"Carmen" aus Dresden mit Elisabeth Höngen bei Hänssler
Rundfunkgeschichte
Es ist an die zehn Jahre her, dass Preiser mit der Carmen von Elisabeth Höngen überraschte. Für eine österreichische Firma war das Ehrensache. Diese Sängerin wurde an der Wiener Staatsoper vergöttert wie eine Heilige. Da fiel es nicht sonderlich ins Gewicht, wenn die Aufnahme aus dem fernen Dresden stammte. Zumal auch noch Karl Böhm […]
Leoncavallis "Zingari" bei Bongiovanni
Im Fahrwasser des Erfolges
Der ugeheuerliche Erfolg von Ruggero Leoncavallos Pagliacci im Londoner Hippodrome veranlasste die Eigentümer der Institution, eine weitere Kurzoper bei dem italienischen Komponisten in Auftrag zu geben. Seine Wahl fiel auf Puschkins Zingari, vielleicht nicht zuletzt wegen des Riesenerfolgs einer anderen Oper um eine leidenschaftliche, aber wankelmütige Zigeunerin, Carmen. So entstand unter der Federführung von […]
Giovanni Simones "Elena" und "Arianna a Nasso" bei Naxos
Mythische Damen
Von weither sei man angereist, berichtete Stendal, um dieses morceau de génie zu hören. Der französische Schriftsteller und Rossini-Biograf bezog sich bei seiner Schwärmerei, mit der er sogar Goethe ansteckte, der sich daraufhin von Zeller die Noten besorgen ließ, auf das Sextett aus Johann Simon (Giovanni Simone) Mayrs Elena. Ungewiss, ob er die zweiaktige Semiseria bei ihrer Uraufführung im Januar 1814 […]
Zemlinsky-Anniversay-Edition bei Capriccio auf 6 CDs
Ehrung aus den Beständen
Anniversary Edition? Vor hundertfünfzig Jahren, am 14. Oktober 1871, wurde Alexander von Zemlinsky, der das adelige „von“ in seinem Namen seit den 1890er Jahren nicht mehr verwendete, in Wien geboren. Gestorben ist er im Alter von 71 Jahren im amerikanischen Exil in Larchmont nordöstlich von New York. „Über Zemlinsky nachzudenken“, schreibt der Musik-, Politik- […]
Michael Haydns Serenata "Endimione" bei cpo
Langer Abend
Diese Serenata raubt keinem den Schlaf. Die Serenata Endimione von Joseph Haydns jüngerem Bruder Michael ist auch keine Nacht- oder Schlummermusik, sondern schlicht eine der im 18. Jahrhundert beliebten, bei besonderen Anlässen aufzuführenden Opernfestivitäten mit Seria-Charakter und übersichtlichen Inhalt, die entsprechend des exklusiven Datums nur einmal erklangen. Bekanntesten Beispiele aus der Spätphase der Gattung […]
John Eccles´ "Semele" bei AMM Records
Nicht die bekannte, sondern die andere
Händels Oratorium Semele auf das Libretto von William Congreve von 1744 ist ein Standardwerk der Musikliteratur. Weit weniger bekannt ist die Vertonung dieser Vorlage zu einer Oper durch den 1668 geborenen britischen Komponisten John Eccles. Nach ihrer Uraufführung in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts geriet sie in Vergessenheit – umso verdienstvoller ist die […]
Donizettis "Rita" in deutscher Sprache bei Relief
Münchner Belcanto
Das schweizerische Label Relief hat sich aus dem reichen Fundus deutscher Rundfunkarchive, der noch weitestgehend unerschlossen ist, Gaetano Donizettis Rita herauspickt (CR 1928). Der leichtgestrickte Einakter im Stile der Opéra Comique von 1841 ist nicht das zentralste Werk des überaus tüchtigen italienischen Komponisten, der mehr als siebzig Bühnenwerke hinterlassen hat. Im Booklet wird der […]
(Die vergessene Oper 183)
Samaras „Mademoiselle de Belle-Isle“
Une Comédie à la Grecque
