Royales Doppel aus London

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Aus dem Jahre 2012 stammt ein Schuber mit zwei DVDs aus dem Royal Opera House London, den OPUS ARTE jetzt neu aufgelegt hat. An Evening with The Royal Ballet and The Royal Opera ist die Ausgabe betitelt, dürfte also für Liebhaber beider Gattungen von Interesse sein (OA 1261 BD).

Die Ballett-DVD präsentiert Höhepunkte aus dem Repertoire des Royal Ballet (s. unsere Ballett-Rubrik Vielbeiniges). Die Opern-DVD wird mit der Ouvertüre zu Rossinis Il barbiere di Siviglia eingeleitet, bei der Antonio Pappano am Pult steht, der seit 2002 die Funktion des Musikdirektors ausübt und nicht weniger als fünf weitere Nummern der Anthologie leitet. Gleich im zweiten Titel sind mit Renée Fleming als Violetta und Joseph Calleja als Alfredo zwei Stars vereint, die das Brindisi aus Verdis La traviata zum Ereignis werden lassen. Später geben sie aus dieser Aufführung noch das letzte Duett der beiden Protagonisten, „Parigi, o cara“ in gebührend wehmütiger Stimmung. Mit zwei populären Arien aus Mozarts Le nozze di Figaro sind Miah Persson als bezaubernde Susanna und Erwin Schrott als sonorer Titelheld zu erleben. Miah Persson gibt später noch eine reizende Zerlina im Duett mit Simon Keenlysides Don Giovanni „Là ci darem la mano“. Mit Jonas Kaufmann erscheint ein weiterer Starsänger, der die Blumen-Arie des Don José aus Bizets Carmen interpretiert. In zwei Rollen ist Diana Damrau zu sehen – als Gretel mit Angelika Kirchschlagers Hänsel in Humperdincks Märchenoper und als Königin der Nacht in Mozarts Die Zauberflöte. Viele Jahre war diese die Paraderolle der deutschen Sopranistin, in 15 verschiedenen Inszenierungen weltweit hat sie sie interpretiert. David McVicars Lesart aber war besonders, hatte er die Figur doch als eine Tudor-Königin angelegt. In stupender Maske und Kostümierung tritt die Sängerin zu ihrer Rache-Arie auf, die sie mit dramatischem Aplomb und rasender Attacke absolviert. Nicht fehlen im Programm darf Puccini, dessen Werke eine Säule des Covent-Garden-Repertoires bilden. Als Beispiele wurden das Duett „O soave fanciulla“ mit Teodor Ilincai als Rodolfo und Hibla Gerzmava als Mimì und der Walzer der Musetta mit Inna Dukach aus La bohème sowie die populäre Arie der Lauretta „O mio babbino caro“ mit Ekaterina Siurina aus Gianni Schicchi ausgewählt. Der Royal Opera Chorus wird mit dem Chor der schottischen Flüchtlinge, „Patria oppressa!“, aus Verdis Macbeth gewürdigt. Als uriger Titelheld führt Bryn Terfel die Schluss-Fuge aus Verdis Falstaff an, mit welcher der Ausflug in die Londoner Opernwelt gleichermaßen vergnüglich wie hintergründig endet. Bernd Hoppe