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Auf den repräsentationsbewussten Kaiser Wilhelm II. hatte Ruggiero Leoncavallos Oper I Medici, die er erst 1894 in Berlin gehört hatte, einen großen Eindruck hinterlassen, möglicherweise nicht gerade wegen der musikalischen Qualitäten des Werkes, sondern wegen der „kulturhistorischen Arbeit“, in einer Oper die Geschichte einer bedeutenden Familie derart dargestellt zu haben.
Leoncavallos „Roland von Berlin“/ Leoncavallo und Mascagni/ Karikatur/ Wiki
Dieser Eindruck deckte sich mit Wilhelms Intentionen, in einem Bühnenwerk größeren Ausmaßes die Geschichte des Herrscherhauses Hohenzollern zu verherrlichen und auf größtmöglich repräsentativem Niveau eine theatralische Darstellung der Geschichte Preußens zu betreiben. Ohnehin sah sich der Kaiser als Kulturmäzen seines Landes, wie an vielen Bauwerken und Einrichtungen der Zeit (Siegesallee etc.) abzulesen ist – wenngleich sein Geschmack dem der Zeit entsprach und für die Nachwelt auch eher verdächtig scheint. Neo, neo, neo – soweit das Auge reicht –, eine gewisse Kraftlosigkeit und epigonale Orientierung, wie man gerade im Berlin der Kaiserzeit feststellen kann und konnte. Rückwärtsorientierung eben.
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Die beim Hamburger Archiv für Musikgeschichte auf CD als Mitschnitt aus Berlin 1987 nachzuhören ist. Fritz Weisse dirigiert die Philharmonia Hungarica, und in den Hauptrollen singen Erwin Stephan, Andrea Trauboth, Vladimir de Kanel und manche andere – das Ganze aus der damals maßstabsetzenden Periode von Einhard Luther als Chef der Opernabteilung des damaligen SFB (HAFG 2 CD, 34017 mit angehängten historischen Dokumenten der Uraufführungssänger).
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Leoncavallos „Roland von Berlin“/ Theaterzettel/ OBA
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts fasste Wilhelm II die Idee, eine Bühnentetralogie über die Hohenzollern schreiben zu lassen, deren erster Teil als Der Burggraf 1897 in Köln mit großem Aufwand durchgeführt wurde. Der zweite Teil sollte sich dem von Wilhelm besonders wegen seiner skrupellosen Durchsetzungsfreude verehrten Kurfürst Friedrich II. widmen; und in dem Stück Der Roland von Berlin von Joseph Lauff kam dieser Gedanke denn auch pflichtschuldig zum Ausdruck.
Als Opernsujet schien dieser Stoff dem Kaiser besonders geeignet. Leonvavallo war ihm eine natürliche Wahl, eben weil dieser sich bereits mit einer ähnlichen Oper in seinen Augen qualifiziert hatte und weil Leoncavallo zweifellos zu den bedeutenden Komponisten der Zeit zählte.
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1892 waren an dem Mailänder Teatro del Verme seine Pagliacci mit großem Erfolg aufgeführt worden¸1983 folgten I Medici ebendort, deren Libretto Leoncavallo selber geschrieben hatte. Auch wenn die Aufführung ein Fehlschlag war und der Komponist die folgenden zwei Teile der Trilogie (Savonarola und Cesare Borgia) nicht vollendete, so wurde die erste Oper dennoch auch im Ausland und eben in Berlin gespielt, wie später seine Zaza (1900).
