Farinelli-Feuerwerk

 

Schon viele Sänger haben sich in ihren Recitals der Kunst des legendären Kastraten Farinelli gewidmet – man denke an die Mezzosopranistin Vivica Genaux, die Counter Valer Sabadus und Philipp Jaroussky oder die Sopranisten Aris Christofellis, Angelo Manzotti, Jörg Waschinski und Arno Raunig. Und es gibt natürlich als Kultobjekt in jeder Farinelli-Sammlung den berühmten Film (und den Soundtrack dazu) von Gérard Corbeau: Farinelli, 1994 (bei dem die Kastratenwirkung als eine Montage der beiden Stimmen von Derek Lee Ragin und Ewa Małas-Godlewska erzielt wurde), sehr überzeugend und staunenswert .

Selbst die CDs von Franco Fagioli bei naïve und Max Emanuel Cencic bei Decca, die das Schaffen von Nicola Porpora ins Zentrum stellen, sind eigentlich Farinelli-Alben, denn der Komponist war auch der Gesangslehrer des Stars und hat ihm viele Arien in die Kehle geschrieben. Nun folgen Cecilia Bartoli bei Decca (485 0214) und Ann Hallenberg bei Glossa. Die römische Mezzosopranistin erscheint als mäßiger Werbe-Gag auf dem Cover ihrer CD Farinelli mit Bart und langer Mähne, was eher Conchita Wurst ähnelt als Farinelli, von dem auch keine Abbildung mit Bart bekannt ist (und der naturgemäß keinen haben konnte, wurden seine Hormone doch im vorpubertären Alter durch die Kastration unterdrückt). Sie erinnert damit vielmehr an ihren Auftritt als Händels Ariodante bei den Salzburger Pfingstfestspielen 2017 in der Inszenierung von Christof Loy.

Unter den elf Titeln der Programmfolge finden sich fünf von Porpora. Allein drei stammen aus Polifemo – der Oper, die bei den diesjährigen Salzburger Pfingstfestspielen konzertant zur Aufführung in der Felsenreitschule kam. Und aus ihr stammt jene Arie des Aci, welche Farinelli der Legende nach Nacht für Nacht dem depressiven spanischen König im Palast von Madrid mit immer neuen Verzierungen und Varianten vortrug. „Alto Giove“ beendet dann auch die Anthologie und dürfte sogar deren Höhepunkt sein. Die Sängerin betört hier mit sanfter Stimme und schwebender Tongebung. Doch sie verfügt auch über die stimmlichen Möglichkeiten, um Schmerz, Eifersucht, Rachegelüste und Freiheitswillen auszudrücken – also die Emotionen, welche gleichermaßen in der Musik des Barock vorherrschen. Technisch ist die Sängerin noch immer auf Ausnahmeniveau, bewältigt die Intervallsprünge perfekt und die Koloraturläufe in stupender Manier. Das androgyne Timbre erinnert nicht selten an einen Countertenor, ist also prädestiniert für die Wiedergabe der Arien, die einst Farinelli interpretierte.

Mit einer Arie des Aci aus Polifemo, „Nell’attendere mio bene“, beginnt auch die Anthologie und diese ist der denkbar größte Kontrast zur letzten, ist sie doch von stürmischem Furor und vehementer Attacke – ein wirkungsvoller Einstieg also, den die Bartoli mit gebotener Bravour absolviert. Die Koloraturen fließen und die tiefe Lage kommt effektvoll zur Geltung. Die dritte Arie aus dieser Oper, „Lontan… Lusingato dalla speme“, ist eine der beiden Weltersteinspielungen des Albums.  Wieder singt sie der Schäfer Aci und muss neben der Ausdruckstiefe ein reiches Zierwerk absolvieren – für La Bartoli in Fest. Ein weiteres Werk von Porpora trägt den Titel La festa d’Imeneo. Die Arie „Vaghi amori“ singt der Titelheld. Als Track 2 in der Programmfolge ist das lieblich-graziöse Stück ein schöner Kontrast zum rasanten Auftakt. Bartolis Stimme schwebt und wird sehr zart und empfindsam geführt.

