Leser mit diesem „vielschichtigen Roman auf eine phantastische Reise voller Abgründe in die Vergangenheit und Zukunft und entfaltet die enorme Bildlichkeit seiner Sprache in diesem literarischen Karneval“. Vor dem Bolschoi-Theater warfen die Walking Together– Leute Sorokins Bücher in eine Kloschüssel und demonstrierten damit gegen die Entscheidung der Bolschoi-Führung, das Libretto einer neuen Oper dem Nestbeschmutzer, der in seinem Roman auch Dostojewski, Tschechow und Achmatowa auftreten ließ, zu überlassen. Da gibt es am Haus nach einem Vierteljahrhundert endlich wieder eine neue Oper – und dann das. Immerhin ein medienstarkes Vorgewitter für ein Werk, das alle Voraussetzungen bot, ein Skandal zu werden.

Home is a Harbor Abel DelosDrei Jahre später folgte die Uraufführung von The Children of Rosenthal. Jetzt liegt der Zweiakter (60 und 73 Minuten) in einer Aufnahme aus dem Jahr 2015 auch auf CD vor (Melodyja MEL 1002434, engl. russ. Beiheft). Wieder geht es um Klone. In den 1930er Jahren entdeckt der Wissenschaftler Rosenthal die Möglichkeit der Reproduktion von Lebewesen, zuerst von Tieren, dann auch Menschen. Sein Labor wird von den Nazis vernichtet, er flieht in die Sowjetunion, wo er mit seinen Versuchen erfolgreich fortfährt und von Stalin ausgezeichnet wird, doch er träumt davon, Genies zu reproduzieren. Nachdem ihm dies bereits mit Verdi, Tschaikowsky, Wagner und Mussorgsky gelungen ist, folgt – und hier setzt die Oper ein – die Wiederschaffung Mozarts. Sechzehn Jahre nach Rosenthals Tod, der sie gegenüber Stalin als seine Kinder ausgab, fristen die fünf dann ihr Leben als Straßenmusiker. Die Prosituierte Tanya verliebt sich in Mozart, gemeinsam wollen sie mit den vier Musikern auf die Krim reisen, doch der Zuhälter Kela hat Gift in den Wodka geschüttet, den sie auf der Reise leeren wollen. Alle sterben, bis auf Mozart, der immun gegen Gift ist. Das ist eine pfiffige, pointenreiche Story, die der in der Ukraine geborene und am Leningrader Konservatorium ausgebildete Leonid Desyatnikov, wie Sorokin Jahrgang 1955, in eine Musik fasste, die seine vielfachen Erfahrungen widerspiegelt: Er hat Werke Piazzolas arrangiert, Filmmusik geschrieben, mit Gidon Kremer gearbeitet. Es gibt Sprechszenen, filmmusikhafte Sequenzen, ein postmodernes Sammelsurium aus Volkstümlichem, Geistlichem, Zitaten von Lohengrin über Eugen Onegin bis Boris Godunow, flott, wendig, da wirkt noch Schostakowitschs Geschick nach, auch eine Fähigkeit der Anverwandlung, die wir bei Weinberg schätzen gelernt haben, doch wirkt es bei Desyatnikov manchmal etwas gewollt fratzenhaft und vordergründig. Die Musik hat aber einen dramatischen Atem, den Alexander Vedernikov in dem großorchestral auffahrenden Sound befeuert. Die Tenöre Maxim Paster und Vsevolod Grivnov singen Tschaikowsky und Mozart, der Bariton Vassily Ladyuk den Verdi, der Bass Alexander Teliga den Mussorgsky und die Mezzosopranistin Elena Manistina den Wagner. Aus dem Ensemble sticht noch Boris Statsenko als Kela heraus.