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Leoncavallos „Roland von Berlin“/ Ensemble der Uraufführung/ Archiv Luther
Einschub: Bis zum Ende der Hohenzollern-Monarchie war das Opernhaus Unter den Linden die Königliche Hofoper Berlin. Der preußische Monarch Wilhelm II., in der Historie ausgewiesen eher als nassforscher Parvenü mit imperialen Präferenzen für Industrie, Militär, Marine, war dem Institut zugetan, erkannte seine kulturelle Glanzwirkung, renommierte vor europäischen Gekrönten gern mit dessen berühmten Spitzenkräften – so mit „meine Lerche“ (für Hempel) und „mein Orlow-Diamant“ (für Jadlowker). Das von Friedrich II. begründete, von Schinkel erbaute Haus erreichte nach der Reichsgründung Weltrang, gebaut auf eine zunächst mediterrane Tradition mit den Zentralgestalten Spontini und Meyerbeer. Es stand seit den 1890er Jahren bis zum Weltkriegsende in respektabler Konkurrenz zu Opernmetropolen wie Wien, London, Milano. Eine konservative Spielplangestaltung folgte den musikhistorischen Entwicklungen nur zögernd, präsentierte ihr Repertoire aber durchwegs glanzvoll – nicht zuletzt durch Ensembles mit internationalem Flair und Niveau. Die Sängergarde zwischen 1890 und 1918 reihte Star an Star: Lilli Lehmann, Albert Niemann, Marianne Brandt, Julius Lieban, Robert Biberti, William Miller, Thila Plaichinger, Ernst Kraus, Wilhelm Grüning, Marie Goetze, Geraldine Farrar, Emmy Destinn, Ernestine Schumann-Heink, Hermann Bachmann, Carl Jörn, Theodor Bertram, Marie Dietrich, Rudolf Berger, Paul Knüpfer, Melanie Kurt, Robert Philipp, Frieda Hempel, Hermann Jadlowker … um eine schmale Auswahl zu nennen. (…) Klaus Ulrich Spiegel
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Zu Leoncavallos „Roland von Berlin“/ Auftraggeber Kaiser Wilheim II/ Wiki
Und nun weiter: Wilhelm gab also bei Leoncavallo nun diesen Friedrich-Stoff als Oper in Auftrag; und man muss nach Anhören des Werks sagen, dass Leoncavallo sich mit Fleiß in seine Hausaufgaben stürzte, dem deutschen Kaiser eine deutsch-orientierte Oper zu geben; man möchte geradezu sagen, in opportunistischer Weise – Wagners Einflüsse sind bis in die direkten Anleihen hinein unüberhörbar. Leoncavallo orientierte sich im Libretto, das er sich selber schrieb (er hatte ohnehin auch später als Librettist – so zum Beispiel für den portugiesischen Komponisten Augusto Machado und dessen Oper Mario Wetter – einen guten Namen) an der eigens für ihn auf Befehl des Kaisers ins Italienische übersetzten Novelle Der Roland von Berlin des Romantikers Willibald Alexis. Dieser Text dann wurde anschließend für die Berliner Uraufführung der Königlichen Hofoper, der Lindenoper, 1904 von dem Oberregisseur Georg Droescher nicht gerade genial ins Deutsche übertragen, wie die zeitgenössische Presse anmerkte.
Versuche, den Tenor Enrico Caruso für die schwere Partie des Hennings zu gewinnen, scheiterten, wie die Anekdote weiß. Man bekam zwar Caruso nach Berlin mit dem Lockmittel italienischer Partien, wohin die Berliner in dichten Scharen pilgerten, aber als der Tenor die Partitur sah, lehnte er diplomatisch ab. Der Komponist erfuhr nie den wahren Grund, aber Caruso hielt den Part für kaum singbar, zumindest nicht für seine Stimme. So kam Berlin zu Caruso, aber Leoncavallo nicht zu seinem erträumten Sänger der Hauptpartie. Die Premiere war ein großer repräsentativer Anlass und ein ebensolcher, gesellschaftlicher, wenn auch kein musikalischer Erfolg. Es kam zu 37 Aufführungen bis 1908, dann verschwand das Werk von der Bühne.
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Leoncavallos „Roland von Berlin“/ Ensemble der Uraufführung/ Archiv Luther
Verbreitung: 1905 hatte die Oper in ihrer originalen italienischen Fassung des Leoncavallo-Librettos in Neapel Premiere¸ auch in Italien hatte sie keinen Erfolg. Weitere Vorstellungen sind nicht festzustellen. Die USA scheinen das einzige Ausland zu sein, die den Roland wenigstens in Auszügen kennenlernten, wie einem Programmzettel eines Konzerts mit Teilen daraus aus Boston von 1906 zu entnehmen ist. Zumindest seit 1931 ist das Werk auch bei der italienischen Rundfunkanstalt RAI nicht gegeben worden. 1987 ist und war die Berliner Konzertaufführung die bislang einzige danach.
