„Konkurrenz belebt das Geschäft“, heißt eine ökonomische Weisheit, und die zwischen zwei Tenören führt zu ungeahnten Höchstleistungen. Hatte der Beginn von Rossinis Donna del Lago an der Met mit den knallbunten Farben, Türkis für den Himmel, Ocker für die Erde, nur Museales in der Optik angedroht, rissen die Leistungen der Sänger und des Dirigenten zunehmend hin, und die Konkurrenzsituation zwischen Juan Diego Flórez und John Osborn, beide glücklos verliebt in die Titelheldin, führte nicht nur zu bewundernswertem Virtuosentum auf dem vokalen Sektor, sondern auch zu ungewohntem darstellerischem Einsatz besonders bei dem Peruaner, der noch recht gemessen und unter Einsatz von Opernstandardgesten begann, sich aber zu ungeahnter Leidenschaft steigerte und das Publikum zu Begeisterungsstürmen hinriss.
Eine Art Lucia mit glücklichem Ausgang, garniert mit etwas Ernani, sprich großmütigem königlichem Verzicht, bildet den Inhalt der Rossini-Oper, die sogar nach drei Tenören verlangt, während der Mezzosopran die glückliche Braut heimführt (eigentlich Soprane wie Cecilia Gasdia oder Katia Ricciarelli), hier aber mit Joyce DiDonato besetzt, die sich zunehmend auch geeigneter Sopranpartien bemächtigt. Optisch macht sie das dreifache Umworbensein nachvollziehbar, und auch vokal ist sie eine großartige Interpretin bis hin zum so strahlenden wie innigen Schlusspunkt mit „Tanti affetti“, hat sie mehr Wärme als viele Soprane und trotzdem keine Höhenprobleme für die Partie, namentlich das Finale. Die Besetzung mit einem Mezzosopran ist auch deswegen nicht problematisch, weil Daniela Barcellona in der Partie des geliebten Malcolm dunklere Farben und mehr Metall in der Stimme hat und sich damit von ihrer Partnerin angemessen abhebt. Die nicht brustig klingende Tiefe und die mühelosen Intervallsprünge zeichnen ihre Leistung besonders aus. Juan Diego Flórez klingt als König Giacomo alias Uberto edler als sein ebenfalls glückloser Rivale, singt sehr dynamisch und die zweite Strophe von „Oh fiamma soave“ zumindest zu Beginn in feinem Piano. John Osborns Tenor in der Rolle des Rodrigo erscheint heller als der des Kollegen, seine Acuti sind bewundernswert sicher und sogar mit Schwelltönen versehen. Der Dritte im Tenorbunde ist Eduardo Valdes mit durchdringendem Charaktertenor als Serano. Dumpf äußert sich Oren Gradus als Vater und abtrünniger Königsanhänger Duglas, hellen Sopranglanz bringt Olga Makarina als Albina in die Produktion ein. Wie die Sängerprotagonisten ist auch Dirigent Michele Mariotti mit Pesaro-Weihen versehen und man hört es dem Orchester an. Das Produktionsteam Paul Curran (Regie) und Kevin Knight (Szene und Kostüme) sorgt dafür, dass „la regia funziona“ und die gesamte Optik nichts verdirbt (Blu-ray Erato 0825646046997). Ingrid Wanja