Zügig auf dem Weg zum neuen Traum-Ehe-Opern-Paar voran schreiten offensichtlich, aber ohne die bekannten unangenehmen Begleiterscheinungen von Alagna-Gheorghiu, die Eheleute Ailyn Pérez und Stephen Costello, deren CD Love Duets Ende Mai erscheinen wird. Mit Duetten aus französischen und italienischen Opern sowie aus Musicals zollen Sopran und Tenor ihrem Repertoire und ihrer jetzigen Heimat Tribut, dazu können sie sich rühmen, das einzige Ehepaar zu sein, das beiden Partnern bereits als Anerkennung für ihre Leistungen auf der Opernbühne einen Richard Tucker Award bescherte. Ailyn Pérez kann sich zudem über einen Plácido Domingo Award freuen. Sympathisch ist schon einmal, betrachtet man die Liste der Tracks, dass die beiden nur Duette aus Opern aufgenommen haben, mit denen sie auch auf der Bühne bereits bestehen können. Anders als ihr Bühnenrepertoire, das vor allem italienische Opern umfasst, ist auf der CD die französische Oper stark vertreten mit Massenets Manon und Gounods Faust. Die große Verführungsszene aus St. Sulpice wird von der Pérez geradezu phänomenal gestaltet, und ihr Niveau wird annähernd nur noch vom Duett aus Faust erreicht. Ein ungemein apartes Timbre des Soprans, die leichte Melancholie, die gepaart ist mit einer sanften dolcezza, dazu die elegante Geschmeidigkeit des Singens und die leichte Höhe sind höchst beeindruckend. Deliziös bedeutet der schmeichlerische Gesang pure Verführung, und nur das „Enfin“ ernüchtert den Hörer etwas. Mit einer gut fokussierten Tenorstimme, die trotz nicht ganz korrekter Aussprache auch nicht zu italienisch klingt und die besonders in der oberen Mittellage sehr sonor klingt, ist ihr der Gatte ein guter Partner. Auch als Marguerite und Faust sind die Sänger in ihrem vokalen Element, sie mit zugleich süßem wie keuschem Klang, mit einem verzückten Schweben des Soprans, beide mit einem „Éternelle!“, das die Verzauberung der Liebenden hörbar macht. Man wundert sich darüber, dass die französische Oper einen relativ geringen Stellenwert für sie auf der Bühne hat, so wie man auch Desdemona und Contessa als bereits gesungene oder zu singende Partien mit Verwunderung konstatiert.
Im italienischen Repertoire gefällt besonders das Duett Nemorino-Adina, für das sie den neckischen wie den irritierten Ton im Gesang hat, er mit kleinem Glottisschlag und strahlender Höhe aufwarten kann. Ein kleines Bäuerchen ob des genossenen Liebestranks sowie feine Rubati machen das Hören so spaßig wie genussreich, eine etwas weichere Stimme als die seine würde die Sache noch netter erscheinen lassen. Im Kirschenduett aus Mascagnis L’amico Fritz klingt der Sopran angebracht unschuldiger als in Manon, erlangt aber nicht die Faszination wie im Französischen, während beim Tenor die für die stagione primaverile aufgebrachte Emphase erfreut. Beide Sänger haben bereits oft, auch gemeinsam, Traviata gesungen, aus der mit „Un di felice“ hier ein kurzer Auszug zu hören ist. Dem Tenor traut man die Partie, auch wenn er hier hässliche Vokalverfärbungen zeigt, ohne weiteres zu, sie dürfte eher eine Violetta des ersten als des dritten Akts sein und singt hier bewundernswerte staccati. Als Gilda und Duca überzeugen die mühelosen Höhen bei ihr, während man ihm eine schönere Phrasierung wünscht und insgesamt im lyrischen italienischen Fach noch mehr morbidezza. Das Duett aus La Bohème lässt durch ihren ausdrucksstarken Gesang auch den Unkundigen erkennen, worum es geht, während er sich mit nach unten gesungenem „Amor!“ als rechter Kavalier erweist. Ohne Süßlichkeit und Zugeständnisse an billige Effekte werden noch vier Tracks aus Musicals, darunter West Side Story, geboten, alles kompetent begleitet vom BBC Symphony Orchestra unter Patrick Summers (Warner Classics 0825646334858).
Ingrid Wanja