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Merkwürdigerweise hat Leoncavallo dieses Werk für eines seiner besten und für sein bedeutendstes gehalten. Das erstaunt, denn es wirkt doch im ganzen sehr uneinheitlich und wenig originell. Schon die große Ouvertüre drückt sich in Wagners Idiom aus, dem Tannhäuser nicht unähnlich; und das ganze Stück hindurch findet man immer wieder direkte Zitate aus Wagners Werk. Es scheint, als ob Leoncavallo geradezu einen Schnellkurs in herrschendem deutschen Operngeschmack erledigt hätte. Schon die Handlung erinnert sehr an die Meistersinger mit ihren Stände- und Klassenproblemen (und der obligatorische antisemitische Seitenhieb drückt wohl eher die damaligen Tendenzen in Preußen als Leoncavallos selbst aus). Die politische Seite des Stoffes scheint herzlich gleichgültig und wurde eher pflichtschuldig bearbeitet. Die Figuren erhalten kaum Konturen, die Liebesepisode zwischen Elsbeth und Henning (der auch noch aus Versehen erschlagen wird – kein glorreicher Tod für einen Bühnenhelden!) nimmt breiteren Raum ein als die Auseinandersetzung der freien Stadt Berlin mit dem imperialistischen Kurfürsten. Wagner begegnet dem Hörer auch im Motiv für den Kurfürsten selber, wenn ihn getragene Fanfaren ankündigen oder seine gütigen Worte untermalen. Sprechgesang im wagnerianischen Deklamationsstil unterstreichen diesen Eindruck, Lohengrin-Anklänge im ersten Akt, Nibelungen-Echos (Rheingold) für die Volksszenen, ein veritables Walküren-Duett, Holländer-Anleihe für eine Sturmmusik finden sich in allen vier Akten des Roland.
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Leoncavallos „Roland von Berlin“/ der Tenor Gruening als Lohengrin/ Archiv Mild-und-leise
Dazwischen aber gibt es andere Quellen der „Übernahme“, etwa Massenets Esclarmonde (Eröffnung 1. Akt und 4. Akt, 2. Teil), italienische Banda für die Totenmusik. Der 2. Akt fängt nicht nur mit den ersten Klängen eines bekannten Tangos an (!), sondern für die braven Bürger schrieb Leoncavallo sogar eine fesche Polonaise, und für Rathenows großes Solo erklingen im ausgesprochen orientalischen Stil Solobläser, während unverhohlene „Siegeskranz“-Klänge bei den Volksmärschen und der abschließenden Apotheose auf den (eigentlich gar nicht sehr freundlichen) Kurfürsten wallen, der gerade die Tore eintreten ließ. Viele Passagen des Soprans (Elsbeth) sind zudem derart dicht an der Operette angesiedelt, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt – Leoncavallo gab dem Kaiser, was des Kaisers war: große, repräsentativ angelegte Musik im Patchworkstil. In Erinnerung bleiben vielleicht das große Duett Henning-Elsbeth im 4. Akt, Rathenows Arie im 2. Akt, Elsbeths Arie im 4. Akt. Als historische Schallplatten-Dokumente gibt es einige, so die originalen Sänger Emmy Destin, Wilhelm Grüning und Baptist Hoffmann sowie auch Geraldine Farrar (auf IRCC CD 815/ Souvenir of Verismo Opera); Rathenows Arie ist vom italienischen Bariton der neapolitanischen Erstaufführung, Virgilio Bellatti von etwa 1910, erhalten. Geerd Heinsen
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Leoncavallos „Roland von Berlin“/ Emmy Destinn als Elsbeth/ Archiv OBA
Die Handlung geht auf eine nicht belegte Episode in der Berliner Geschichte zurück: auf die Stürzung des Ronalds, einer Statue, wie sie viele Hansestädte als Zeichen ihrer Reichsunabhängigkeit hatten, einen Geharnischten im Stil des 12./13. Jahrhunderts, der auf den Marktplätzen dieser Städte aufgestellt war (Bremen hat noch heute ein solches Standbild; andere standen oder stehen noch in Brandenburg, Halle, Magdeburg, Nordhausen, Zerbst u. a.). Der Berliner Roland ist nur in einer einzigen Urkunde nachgewiesen und deutet auf einen Standort am heutigen Molkemarkt in der Nähe der Nikolaikirche. Die Schleifung- und Versenkung des Rolands durch Friedrich ll. im Jahre 1442 ist nicht belegt.