Die Neuveröffentlichung der Samaras-Oper Mademoiselle de Belle-Isle unter Byron Fidetzis nun bei Naxos (2 CD 8.660508-09; französisches Libretto von Paul Millet nach Dumas findet sich online) ist Grund für uns, den Komponisten Spiros (Spyridon-Filiskos) Samara/s, Griechenlands großen Komponist (1861 – 1917) nach unserem Artikel über seine Oper Rhea erneut vorzustellen, denn außerhalb Griechenlands ist […]
Rimskys 12. Oper "Der unsterbliche Kaschtschej" aus Warschau bei Dux
Aufgespiesste Köpfe
Wir wissen nicht, was Lukasz Borowicz dazu bewogen hat, im Rahmen des 22. Beethoven-Festivals 2018 in Warschau Rimsky-Korsakows zwölfte Oper, Der unsterbliche Kaschtschej aufzuführen. Egal. Der Einakter ist nicht eben weit verbreitet, Aufführungen eine absolute Rarität. Nach Bizets Djamileh, Moniuszkos Paria und Cherubinis Faniska nun also Der unsterbliche Kaschtschej (Dux 1485). Borowicz hat sich […]
Händels "Rodelinda" bei Linn
Barocker Klassiker
Händels 1725 in London uraufgeführte Rodelinda, regina de’ Longobardi ist ein Standardwerk im Barockrepertoire und entsprechend auf dem Musikmarkt in mehreren maßstäblichen Einspielungen vorrätig. Jede Neuaufnahme muss sich dem Vergleich mit diesen stellen. Die Firma LINN hat es gewagt, das Werk im September des vergangenen Jahres in London mit einer rein britischen Besetzung neu […]
Coriglianos "Ghosts of Versailles" beim Chateaux de Versailles als CD und DVD
Am Originalschauplatz
Endlich sind die Geister nach Hause gekommen. Die Geister von Marie-Antoinette und Louis XIV. trafen sich im Dezember 2019 in der Opéra Royal im Château de Versailles, wo die Geschichte der Ghosts of Versailles, die John Corigliano und William M. Hoffmann in ihrer zweiaktigen Grand Opera Buffa erzählen, ihren Anfang nahm. Begleitet werden der […]
Weinbergs Zweiakter "Wir gratulieren" aus Berlin bei Oehms
Verfluchtes Pack
„Ständig saufen, fressen, Karten kloppen. Ja, das können sie, während wir schuften.“ Mit der Klage der Köchin Bejlja gibt Ulrike Patows deutsche Übersetzung den Ton der Palastrevolution im Haus der reichen Madame vor. Wir da unten, die da oben. Schon Nestroy hatte in seiner Lokalposse Zu ebener Erde und erster Stock arme Schlucker und […]
Die Artur-Rodzinski-Edition auf 16 CDs bei Sony Music
Pathos ohne Kitsch
Dass Artur Rodziński (1892-1958), der polnische Dirigent mit österreichisch-ungarischen Wurzeln, heutzutage etwas aus dem Blickfeld verschwunden ist, kann man angesichts seiner Qualitäten nur bedauern. Es ist von daher hoch erfreulich, wenn Sony Music nun die 16 CDs umfassende Box Artur Rodziński / New York Philharmonic – The Complete Columbia Album Collection (19439787752) vorlegt. Die […]
Schrekers Oper "Der ferne Klang" aus Frankfurt bei Oehms
Hörst du den Ton?
Die Probleme des Komponisten Fritz trieben Franz Schreker, der wenige Jahre nach der Uraufführung von Der ferne Klang als einziger legitimer Nachfahre Wagners gehandelt wurde, nicht um. Es scheint, als habe er diesen Klang, der ihm treu blieb, bis er aufgrund der Diffamierung seiner Werke durch die Nationalsozialisten und die Vertreibung aus seinen Ämtern […]
(Die vergessene Oper 185)
Schulhoffs „Flammen“
Liebe mich, verbrenne mich ..
„Liebe mich, versenge mich, verbrenne mich, saug mir das Blut aus! Verwunde mich, ah! Meine Lippen, Hüften und Brust, nimm mich, reiß mich in Stücke!“ Die Dame, schlicht als „Frau“ bezeichnet, befindet sich zweifellos in Ekstase. Könnte sie nicht stöhnend nach dreimaligem „Ah“ noch ein „Juan“ nachstoßen, würde der Zuschauer oder Zuhörer genauso im Dunklen […]