10.000 Kilometer und Welten trennen The Children of Rosenthal und Home is a Harbor. Vergleichsweise anämisch mutet die erste Oper von Mark Abel (*1948) an, dem Delos auch bei Home is a Harbor die Treue hält (2 CD DE 3495). Abel selbst hat das Libretto verfasst, welches „covers a wide emotional landscape – ranging from youthful exuberance and celebration of family values to tragedy, pathos and desillusion…“. Abel erzählt die Geschichte der Schwestern Lisa und Laurie, die sich als Künstlerin und Geschäftsfrau versuchen, Wirtschaftskrise und die Folgen des Afghanistan-Kriegs erleben und ins heimatliche Morro Bay zurückkehren, wo sie obdachlosen Veteranen helfen. Das ist alles so gut gemeint, wie die kleinformatige, aufführungsfreundliche Besetzung, die Zitate, von Schostakowitschs Fünfzehnter bis Jazz, womit Abel an seine Anfänge erinnert, und die sparsam gefühlvoll untermalende Musik, die Sätze wie „Hi Mom“ „Hi. We’re eating in half an hour“ zum Klingen bringt, wie die Aufführung selbst. Benjamin Makino vermittelt mit der 13-köpfigen La Brea Sinfonietta überzeugend Pathos und Sentimentalität der drei Akte, unterstützt von den hingebungsvollen Solisten, den lyrischen Sopranistinnen Jamie Chamberlin und Ariel Pisturino, dem Bariton Babatunde Akinboboye und dem Tenor Jon Lee Keenan. Zusammen mit Lisa und Laurie ist der Hörer erleichtert, wenn die Schwestern endlich ihre Bestimmung gefunden haben: „Life comes clear. The birds fly over the harbor“.  Rolf Fath

„Ah, che pur troppo è vero“

 

Das spanische Recondita Armonia Ensemble um die kubanisch-spanische Gambistin Lixsania Fernández widmet sich dem jungen Georg Friedrich Händel, und zwar fünf Kompositionen, die zwischen 1707 und 1718 entstanden: zwei Sonaten und drei weltlich-mythologische Kantaten. Der Klang der sechs Musiker in der Besetzung Viola da gamba, Cello, Kontrabass, Harfe, Cembalo und Orgel wird durch Viola und Cembalo geprägt, die einen kontrollierten Dialog mit weiteren Stimmen führen. Die Sonate in F-Dur (HWV 363a) war für Solo-Oboe, die Sonate in h-Moll (HWV 367a) für Blockflöte komponiert und werden hier adaptiert und von der Viola der Ensembleleiterin übernommen. Es wird flüssig und ausgewogen musiziert, ohne Zuspitzungen bei Tempi und Phrasierung – Freunde der Viola da gamba kommen dabei auf ihre Kosten. Die Kantaten werden nicht von einer Frau oder einem Countertenor gesungen, man hat mit Jorge Juan Morata einen Tenor gewählt, eine charakteristische, bühnenerfahrene Stimme, die die Kantaten im Sinne einer Miniaturoper interpretiert, „Ah, che pur troppo è vero“ (HWV 77) und „Care selve, aure grate“ (HWV 88) erhalten eine theatralische Note. Nur bei „Dolc’è pur d’amor l’affanno“ (HWV 109) fehlt die stimmliche Süße, um das Liebliche und Schmeichelnde der Stimmung zu transportieren, die dieses ursprünglich für einen Alt komponierte Stück birgt und dessen Beginn an Alcinas „Di, cor mio“ erinnert. (Brilliant 95362)

Die Opern von Johann Adolf Hasse sind weiterhin Raritäten auf den Bühnen, der große Durchbruch ist seiner Musik in unserer barockaffinen Epoche noch nicht gelungen. Einzelne Arien glänzen zwar auf manchen CD-Recitals, einige wenige Gesamtaufnahmen liegen vor, von einer Etablierung kann kaum eine Rede sein. Daß das Label Toccata sich nun daran macht, sämtliche Kantaten des Dresdner Hofkomponisten  herauszubringen, ist also verdienstvolle Pionierarbeit, denn auch die Kantaten der ersten veröffentlichten CD wirken durchaus im geschmeidigen, geschmackvollen italienischen Stil komponiert und tatsächlich scheinen sie als weltliche Arien für ein aristokratisches Publikum überwiegend in Neapel zwischen 1725 und 1730 entstanden zu sein, das Beiheft liefert kaum Informationen zur Entstehung und Einordnung. Zu hören sind sechs Kammerkantaten, die in kleinster Besetzung musiziert werden, nämlich von Ondřej Macek am Cembalo und Rozálie Kousalíková am Barock-Cello. Macek ist Gründer und Leiter des tschechischen Barock-Ensembles Hof-Musici, das sich seit 1991 eine internationale Reputation erarbeitet hat. Cembalist und Cellistin schaffen durch engagiertes und harmonierendes Zusammenspiel eine teils vorwärts strebenden teils intimen kammermusikalischen Rahmen. Die Kantaten entsprechen der Struktur (Rezitativ) – Arie – Rezitativ – Arie, der Sopran von Jana Dvoráková  ist bei „Credi, o caro, alla speranza“„Ah, per pietade almeno“ und „Lascia i fior, l’erbette, e’l rio“ zu hören, die Mezzospranistin Veronika Mrácková Fucíková übernimmt „Parto, mia Filli, e vero“, „Oh Dio! partir conviene“ und „Tanto dunque è si reo“. Beide sind barockerfahrene Sängerinnen, und doch kann man den Eindruck gewinnen, dass mehr Ausdruck in den Arien und Rezitativen liegen, als man hier zu hören bekommt. Alle Beteiligten leiden unter einer nicht optimalen Aufnahmetechnik, die keinen harmonisch ausgesteuerten Klang produziert. Akustisch ist das Hörvergnügen eingeschränkt. (Toccata 0228)