„Come nave in ria tempesta“ ist eine Arie des Nino aus Porporas Semiramide regina dell’Assiria und zählt zu den bekanntesten im Repertoire der Mezzosoprane und Countertenöre. Sie gehört zum Typ der Gleichnisarie, schildert ein Schiff im tobenden Sturm, was das Orchester mit entsprechend furiosen Klängen ausmalt und die Solistin zu heftiger stimmlicher Attacke und wilden staccati antreibt.

Carlo Broschi genannt Farinelli gemalt von Corrado Giaquinto Wikipedia

Je zwei Titel aus Johann Adolf Hasses Marc’ Antonio e Cleopatra („Morte col fiero aspetto“ und „A Dio trono“) sowie Riccardo Broschis Merope („Chi non sente“ und „Sì, traditor tu sei“) zeugen von Farinellis Beschäftigung mit diesen beiden Komponisten. Beide Hasse-Titel sind Arien der Cleopatra, erstere ein auftrumpfendes Bekenntnis zur Freiheit, das vom Orchester mit wilden Akkorden eingeleitet und von der Solistin mit überschäumender Energie angestimmt wird, die zweite gleichfalls geprägt von stürmischen Koloraturläufen und dem abrupten Wechsel der Gefühle. Die zwei Ausschnitte aus Merope singt Epitide, der erste ist von sanft wiegendem Duktus und voller Wehmut, der zweite (die zweite Weltpremiere der Anthologie) ein aufgewühlter, von Trompetengeschmetter begleiteter Zornesausbruch. Bartoli weiß die Kontraste bestechend zu formen und wiederum mit ihrer Gesangskunst zu brillieren.

Eine Arie, „Mancare o Dio“ aus Giacomellis Adriano in Siria, und eine aus Caldaras La morte d’Abel („Questi al cor finora“) ergänzen das Programm. In der ersten klagt Farnaspe wehmütig sein Leid, die Geliebte verlassen zu müssen, in der zweiten betrauert Abel den schmerzvollen Abschied von der Mutter.

Begleitet wird La Bartoli von Il Giardino Armonico unter Leitung von Giovanni Antonini. Die langjährige Partnerschaft der Sängerin mit diesem Ensemble zahlt sich aus und ist auch hier spürbar in einer lebendigen Kommunikation. Nur beim abschließenden „Alto Giove“ haben Les Musiciens du Prince-Monaco unter Gianluca Capuano die Begleitung übernommen.

 

Die Schwedin Ann Hallenberg hat der Gesangslegende Farinelli beim Label APARTE schon einmal ein Album gewidmet. Das neue bei Glossa (9422675) nennt sich The Farinelli Manuscript und bezieht sich auf jene Arien-Sammlung, die der berühmte Kastrat in einem prachtvoll geschmückten Manuskript 1753 an Kaiserin Maria Theresia nach Wien sandte. Es wird heute in der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrt und enthält eine Auswahl jener Kompositionen, welche der Starkastrat in seinen abendlichen Konzerten der spanischen Königsfamilie vortrug. Es enthält zudem die von Farinelli selbst ausgeschriebenen Verzierungen, die von seiner unvergleichlichen Gesangskunst zeugen. Die acht Werke stammen von in Madrid tätigen Musikern, die heute nahezu vergessen sind – Gaetano Latilla, Nicola Conforto, Geminiano Giacomelli, Giovanni Battista Mele – sowie zwei anonymen Komponisten. Der italienische Dirigent und Musikwissenschaftler Stefano Aresi hat die Arien des Manuskriptes genau untersucht und begleitet sie mit seinem Ensemble Stile Galante sehr lebendig und in kammermusikalischer Manier.

