Die vergessene Oper

„Die Räuberbraut“von Ferdinand Ries

. Eine der spannendsten Perioden der deutschen Musik- und vor allem Opernentwicklung ist die Übergangszeit von der Vor-Klassik zur Romantik, also von J. Chr. Bach/ Mozart zum frühen Wagner, stilistisch ebenso wie politisch – und Oper ist ja immer auch ein Spiegel der sozial-politischen Entwicklungen. Beethoven gilt als der Titan unter den Komponisten der Zeit, […]

Büsser/ Weber: „Obéron“ en francais

. Carl Maria von Webers Opern klingen in Französisch enorm singbar, zum Erstaunen von uns teutonischen Nachbarn. Spätestens Christoph Eschenbachs Berlioz-Version des Freischütz (als Freyschutz) aus Paris 2002 (mit der anrührenden Michaeela Kaune und der bezaubernden Annick Massis) zeigte uns die Funktionalität der französischen Fassung und gehört zu den absoluten Schätzen meiner Musiksammlung – zumal […]

Smetanas „Dalibor“

. Smetanas heroische Oper Dalibor gehört für mich zu den wenigen Schätzen für die einsame Insel – seit ich Nicolai Gedda und Teresa Kubiak unter Eve Queler (New York 1977, inzwischen auch auf Gala) darin gehört habe, muss ich mir jedesmal die Augen wischen, so sehr ergreift mich das Liebesduett der beiden im zweiten Akt, […]

„Les Mystères d’Isis“ von Wenzel Lachnith

. Lachnith? Oder Lachnitt? Nie gehört, und erst ein Blick auf die französische Wikipedia-Seite bringt Erkenntnis, denn Louis Wenceslas/Wenzel Lachnith (1746-1820) war ein böhmischer Komponist, der im ersten Drittel des nachrevolutionären Jahrhunderts in Paris lebte, aber davon mehr später. In das Blickfeld unserer Tage getreten ist er mit seiner sehr unbekümmerten Neuschöpfung der Mozartschen Zauberflöte im […]

Carlo Enrico Pastas „Atahualpa“

. Nationalhymnen anlässlich von Olympischen Spielen und Fußballweltmeisterschaften rufen vor allem beim opernliebenden Publikum oft ein Lächeln hervor, wenn sie musikalische Assoziationen an Donizetti, Rossini oder Verdi wachrufen – die meisten stammen ja aus dieser Zeit, namentlich in den lateinamerikanischen Ländern, wie die aus Peru von 1822, die sich auch am Ende der Oper Atahualpa […]

Giacomo Meyerbeers „Vasco da Gama“

. Ungeteilten Beifall gab es nicht an der Deutschen Oper Berlin, als nun die zweite Folge der dortigen Meyerberer-Hommage am 4. Oktober 2015 zu sehen war. Zu viel Widerspruch regte sich wegen der Arme-Leute-Produktion, die dem Stück in den Augen vieler Würde und Nachdruck nahm – so die recht einhellige Stimme der Krtik und auch […]

Antonín Dvoráks „Alfred“

. Genau vor einem Jahr war in Prag ein wichtiger Beitrag des deutsch-tschechischen Kulturaustauschs zu erleben. Gefördert vom Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds erklang im September 2014 Antonin Dvořáks einzige original deutsche Oper Alfred – aufgeführt von deutschen und tschechischen Musikern. Ein Erstlingswerk. Aber nicht immer gelingt es, eine Wiederentdeckung auch adäquat umzusetzen. Zum ersten Mal zu hören: Der junge Dvořák […]

Carl Thomas Mozarts „Entführung“

. Meisterwerke zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie eigentlich unantastbar sind. Wird z.B. ein Buch oder ein Musikstück in diesen Kanon der Unsterblichkeit aufgenommen, ist es meist mehr als schwierig, Verkrustungen (z.B. in Form von Zusätzen oder Kürzungen), die durch die Tradition entstehen, zu entfernen. Gegen die Trägheit der Praxis scheitert meistens auch die […]

„Herculanum“ von Félicien David

. Hurrah! Große Freude für Liebhaber der französischen Grand Opéra: Félicien Davids Vesuv-Oper Herculanum gibt´s bei Palazzetto Bru Zane/ Edciones Singulares (ISBN 978-84-606-8439-8; Note 1). Nun endlich, nachdem die Aufführung in Versailles wegen der akuter Heiserkeit der Mezzosopranistin Karine Deshayes in der zentralen Rolle der verführerischen Königin Olympia nur gekürzt stattfinden und ebenso bei Radio France […]

Nicola Porporas „Germanico“

. Eine Oper nach fast 300 Jahren wieder auszugraben, ist fast wie eine Uraufführung einer neuen. So äußerst erfolgreich geschehen bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik mit Nicola Porporas Oper Il Germanico durch Alessandro de Marchi. Doch wie soll man ein Werk heute realisieren, das so lange vergessen war? Die Schwierigkeiten beginnen schon bei […]

Franz von Suppés „Afrikareise“

. Eine Afrika-Operette von Franz von Suppé? Von 1883? Das klingt nicht sehr politisch korrekt in den Ohren des heutigen Gutmenschen, der Post-Achtundsechziger.Von Linken und Grünen. „Darf“ man sich ganz naiv an diesem hinreißenden Blödsinn erfreuen, sich amüsieren? „Darf“ man über blöde Scheichs, Oasen-Bedienstete lachen? „Darf“ man heute angesichts der Flüchtlingsströme aus Afrika an dieser unverstellt-kabarettistischen […]

Méhuls Oper „Adrien“

. Zu den spannendsten Erscheinungen unter den Komponisten der Revolutionszeit (davor und danach einschließlich) gehört in Frankreich Étienne-Nicolas Méhul, der die Schrecken der Commune überlebte, zu Glanz unter Napoleon aufstieg, aber auch in der Nachrevolutionszeit sich einen bedeutenden Namen machte. Er lebt im Erbe Glucks und nimmt in seinen Sinfonien und Opern in vielem Beethoven und […]

Francesco Gasparinis „Bajazet“

. Gasparini… Gasparini? Ein Name, der wirklich nur gestandenen Barockfans ein Begriff ist. Bei Amazon oder jpc gibt´s Diverses an Kantaten, Kammermusik, ein bisschen an Opern-Intermezzi von Bongiovanni. Aber wirklich Eindrucksvolles eher nicht (in meiner Sammlung finden sich Ausschnitte aus seinem Amleto von 1971 Neapel). Das ändert sich gerade mit der neuen Aufnahme eines Bajazet von Glossa unter Carlo Ipata […]