Linn Records hat eine Aufnahme aus dem Jahr 2001 mit Musik von Johann Sebastian Bach wieder veröffentlicht, die als eine Art Liederzyklus mit Promenadenmusik zusammengestellt ist. Es gibt fünf Arien aus Messen und Kantaten, die alternierend von sechs der sieben Sätze aus der zweiten Orchestersuite in h-Moll begleitet werden. Zu hören sind aus der MatthäusPassion die Arien „Buß und Reu“ und „Erbarme dich, mein Gott“, das „Agnus Dei“ aus der h-Moll Messe, die Arie „Wo zwei und drei versammelt sind“ aus der Kantate „Am Abend aber desselbigen Sabbats“ (BWV 42) und die Arie „Zum reinen Wasser er mich weist“ aus der Kantate „Der Herr ist mein getreuer Hirt“ (BWV 112). Die beiden Kantaten sind für die ersten beiden Sonntage nach Ostern komponiert, in Kombination mit den Arien aus der Matthäus-Passion und h-Moll Messe ergibt sich ein ernster Hintergrund, dem die Mezzosopranistin Catherine King mit schön timbrierter Stimme jederzeit gerecht wird – sie hält Maß und verleiht ihren Arien Würde und Noblesse. Julian Podger dirigiert das Norwegian Baroque Orchestra bei den Arien, Ketil Haugsand (als Cembalist ein Schüler Gustav Leonhardts) bei der Orchestersuite – beide tendieren zu einer unaufgeregten, nicht auf Effekte zielenden Lesart, die bestens begleitet, ohne Überraschungen auszulösen. (Linn Records – BKD 158). Marcus Budwitius

Kenntnisreich und interessant

 

Bereits über eine stattliche Bibliothek kann sich freuen, wer alle Ausgaben der Reihe Opernführer kompakt besitzt – und auf eine faktenreiche und höchst interessante dazu. Die letzte Ausgabe ist Wagners Parsifal gewidmet, die von Volker Mertens verfasst wurde. Wie bei dieser Reihe üblich, begnügt sich der Verfasser nicht mit einer Inhaltsangabe, der Entstehungs- und Aufführungsgeschichte und einer musikalischen Analyse, sondern offeriert dem Leser wesentlich mehr, wegen der geheimnisvollen Aura, die das Werk umgibt, auch noch über die bisherigen Opernführer hinausgehende Gedanken.

Bereits im Vorwort wird auf die Besonderheit des Parsifal in der Geschichte der Oper hingewiesen, auf die Verführung durch die Musik und die Befremdung durch die Optik, die sich beim Opernbesucher oft einstellen.

Der Autor schildert anschaulich den „lebenslangen Weg“ Wagners zum parsifal mertens henschelin einer Entstehungsgeschichte mit vielen interessanten, nicht durchweg gängigen Details. Eine ausführliche Tabelle, die allgemein historische den Lebensdaten Wagners gegenüberstellt, sorgt für Übersichtlichkeit, in aus dem Text herausgehobenen Kästchen wird aufschlussreich zitiert.

Es folgt eine Stoff- und Werkgeschichte mit Hinweisen auf Wolfram von Eschenbach, das Alexanderlied, Chrétiens de Troyes sowie buddhistische wie hinduistische Quellen. Sehr ausführlich wird die Handlung einschließlich der Vorgeschichte nacherzählt , wird der Frage, was „Erlösung dem Erlöser“ meint, nachgegangen. Wie auch in den vorangegangenen Büchern gibt es eine Graphik der Figurenkonstellationen.