Als Auftakt erklingt die Arie „Non sperar“ von Conforto – ein delikates Stück, das die Vorzüge der Stimme von Ann Hallenberg ins beste Licht setzt. Sie ist weich, sanft, zärtlich und sinnlich, fast in jedem Moment wohllautend. Aber es ist vor allem das technische Vermögen der Sängerin, die scheinbar mühelose Bewältigung selbst halsbrecherischer Verzierungen, was so ungemein imponiert. Es folgt „Quell’usignolo“ von Giacomelli, in welcher der liebliche und kunstvolle Gesang der Vögel nachgeahmt wird. Hallenbergs Stimme zwitschert, gurrt und jubiliert auf geradezu mirakulöse Weise. „Io sperai del porto in seno“ von Mele lässt in der Höhe auch herbere Töne hören, die offenbar dem Ausdruck dienen. „Invan ti chiamo“ gilt als Komposition eines anonymen Tonsetzers, wird gelegentlich auch Giacomelli zugeschrieben. Nach einem ausgedehnten Rezitativ entfaltet sich die Arie in munter-bewegtem Duktus. Auch bei „Al dolor ch vo’ sfogando“ wird Giacomelli als Schöpfer vermutet. Stürmisch wird „Son qual nave che agitata“ von den Bläsern eingeleitet, auch dieser Titel gilt als anonyme Komposition, doch ist sie wahrscheinlich von Carlo Broschi, also Farinelli, selbst. Die extreme Bravour, welche das Stück erfordert, spricht auf jeden Fall dafür. Auch hier wird ein Schiff in den tobenden Wellen geschildert, was die Mezzosopranistin gleichermaßen mit Ausdruck und Virtuosität schildert. Zärtlich entfaltet sich Latillas „Vuoi per sempre abbandonarmi?“ und mit einem kurzen Rezitativ Confortos, „Ogni di piú modesto“, endet die Sammlung kapriziös und unvermittelt.

Beide Ausgaben zu vergleichen ist von hohem Reiz – jeder Barockfreund muss für sich entscheiden, welcher er den Vorzug gibt. Aber der weihnachtliche Gabentisch hatte auch Platz für zwei… Bernd Hoppe

 

Dies ist nicht die erste, Farinelli gewidmete CD von Ann Hallenberg, wie Markus Budwitius in einer älteren Rezension hier in operalounge.de  darlegte: Der berühmte Librettist und Dichter Metastasio beschrieb den Komponisten Jommelli in einem Brief als Person mit einem „heiteren, ruhigen Charakter, der die Zeit bevorzugt damit verbringt, sich in der Rundlichkeit eines wohlgenährten Körpers zu befinden“‚. Adressat dieses Briefes war der berühmte Kastrat Farinelli. Farinelli heißt auch die Jubiläums-CD des Ensembles Les Talens lyriques, das vor 25 Jahren im Jahr 1991 von Christophe Rousset gegründet wurde und zur Feier eine Live-Aufnahme eines Konzerts aus Bergen vom 26. Mai 2011 veröffentlicht, die sich an den Kostüm- und Historienfilm Farinelli (1994) anlehnt, zu dem Rousset und Les Talens Lyriques die Filmmusik einspielten. Damals wurde die Singstimme elektronisch kombiniert aus denen des Countertenors Derek Lee Ragin und der Sopranistin Ewa Małas-Godlewska.

Beim Live-Konzert hatte man Ann Hallenberg verpflichtet, die ihrer Aufgabe als Farinelli mit beweglicher und koloratursicherer Stimme souverän gerecht wird. Wer virtuose Barock-Arien in ihrer ganzen Pracht mag, der wird hier fündig, der Klang ist gut, die Bühnensituation ist allerdings hörbar. Vier Komponisten sind vertreten: Farinellis Bruder Riccardo Broschi mit „Son qual nave ch’agitata“ (Artaserse) und „Ombra fedele anch`io“ (Idaspe), Farinellis Lehrer Porpora mit „Si pietoso il tuo labro“ (Semiramide riconosciuta), dem berühmten „Alto Giove“ (Polifemo) und als Konzertabschluß koloraturvirtuos mit „In braccio a mille furie“ (Semiramide risconosciuta), Geminiano Giacomelli mit „Già presso al termine“ und  „Passagier che incerto“ (beide aus Adriano in Siria) und Leonardo Leo mit „Che legge spietata“ und „Cervo in bosco“ (beide aus Catone in Utica). Als Zugaben beim Konzert erklangen zwei Arien, die Farinelli nie gesungen hat, und zwar von Händel  „Lascia ch’io pianga“ (aus Rinaldo) und „Sta nell’Ircana“ (Alcina). Die 24 Musiker (Streicher, Generalbass sowie Oboe, Horn und Fagott) begleiten und gestalten abwechslungsreich mit vollem Klang, Hasses Ouverture zu Cleofide vervollständigt die CD. Farinelli ist die Live-Aufnahme eines Konzerts, bei der das Publikum begeistert gewesen sein muss. Das Beiheft beinhaltet eine mehrseitige Biographie Farinellis in Englisch und Französisch, (aber wie immer natürlich nicht in Deutsch)… (aparte, ap117) Marcus Budwitius

