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Leidenschaftlicher als für seine spätere Gattin Constanze schlug offensichtlich das Herz Mozarts für eine ihrer drei Schwestern, die Sängerin Aloysia Weber, die bereits mit siebzehn Jahren eine voll ausgebildete Sängerin mit internationaler Karriere war, die sich auch selbst auf dem Klavier begleiten konnte und für die ihr Schwager eine Reihe von Konzertarien komponierte, die im Jahre 1998 die Schweizer Sängerin Cyndia Sieden mit dem Orchestra oft the Eighteenth Century unter Frans Brüggen aufnahm und die 2023 (erneut?) auf dem Markt erschienen sind.
Es geht um sieben Arien, darunter eine in deutscher Sprache, die wohl eine Danksagung an Sponsoren ist, zwei Stücke sind sogenannte Einlagen, d.h. Musikstücke, die reisende Sänger anstelle von ihnen unbequemen oder ungeliebten Arien in bestimmten Opern einsetzen konnten, nicht zu verwechseln mit den Kofferarien.
Ein echtes Konzertstück ist Non, no, che non sei capace, in dem der Sopran viel Glanz zeigt, die Extremhöhe sicher ist, die Intervallsprünge sich als unangestrengt erweisen. Eine Einlage ist Non so d’onde, in der ein König seinem tot geglaubten Sohn entgegentritt und in der Mozart einen Kontrast zur Musik des von ihm verehrten Johann Christian Bach dokumentieren wollte. Obwohl eine Männerpartie, singt Cyndia Sieden das Rezitativ sehr zart, sehr weiblich, Erstaunen und Nachdenklichkeit ausdrückend, während die Arie von schöner Getragenheit ist, wobei die Spannung aufrecht erhalten bleibt und die Instrumente die Solostimme schön umspielen. Für Il curioso indiscreto von Pasquale Anfossi komponierte Mozart für Aloysia Arien, die weit virtuoser als das Original sind. Der Abschied von der Gattin (sposa), fällt sehr ernst aus, in der Arie ist die Diktion etwas verwaschen, aber es werden schöne elegische Vokalgirlanden ausgestellt, ehe die Sängerin mit Nachdruck zum Finale aufbricht und zu erstaunlichen Extremhöhen.
In der ersten Hälfte expressiv mit dramatischer Intensität wird das Rezitativ Popoli di Tessaglia dargeboten, ehe in der Arie Io non chiedo ein lustvoll verspieltes Virtuosentum dominiert. Das „nur ein Weib“ in der Danksagung „geht natürlich heute gar nicht mehr“, wird aber ebenfalls schön gesungen. So ist die CD insgesamt entweder zu Recht wieder auf dem Markt oder wäre zu Unrecht erst so spät, ein Vierteljahrhundert nach der Aufnahme, dort erschienen (Glossa GCD C81133). Ingrid Wanja