Der musikalisch-dramaturgischen Gestaltung ist ein weiteres Kapitel gewidmet, den Leitmotiven als Wegweiser, der Tatsache, dass es mehr um eine innere Entwicklung als äußere Handlung geht. In Notenbeispielen werden die hauptsächlichen Themen erläutert. Es werden „Steckbriefe“ der Personen erstellt, und es gibt Fotos berühmter Inszenierungen von der Uraufführung bis zum Parsifal der Berliner Staatsoper aus dem Jahre 2015.

Besonders interessant ist das Kapitel über die Probleme, die das Werk in vielerlei Weise bereiten kann, um die Frage nach den Absichten Wagners, die Bedeutung des Bergriffs „Bühnenweihspiel“, die Frage, was der Gral eigentlich und ob Parsifal christlich, sexistisch, antisemitisch sei.

Die akustischen Besonderheiten des golfo mistico von Bayreuth spielen eine Rolle und die Beschaffenheit der Gralsglocken. Charakteristika einzelner Inszenierungen seit der Uraufführung werden beschrieben und bewertet bis hin zu Jonathan Meese, der aus bekannten Gründen nicht zum Zuge kam.

Eine Diskographie gibt Hinweise für den Ratsuchenden, Knappertsbusch und Boulez und Sänger, deren Interpretation Epoche machten, werden erwähnt, auch Anekdotisches kommt nicht zu kurz. Christian Thielemann gebührt nach Meinung des Verfassers der Preis für die beste Parsifal-Interpretation.

Das Schlusskapitel gibt die Meinungen von Regisseuren (Laufenberg, Stölzl), der Kundry Evelyn Herlitzius und des Dirigenten Thielemann über das Werk wieder.

Der Anhang bringt eine sehr umfangreiche Bibliographie für die nach weiteren Informationen Dürstenden, aber man hat als Leser durchaus das Gefühl, nun besonders gut gerüstet für den nächsten Parsifal-Besuch zu sein (136 Seiten, Bärenreiter Henschel Verlag, ISBN 978 3 89487 945 7)

 

OPERNFÜHRER KOMPAKT: Carmen hat viele Gesichter, und wohl aus dieser Einsicht heraus verzichtet Opernführer Kompakt darauf, eines davon zu zeigen, lässt den Betrachter des Covers nur auf den Hinterkopf einer schwarzhaarigen Dame in rotem Kleid und mit ebensolcher Blume im Haar schauen. Wie bei allen vorausgegangenen Folgen der Reihe liest sowohl der Opernneuling wie der Opernkenner den immer 136 Seiten langen Band mit Gewinn, fühlt sich gleichermaßen gut unterhalten wie belehrt. Zwar ist der Aufbau des jeweiligen Buches immer der selbe, aber auch für Carmen gibt es besondere, nur für diese Oper zu beachtende Aspekte: einmal die Tatsache, dass wie Don Juan oder Faust die spanische Zigeunerin (und der Autor Wolfgang Fuhrmann bekennt sich mutig zu dem inzwischen verfemten Terminus) einen Mythos darstellt, zum anderen ist ebenso unbezweifelbar, dass kaum eine Opernfigur so schillernd, so sehr in ihrer Beurteilung dem Wandel der Zeiten unterworfen ist, wofür nur die „femme fatale“ und die „emanzipierte moderne Frau“ als Beispiele genannt werden sollen.

Wie immer besonders interessant sind die in den Text eingestreuten „Steckbrief“-Artikel der Hauptpersonen (so eine Art „Ehrenrettung“ der heutzutage oft als dümmlich altbacken dargestellten Micaëla), aber hier auch die Gegenüberstellung von Opéra-Comique und opéra comique, wertvoll ist die sich über mehrere Seiten erstreckende Zeittafel mit einer Verbindung historischer und das Leben des Komponisten betreffender Daten. Und wenn der Verfasser schon von Zigeunern schreibt, dann aber auch einen Absatz über die Verbrechen der Nazis an eben dieser Volksgruppe. Auch andere, damals und /oder heute verwendete Bezeichnungen wie Bohémienne werden einer Betrachtung unterzogen.