 

 Und auch Bernd Hoppe hatte verschiedene Begegnungen mit Farinelli, so in seiner Rezension der Veracini-Oper Adriano in Siria bei der Firma fra bernardo (ebenfalls hier in operalounge.de): Der Musikfreund und -sammler freut sich über jede Ersteinspielung, so auch im Falle von Veracinis 1735 uraufgeführtem Dramma per musica Adriano in Siria. Die Arie des Farnaspe „Amor, dover, rispetto“ aus diesem Werk gilt als die schwierigste Gesangsnummer der gesamten Barockliteratur, geschrieben für Farinelli, der sie in der mit Senesino als Titelheld, Francesca Cuzzoni als Emirena und dem Bassbariton Antonio Montagnana als Osroa spektakulär besetzten Uraufführung an der Opera of the Nobility in London kreiert hatte. In der konzertanten Aufführung im Wiener Konzerthaus im Januar 2014 singt die geschätzte Mezzosopranistin Ann Hallenberg diese Partie und gibt ein beeindruckendes Zeugnis ihrer Gesangskunst ab. Schon ihre erste Arie, „Già presso al termine“, eine der längsten des Werkes, profitiert vom energischen Stimmeinsatz und dem spielerisch behänden Umgang mit den Koloraturen. Das nächste Solo, „Parto, sì“, von großem Schmerz erfüllt, zeigt die Wandlungsfähigkeit der Sängerin und ihre gestalterische Tiefe. Das zärtlich wiegende „Ascolta idol mio“ stellt die Schönheit der Stimme, die hier besonders weich und schmeichelnd klingt, deutlich heraus. Ähnlich überzeugend gelingt ihr „Quel ruscelletto“ im 2. Akt, an dessen Ende sich die bewusste Arie findet. Es ist ein Stück von heroischer Bravour mit artistischen Koloraturläufen, die Hallenberg in stupender Manier meistert.

„Farinelli“/ Film von Gérard Corbiau 1994 mit Stefano Dionisi in der Hauptrolle/ Film Movement Classics; Screening Formats: Blu-ray, DCP/ filmmovement

Das Wiener Konzerthaus dürfte sich danach im Ausnahmezustand befunden haben. Prinz Farnaspe, Freund des Partherkönigs Osroa und verlobt mit Emirena, fällt auch das letzte Solo der Oper zu, „Son sventurato“, kurz vor dem Schlussduett und -chor, in welchem die Solistin noch einmal mit ihrem noblen Timbre betört.

Emirena, die vom römischen Kaiser Adriano gefangen gehalten wird, wird erst in der Mitte des 1. Aktes eingeführt und könnte hier vor allem mit der ergreifenden Arie aus der Oper „Prigioniera  abbandonata“ starke Wirkung erzielen. Roberta Invernizzi singt sie jedoch mit herbem Sopran von zuweilen bohrendem Ton. Auch das „Un lampo di speranza“, geprägt von munter tänzelnden Koloraturen, klingt unliebenswürdig keifend, „Per te d’eterno allori“ zu Beginn des 2. Aktes larmoyant und in den langen Koloraturketten bemüht, wie auch „Quel cor“ im letzten Aufzug.

