Im Alter von 76 Jahren bestieg Leo Nucci am 23. und 25. November 2018 im Münchner Prinzregententheater und zwei Tage darauf im Müpa in Budapest das Konzertpodium, um nochmals das „Vecchio cor“ des greisen Dogen Francesco Foscari schlagen zu lassen. Nicht zum ersten Mal, wovon man sich auf DVDs mit Aufführungen aus Neapel (2000) und Parma (2011) überzeugen kann. Vermutlich wird er den 65. Dogen von Venedig, den Lord Byron in seinem Verstragödie The Two Foscari und Verdi in seiner Oper I due Foscari verewigten, auch nicht zum letzten Mal verkörpert haben, nähert er sich doch erst jetzt dem wahren Lebensalter des Francesco Foscari an (1373-1453). Der in München und Budapest entstandene Mitschnitt des Bayerischen Rundfunks (2 CD 900328) baut vor allem auf die Präsenz des Baritons, dessen Ton in der erwähnten Romanza („O vecchio cor, che batti“) etwas nasal, trocken und eng klingt, der aber auf seine gute Technik bauen kann und in dem vorausgehenden Szene immer noch von bedeutender Autorität ist und die Gebrochenheit des alten Dogen vermittelt, der das Urteil unterschreiben muss, welches seinen Sohn Jacopo, der in eine Mordintrige verwickelt ist, zu lebenslangem Exil verbannt. Während Jacopo eher in die Linie der leidensfähigen, sanft aufbegehrenden Verdi-Helden gehört, was Ivan Magri vor allem in der Preghiera des zweiten Aktes ausdrucksstark und mit sicherer Emphase vermittelt, ist Francescos Schwiegertochter Lucrezia eine geradezu wild aufbegehrende junge Frau, die sich leidenschaftlich für ihren Mann einsetzt. Für die 1844 in Rom von Marianna Barbieri-Nini kreierte Partie, die drei Jahre später auch die erste Lady Macbeth war, ist Guanqun Yu zu handzahm und wenig leidenschaftlich. Für die Lucrezia braucht es eine im Kern dramatische Stimme. Sehr gut sind Miklós Sebestyén als der unversöhnliche Loredano vom Rat der Zehn, der Vater und Sohn Foscari stürzen will, und István Horváth als Senator Barbarigo, der Mitleid mit Lucrezia und ihren Söhnen zeigt. Der kroatische Chefdirigent des Münchner Rundfunkorchesters Ivan Repušić, der bereits im Jahr zuvor eine Luisa Miller mit Marina Rebeka aufführte und aufnahm, hat offenbar ein fabelhaftes Gespür für den frühen Verdi, dessen Cabaletten er mit zündender Kraft voranpeitscht. Die Szenen sind mit drängendem Elan verblendet, die Atmosphäre, was Verdi mit „tinta“ umschrieb, in den düsteren Gemächern des Palastes in den dunklen Bratschen- und Celloklängen zwingend eingefangen und der Chor des Bayerischen Rundfunks grandios inszeniert. Rolf Fath