Detailliert wird der Werdegang Bizets beschrieben, werden auch seine anderen, weniger oder gar nicht erfolgreichen Opern berücksichtigt. Natürlich gibt es einen Vergleich zwischen der Novelle Mérimées und dem Libretto Halévys, das der Komponist an vielen Stellen veränderte, wie zum Beispiel anhand der Habanera nachgewiesen. Aus Distanz wird unmittelbare Nähe, wenn der Ich-Erzähler wegfällt, der Verzicht auf den Epilog verändert ebenfalls das Verhältnis zu den Figuren.

Besonders interessant und hier ausführlich dargestellt ist die Entstehungsgeschichte, das Hin und Her zwischen Dialog- und Rezitativfassung, wenn trotz mehrfacher Versuche, eine kritische Edition herzustellen, diese immer noch auf sich warten lässt.

Natürlich findet auch die Musik die ihr gebührende Beachtung, wenn auf die ungewöhnliche Stimmkonstellation, auf die besondere Funktion des Singens, was die Titelfigur betrifft, auf Spanienmode und Exotismus, Zigeunertonleiter und die Wandlung des Schicksalsmotivs hingewiesen wird. All das verzichtet auch nicht auf Notenbeispiele, auch wenn nicht alle 13 Fassungen der Habanera vertreten sind.

Carmen auf der Bühne und im Film ( 82 soll es geben) ist ein weiteres Kapitel gewidmet, die erste Sängerin der Partie wird portraitiert, Meinungen u.a. Nietzsches und Wagners dokumentiert, und auch der Hinweis auf Carmen-Parodien fehlt nicht, ebenso wenig wie ein Bekenntnis von Fuhrmann zu französischen Sängern als eigentlich dazu berufene Interpreten, die Authentizität des Werks zu garantieren – Beispiele werden dem Leser nicht vorenthalten. Und manchem von ihnen wird es freuen, dass sich nach Meinung des Verfassers das Werk einer Inszenierung durch „moderne“ Regisseure verweigert, wie die seiner Meinung nach misslungenen Produktionen an Berliner Staatsoper (Kušej) und Komischer Oper (Baumgarten) beweisen sollen.

Wie immer in der Reihe gibt es in den Text eingestreute Schwarzweißfotos und einen farbigen Fototeil in der Mitte des Bandes (Bärenreiter und Henschel 2016; ISBN 978 3 7618 2209 8) Ingrid Wanja

 

Gerd Uecker: Puccinis Opern. Ein musikalischer Werkführer – informationsreich mit kleinen Irrtümern. In der Reihe WISSEN des Beck-Verlags (ISBN 978 3 406 69842 2), zu der auch die zahlreichen Musikalischen Werkführer gehören, geht als Mann der Praxis, er war u.a. Direktor der Bayerischen Staatsoper und Intendant der Dresdner Semperoper, Gerd Uecker gleich in medias res, indem er ohne Einleitung und Vorwort mit dem vokalen Erstlingswerk Puccinis Le Villi beginnt. In der Folge kann sich der Leser darauf verlassen, dass jedem Kapitel, d.h. jeder Oper ein kleingedruckter Absatz vorangestellt wird, in dem jeweils Textvorlage(n), Librettist(en), Ort und Datum der Uraufführung, unterschiedliche Fassungen und der Inhalt, nach Akten unterteilt, zur Information bereit gestellt werden.

Von diesem Informationsteil hebt sich durch ein anderes Buchstabenformat der interpretatorische Teil ab, der über die Entstehung der Oper berichtet, eine kritische Einschätzung bietet, auch ein Verhältnis zu den anderen Werken des Komponisten herstellt und sogar zu der Musik der zeitgenössischen Kollegen.

Interessant ist bei der Ballett-Oper Le Villi der Hinweis auf die damalige Beliebtheit deutscher Stoffe, etwas rätselhaft die Behauptung einer sogenannten „artifiziellen Meisterschaft“, die erreicht worden sein soll. Mehr als aus einem gewöhnlichen Opernführer erfährt man in vielen Kapiteln des Buches. So gibt es in dem über Edgar den Verweis auf Verdis Otello, der zur Verunsicherung Puccinis geführt haben soll, was überzeugend dargestellt wird. Interessant ist auch, was der Autor bei der Gegenüberstellung der beiden großen Frauenpartien Fidelia und Tigrana (Puccinis einzige große Mezzo-Rolle) mitzuteilen hat, besonders weil auch Allgemeines über den von Puccini in seinen Opern bevorzugten Frauentyp vermittelt wird.