1. AKT: In das muntere Treiben der Menge hat sich unerkannt der Kurfürst mit seinem Gefolgsmann Conrad von Knipprode gemischt. Er hat allerlei Klagen über die Beziehung der Berliner Stände untereinander vernommen und will sich nun selbst ein Bild machen. Offenbar kommt er zur rechten Zeit. Gerade erscheint Hausierer Makensprung, der vergebens den Magistrat um Hilfe anging: Er ist bei Spandau von Raubrittern überfallen worden, hat aber beim hohen Rat nur Spott geerntet.
Die Menge tät ihm, sich beim Kurfürsten zu beklagen, aber Henning ist der Meinung, erst müsse man sich selbst helfen, ehe man den Landesherrn belästige. Begeistert will die Volksmasse Henning zum Anführer erwählen.
Leoncavallos „Roland von Berlin“/ Kaiser Wilheilm II und Gattin Augusta/ findagrave
Das erregte Treiben wird vom Ausrufer unterbrochen, der ein Urteil des Magistrats zu verkünden hat: das Mädchen Salome soll für „ihr schamloses Treiben“ vor dem Stadttor fünfzig Rutenschläge erhalten. Aber die Menge hat wenig Interesse daran. Offenbar ist auch Makensprung schon vergessen. Man zerstreut sich nach allen Seiten.
Dadurch gewinnt der Kurfürst Zeit, Henning zu beobachten, der ihm aufgefallen ist. Der impulsive junge Mann hat soeben die hübsche Bürgermeistertochter Elsbeth an der Kirchentür abgepasst. Galant hebt er ihr das Gebetbuch auf, das ihr vor Schreck heruntergefallen ist.
Henning war es Ernst mit seiner Absicht, die Raubritter zur Rechenschaft zu ziehen. Und Elsbeth reicht ihm das Gebetbuch: Wenn er heil zurückkommt, wird er es ihr wiedergeben.
Nun spricht der Kurfürst den jungen Heißsporn an und rät ihm, doch zuerst beim Landesherrn um Recht einzukommen. Aber Henning fürchtet, der Weg durch die Hofinstanzen sei zu schwierig, als dass er da zum Erfolg kommen könnte. Eine heiter-bösartige Volksszene unterbricht das Gespräch schon wieder. Ein Hanswurst bringt eine überdimensionale Puppe, die als Symbol für den geldgierigen Magistrat und den rechtsprechenden Rat steht. Dieses Monstrum wird vom Volk beschimpft und verhöhnt, die Menge ist auch durch den Bürgermeister selbst davon nicht abzubringen. Ehe es jedoch zum Streit kommt, sorgt das unglückliche Mädchen Salome für Beunruhigung: Sie wird soeben zur Bestrafung geführt – und das Schauspiel will sich denn doch niemand entgehen lassen. Das gibt dem Kurfürsten noch einmal Gelegenheit, mit Henning zu sprechen. Er lässt sich von dem tatkräftigen Handwerker einen unauffälligen Weg aus der Stadt zeigen und verspricht ihm die goldenen Rittersporen, wenn die Zeit dafür reif ist.
Leoncavallos „Roland von Berlin“/Postkarte mit der Besetzung der Berliner Uraufführung/ Archiv
2. AKT: Es sind keine guten Nachrichten, die Ratsherr Ryke seinem Bürgermeister bringt: Der Rat hat es wiederum abgelehnt, die Schuld der Stadt Berlin an Henning Molnar zu bezahlen, die nun schon seit Jahren ansteht: Hennings Vater hat sich in der Schlacht von Kremmen den Feinden entgegen geworfen und dadurch die Truppen von Cölln und Berlin vor der Vernichtung bewahrt. Er selbst aber war in Gefangenschaft geraten und hat 20.000 Groschen Lösegeld bezahlen müssen, die er vergeblich von der Stadt zurückforderte. Inzwischen sind zwanzig Jahre vergangen, und nun ist Henning in das Recht seines Vaters eingetreten.
Rathenow ist von der Rechtmäßigkeit der Forderung überzeugt und will, wenn es nicht andres möglich ist, die Schuld selbst bezahlen. Dazu hat er sich den Juden Baruch bestellt, der ihm das Geld leihen soll. Eine peinliche Unterredung steht ihm bevor: Baruch ist der Vater der jungen Salome, die von Rathenows Sohn im Stich gelassen wurde.
