Hochsinnliche Oper des Frühbarock

 

Königinnen und Abenteurerinnen sind beliebte Gestalten in der Opernwelt – und die antike Königin Semiramis war sogar beides. Kein Wunder, dass die Geschichten, die sich um sie ranken, zu den meistvertonten der Musikgeschichte gehören. Jetzt ist eine frühe französische Version der Semiramis-Oper erschienen. Diese Sémiramis ist eine Tragédie Ballet aus dem Jahr 1718 von André Destouches, einem originellen und visionären Hofkomponisten in Versailles – leider oft vergessen zwischen Lully und Rameau.

Bei der Aufnahme handelt es ich um eine vorzügliche Interpration, initiiert vom Ensemble Les Ombres. Am Pult stand Sylvain Sartre und es ist atemberaubend zu hören, wie er die Vielseitigkeit der Partitur herauskehrt. Trotz exzellenter Gesangs-Solisten sind die Instrumentalisten hier die Helden: Vom trommelfellerschüttenden Pomp der Massenszenen bis zu kammermusikalisch fein schattierten Tänzen und Rezitativen erlebt man eine weitgefächerte Palette an Klängen. Eine der sinnlichsten Frühbarock-Opern seit langem auf dem CD-Markt (André Destouches: „Sémiramis“ mit Éléonore Pancrazi, Emmanuelle de Negri, Mathias Vidal, Thibault de Damas | Choeur du Concert Spirituel | Les Ombres | Sylvain Sartre, Leitung; 2 CD Château de Versailles Spectacles; CVS 038 mit einem vorzüglichen Booklet in drei Sprachen, auch deutsch; Rez. 04. 08. 2021). Matthias Käther