Bei Manon Lescaut (der Autor geht chronologisch vor) ist der Leser erfreut über den Vergleich des Librettos mit der Romanvorlage und der etwa gleichzeitig entstandenen Oper Massenets, hätte im Absatz über Puccinis Manon aber wohl gern noch mehr über deren Besonderheiten erfahren. Dass nur geringe Gemeinsamkeiten mit Wagners Musik aufgespürt werden können, überrascht nicht, wichtig ist der Hinweis auf den Bruch mit der bis dahin verbindlichen Libretto-Ästhetik und die Hinwendung zum Ausdrucksrealismus. Im Kapitel über La Bohéme gibt es eine Begriffsbestimmung des schillernden Wortes Bohéme, einen Vergleich mit Murgers Roman (was Tosca betrifft mit Sardou und Butterfly mit Belasco), und auch die Konkurrenz mit Leoncavallo bei der Vertonung des Stoffes wird dem Leser nahe gebracht, ebenso der Episodencharakter, der nicht mehr Akte, sondern Bilder auseinander folgen lässt. So wertvoll die Erkenntnisse wie die die musikalische Struktur betreffenden sind, so unverständlich sind einige Ungenauigkeiten bei der Schilderung der Handlung. So verlässt Rodolfo Mimi nicht aus Bequemlichkeit, verhandelt Tosca nicht während der Folterung Cavaradossis mit Scarpia, wird nach der Sopran- und den beiden Tenorarien in Tosca durchaus geklatscht. Bliebe der Beifall nach „Vissi d’arte“ aus, wäre das eine Katastrophe für die Diva. Da der Verfasser sich dankenswerterweise sehr ausführlich mit dem Vergleich verschiedener Fassungen der einzelnen Opern befasst, hätte auch der Ersatz der patriotischen Hymne durch das von Puccini selbst verfasste „E lucevan le stelle“, die nachträgliche Einfügung von „Addio, mio fiorito asil“ in Madama Butterfly erwähnt werden können. Mit Tosca übrigens sieht der Autor das Ende der heroischen Epoche in der Oper gekommen, da nun alles dem Zufall (der Fächer der Atavanti) überlassen sei. Das regt zum Nachdenken an, allerdings auch darüber, dass auch il fazoletto durch einen Zufall aus den Händen Desdemonas in die Jagos gekommen ist.

Es ist erstaunlich, wieviel Material das doch eigentlich recht schmale Büchlein enthält, so wenn eine kurze Geschichte Japans dem Kapitel Butterfly vorangestellt werden kann, ausführlich über die Quellen und das Hin und Her zwischen 3, 2 und schließlich wieder 3 Akten und das Scheitern der Uraufführung an der Scala geschrieben wird. Etwas schwierig ist es, nachzuvollziehen, dass die Oper ihre Heldin zu einem „Kunstgeschöpf“ macht, das aus seiner realen Umwelt gelöst wurde, denn die meldet sich doch mit Onkel Bonze oder Goro recht nachdrücklich zu Wort. Lesenswert sind auch die Bemerkungen über den Einfluss japanischer Musik

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auf die Oper.

Im Kapitel über La Fanciulla del West erläutert der Verfasser ausführlich, warum man in Bezug auf diese Musik von einem „Puccini nuovo“ sprechen kann, die harte Kritik an der Sentimentalität wird nicht jeder sich zu Eigen machen mögen. Das Ringen um den Schluss, die historischen Ereignisse, die die vorgesehene Uraufführung verhinderten, die Aufdeckung der Schwächen des Werks dürften für jeden aufschlussreich sein.

Beim Trittico ist sicherlich jedem neu, dass Dantes Gattin selbst eine Betroffene bei der Erbschleicherei in Gianni Schicchi war. Im Turandot gewidmeten Kapitel werden wie die Quellen (Persien, Gozzi, Schiller, dessen Übertragung ins Italienische) die Schwierigkeiten mit dem Schluss der Oper (6 unterschiedliche Text-Versionen), der Versuch der Psychologisierung der Figur der Prinzessin, die Vollendung durch Alfano und Berio dem Leser nahe gebracht.

Insgesamt liest man das Buch selbst als Opernkenner mit Gewinn, macht das Wissen um vieles, was bis dahin unbekannt war, den Genuss der jeweiligen Oper noch vollkommener. Ingrid Wanja