Giuseppe Verdi

Münchner Hunne

  Verdis Duette zwischen Bariton und Bass, seien es Macbeth und Banco, Filippo und Carlo oder Fiesco und Simone, gehören zu den schönsten Musikstücken überhaupt, doch Voraussetzung dafür, dass sie ihre Wirkung voll entfalten können, ist ein gut hörbarer Unterschied zwischen beiden Stimmen, darf der Bariton nicht zu dunkel, muss der Bass gewichtig und schwarz […]

Im Treppenhaus

  Verdutzt lugt Dr. Cajus durch die schmutzigen Scheiben des vollgeramschten Pubs, in dem Sir John Falstaff die „Sun“ liest und vor leergegessenen Tellern die Reste seines Frühstücks verdrückt. Dabei wird er bewacht von seinen beiden furchterregenden Kumpanen, dem Koloss Bardolfo  und dem frettchenhaften Pistola. Falstaff geht immer. Und überall. In seiner 200. Spielzeit 2018/19 […]

Fortsetzung der Verdi-Reihe

  Die Fotos aus dem Booklet von der Aufführung bei den Heidenheimer Festspielen lassen vermuten, der Wald von Birnam mache sich auf den Weg, um das Ende von Macbeth zu besiegeln, aber es ist tatsächlich Ernani, der sich auf den beiden CDs um seine Rehabilitierung und um die Hand der schönen Elvira bemüht. 2019 wurde […]

Alberne „Adaption“

  Was tut man, wenn man unbedingt Verdis umfangreiche Oper La Traviata aufführen will, aber weder ein Orchester noch den hohen Ansprüchen gerecht werdende Sänger zur Verfügung hat? Man wuchtet eine „Adaption“ auf die Bühne, in diesem Fall auf die des Théâtre des Boufes du Nord, an dem  2018 Benjamin Lazar, auch Regisseur, Florent Hubert, auch verantwortlich für die […]

Il vecchio cor

  Im Alter von 76 Jahren bestieg Leo Nucci am 23. und 25. November 2018 im Münchner Prinzregententheater und zwei Tage darauf im Müpa in Budapest das Konzertpodium, um nochmals das „Vecchio cor“ des greisen Dogen Francesco Foscari schlagen zu lassen. Nicht zum ersten Mal, wovon man sich auf DVDs mit Aufführungen aus Neapel (2000) […]

Mehr geht nicht

  Auch zwei Regisseure, Moshe Leiser und Patrice Caurier,  reichen nicht aus, um aus Verdis Giovanna d’Arco ein stimmiges, mitreißendes Operndrama zu machen, dazu ist das Libretto einfach zu dümmlich. Zwar ist es bereits Friedrich von Schiller anzulasten, dass er, obwohl Geschichtsprofessor, der es besser wusste, die historische Wahrheit, den zweifelsfrei überlieferten Schluss, nämlich das […]

Überfrachtet

  Ob die beiden die Titelfigur umwieselnden Tänzerinnen Kunst oder Kitsch sind, darüber lässt sich streiten, nicht aber darüber, dass die in immer schneller werdendem Tempo zwischen ihre Schlussarie eingestreuten Aufnahmen von Flüchtlingskindern übelster Agitprop sind, der mit dem Werk absolut nichts zu tun hat. Schon Verdi ist mit Schillers Die Jungfrau von Orleans rücksichtslos […]

Klimawandel in Spanien

  Leise rieselt der Schnee- aber nicht aufs Café Momus oder die Vorbereitungen zum Duell Onegin-Lenski, sondern auf Manrico und Azucena, die dem nahenden Tod ins Auge sehen. Mit einem Übermaß an Requisiten ist in der Londoner Trovatore–Produktion die Bühne zugemüllt, als habe ein Blinder und zudem Opernunkundiger in den Sack mit Ingredienzien für Regietheater […]

Virile Sinnlichkeit

  Mit großer Spannung war das Rollendebüt von Jonas Kaufmann als Titelheld in Verdis Otello erwartet worden. Der Startenor hatte für diesen wichtigen Schritt in seiner Karriere das Royal Opera House Covent Garden gewählt  – wegen Antonio Pappano, wie er in einem Interview, das als Bonus der DVD-Ausgabe von Sony beigefügt ist, selbst bekundet. Der […]

Toll dirigiert

  Luisa Miller aus München: Völlig zu Unrecht eine der weniger bekannten Opern Giuseppe Verdis ist Luisa Miller nach Schillers Kabale und Liebe, dank der österreichischen Zensur aus einem deutschen Fürstentum in die Tiroler Berge verlegt und aus dem Musikus Miller einen alten Soldaten und aus der Fürstenmaitresse Lady Milford die respektable Witwe Federica machend. […]

Gefeierter Ludovic Tézier

  Kürzlich war er – Bariton Ludovic Tézier – in Paris der aufopferungsvolle Freund des Enkels Carlos, auf der Arthaus-DVD von 2014 aus Monte-Carlo ist er der Großvater selbst: Karl V. in dessen Reich die Sonne nicht unterging, in Verdis Frühwerk Ernani und unbestrittener Publikumsliebling im kleinen Saal, obwohl Szenenbeifall offensichtlich der Aufnahme wegen untersagt […]