Leoncavallos „Roland von Berlin“/der später geschleifte Roland von Berlin, 1905/ Archiv Taschen
Nachdem Baruch sich entfernt hat, gerät Rathenow ins Grübeln. Während er betet, bemerkt er nicht, dass Henning sich ins Haus geschlichen hat, um Elsbeth zu sehen. Aber zunächst kommt es zu keinem Zusammentreffen: Versteckt wird Henning Zeuge, wie Rathenow von den Cöllner Ratsherren Schum, Wintz und Bürgermeister Blankenfeld zu einem Fest eingeladen wird. Da will man anderntags die Verlobung Elsbeths mit Melchior Schum bekanntgeben. Endlich ist Ruhe eingekehrt, und Henning kann Elsbeth treffen. Beide gestehen sich ihre Liebe, so dass Henning sich siegessicher über die Balkonbrüstung auf die Straße schwingt: Er wird alle Hindernisse beseitigen.
3. AKT: Als fahrender Sänger hat sich Henning unter die Feiernden gemischt und trägt eine feurige Kanzone vor, in der er sich als König der Ballade bezeichnet. Die Stimmung wird ausgelassen. Es gibt Streit um die Wahl der Festkönigin: Die Cöllner wollen Schums Tochter Eva zur Königin machen, aber der nicht mehr ganz nüchterne Berliner Wintz trinkt auf Elsbeths Wohl.
Leider ist am Vortag Henning beobachtet worden, wie er von Rathenows Balkon sprang. Zudem hat sich Rathenow dafür eingesetzt, die alte Schuld an Henning zu bezahlen. Für die Cöllner steht es fest: Henning ist Elsbeths Liebhaber, und Rathenow will in die eigene Tasche wirtschaften. Von der für beide Städte so günstigen Verlobung der Bürgermeistertochter mit dem Ratsherrensohn ist keine Rede mehr: Unversöhnlich zerstritten geht man auseinander.
Leoncavallos „Roland von Berlin“/ Konzertzettel aus Boston, wo Leoncavallo mit dem Orchester der Mailänder Scala Auszüge auch aus „Roland de Berlin“ (sic) dirigierte/ Archiv
4. AKT/1. Bild: Elsbeth ist verzweifelt. Nicht nur wegen des Streits am Vortag, nein: Sie hat die goldene Kette verloren, die sie dem Vater nur für das Fest abgeschwatzt hatte. Zur rechten Zeit kommt Henning herein. Vertrauensvoll bittet Elsbeth ihn um Hilfe – aber da reicht er ihr schon die Kette, die sie ihm Gewühl verloren hatte. Aber er ist nicht gekommen, um ihr den Schmuck zu bringen: Bei ihrem Vater will er nun um sie werben. Er weiß ja, dass ihre Verlobung mit Melchior Schum in die Brüche gegangen ist. Nur hat er sich leider in ihren Gefühlen wohl doch getäuscht: Als Patriziertochter meint sie, ihm, dem Handwerker, nicht folgen zu können. Der hinzutretende Rathenow ist noch härter. 2. Bild: Der Kurfürst steht vor dem Stadttor und begehrt Einlass. Während das Volk öffnen will, befiehlt Rathenow, die Stadt zu verteidigen. Aber Henning hält das kurfürstliche Recht für wichtiger und beginnt, mit einem Beil das Stadttor zu zerschlagen. Niemand wagt, ihn zu hindern. Der Kurfürst zieht in die Stadt ein, um die Widerspenstigen zur Rechenschaft zu ziehen und alle Streitigkeiten zu beenden. Zum Zeichen eines neuen Rechts wird der Roland vom Sockel gestürzt. Der hohe Rat muss dem mächtigen Landesherrn auf Knien huldigen. Dann will der Kurfürst Elsbeth mit Henning vereinigen. Aber es ist zu spät: Der mutige junge Mann ist versehentlich von den Gefolgsleuten des Kurfürsten erschlagen worden, weil man ihn als einzig Bewaffneten für einen Feind gehalten hat. Bewegt nimmt Elsbeth Abschied von ihrem Freund. Der Kurfürst ernennt Rathenow wieder zum Bürgermeister. Mit einem kurzen Lobgesang auf den gütigen, wenn auch gestrengen Landesherrn und auf die Stadt Berlin endet das Werk. Geerd Heinsen (Dank an Klaus Ulrich Spiegel und das HafG für die Text-Übernahmen; Foto oben: Leoncavallos „Roland von Berlin“/ Ensemble der Uraufführung/ Archiv Luther). Geerd Heinsen
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Eine vollständige Auflistung der bisherigen Beiträge findet sich auf dieser Serie hier.