„Farinelli“/ Film von Gérard Corbiau 1994 mit Stefano Dionisi in der Hauptrolle/ Film Movement Classics; Screening Formats: Blu-ray, DCP/ filmmovement

Für zwei tiefe Stimmen wurden der Titelheld und die Rolle der Sabina, Adrianos Verlobte, notiert. Ersterer ist mit Sonia Prina besetzt, die nicht zu meinen Favoritinnen zählt wegen ihres recht groben Timbres und der allzu robusten Stimmführung. In ihrer Auftrittsarie, „Dal labbro“, hält sie sich diesbezüglich allerdings zurück und klingt recht verhalten. Auch das bewegte „È vero che oppresso“ wirkt einigermaßen gemäßigt hinsichtlich der vokalen Exzesse und ist darüber hinaus von virtuosen Koloraturgirlanden geprägt. Am besten gefällt sie mir in dem nachsinnenden „La ragion“ mit ausgeglichener Stimmführung. Die resoluten Nummern „Tutti nemici“ und „Va’, superbo“ im 3. Akt dagegen zeigen ihre Untugenden deutlich. Romina Basso als Sabina überzeugt wieder mit dem sonoren Klang ihres tiefen Mezzos, in „Ah, ingrato“ im 2. Akt aber auch mit eloquentem und mühelosem Fluss der Stimme. Sehr delikat, auch kokett klingt sie in der Arie des 3. Aktes, „Digli ch’è un infedele“, und im Finalduett „Prendi, o cara“ mit Adriano erweist sie sich klar als die Meisterin der beiden tiefen Stimmen.

Die Schurkenrolle des Osroa, König der Parther und Vater Emirenas, ist eine Herausforderung für jeden Bassisten wegen ihrer ungewöhnlichen Harmonien und der extravaganten Wendungen. Ugo Guagliardo besteht diese Prüfung glänzend, gefällt sogleich in seiner ersten Arie „Sprezza il furor del vento“ mit ungestüm-expressivem Einsatz und schönem Fluss der Koloraturen. Auftrumpfend-martialisch gerät „Se mai piagato“ am Ende des 2. Aktes, das die tiefe Lage des Sängers und die Virtuosität in der Koloratur imposant herausstellt.

Die Mezzosopranistin Lucia Cirillo ergänzt die Besetzung als Idalma, die heimlich in Adriano verliebte Vertraute Emirenas. Ihre heiter-verspielte Arie „Per punir l’ingrato amante“ gerät im Tonfall recht streng. „Saggio guerriero“ zeigt zwar ihre souveräne Beherrschung virtuoser Koloraturpassagen, allerdings mit recht gewöhnlichem Klang. Am besten, weil angenehm in der Stimmführung, gelingt ihr das munter-bewegte „Più bella“ im 3. Akt.

Joao de Suza de Carvalho: Textdichter Metastasio und Starkastrat Farinelli (mitte) mit der Königlichen Familie aus Neapel auf dem Gemäde von Giacomo Amigioni/ Wiki

Adriano ist Veracinis erste Oper (vor der Clemenza di TitoPartenio und der Rosalinda) und ganz dem Stil der opera seria verpflichtet – prächtig in der orchestralen Ausschmückung und immer wieder ist hörbar, dass der Komponist auch ein exzentrischer Geigenvirtuose war. Sogleich zu Beginn der Ouverture vernimmt man die Violinen in solistischem Einsatz und auch später werden sie noch oft gefordert. Die Musik balanciert zwischen affektreichem Schwung, pompösem Bläsergeschmetter und kantabel ausschwingenden Lyrismen. Das Ensemble Europa Galante spielt unter Fabio Biondis Leitung musikantisch und differenziert auf, kann sich neben der inspirierten Begleitung der Solisten in drei Sinfonie auch orchestral bewähren (Francesco Maria Veracini: Adriano in Siria (Prina, Hallenberg, Invernizzi, Basso, Cirillo, Guagliardo; Europa Galante, Fabio Biondi) fra bernardo 1409491, 3 CD). Bernd Hoppe

 

(Fotos oben und in diesem Beitrag: „Farinelli“/ Film von Gérard Corbiau 1994 mit Stefano Dionisi in der Hauptrolle/ Film Movement Classics; Screening Formats: Blu-ray, DCP/ https://www.filmmovement.com/press/film/farinelli)