Spät, aber doch…

 

Ein neues (!!!) Rheingold aus Kassel! Frisch auf den Markt gebracht von Ars Produktion (ARS 38 051). Kommt schon wieder ein Ring des Nibelungen über uns? Der wievielte eigentlich? Weit gefehlt. Diese Neuerscheinung ist ein Nachzügler, der das Bühnenfestspiel in umgekehrter Reihenfolge komplettiert. Walküre, Siegfried und Götterdämmerung waren bereits 2008 vom selben Label herausgegeben worden. Seither sind acht Jahre vergangen. Für so ein Unternehmen ist das eine gefährlich lange Zeit. Und es stellt sich die Frage, ob der Anschluss noch gefunden werden kann, zumal der Rheingold-Mitschnitt von 1999 stammt. Roberto Paternostro, der Dirigent, ist seit fast zehn Jahren nicht mehr Generalmusikdirektor des Staatstheaters Kassel und auch Intendant Michael Leinert, der Regie führte, beschäftigt sich längst mit ganz anderen Aufgaben.

Zwei derer, die diesem Unternehmen im Booklet alles Gute wünschen, sind tot. Das irritiert zusätzlich. Wolfgang Wagner, der 2010 gestorbene einstige Bayreuther Festspielleiter, sprach von „Wagemut als auch von besonderer künstlerischer und technisch-organisatorischer Leistungsfähigkeit“, wenn ein Theater das vierteilige Großwerk auf die Bühne bringe. Wenn es sich „darüber hinaus anschickt, die gereiften Resultate dieser außerordentlichen Anstrengungen gleichsam zu ‚konservieren‘, indem es sie auf CD herausbringt, so kann einerseits eine weitaus breitere Öffentlichkeit als die der Zuschauer an eben jener spezifischen Interpretation teilhaben, so wird andererseits zugleich aber auch ein Zeichen gesetzt, ein theaterhistorisches Zeugnis geschaffen“. Ein langer fränkischer Satz! Und der bereits im Jahr 2000 verstorbene Intendant der Deutschen Oper in Berlin, Götz Friedrich, begrüßt es, „daß (noch nach der alten Rechtschreibung) die jüngste ‚Ring‘-Interpretation des Staatstheaters Kassel … der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird als Dokumentation einer sich immer wieder verjüngenden ‚Ring‘- Deutung“. Diese Texte dürften also schon eine Weile gelegen haben.

Die dritte Grußbotschaft übermittelt, Manfred Jung, heute 76. Er spielte in der Produktion selbst mit – als Mimi in Rheingold und Siegfried. Jung kennt sich aus, hat nach eigenen Angaben in fünfundzwanzig verschiedenen Ring-Projekten mitgewirkt. In Bayreuth war er in der berühmten Inszenierung von Patrice Chereau unter Pierre Boulez der Siegfried. Jung bedauert, dass die Kassler Produktion nicht auch optisch festgehalten worden sei, denn schließlich habe er seine Rolle auf den Knien mit zwei Unterarmstützen singen müssen. Es ist verständlich, wenn er das noch einmal sehen möchte. In den großen Zusammenhängen des Jahrhundertwerkes, mit dem in Kassel auch hundert Jahre deutsche Geschichte auf die Bühne gebracht worden sein, ergeht sich Regisseur Leinert im Gespräch mit dem Musikjournalisten Thomas Voigt auf einer Bonus-CD. So eine Beigabe macht sich grundsätzlich gut, weil sie zusätzlich auch Einblicke gewährt in die ganz praktischen Probleme der aufwändigen Produktion bis hin zu den Finanzen und der Überzeugungsarbeit, die zu leisten war, um das Vorhaben zu einem guten Ende zu führen. Und damit daran auch nach Jahren erst gar keine Zweifel aufkommen, endet diese Gesprächs-CD etwas unmotiviert mit den Schlusstönen des ersten und des dritten Aufzuges der Walküre, an die sich minutenlanger rasender Beifall anschließt. Voigt fragt gezielt und sehr kenntnisreich. Wie man das von diesem

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Opernexperten gewöhnt ist. Unfreiwillig offenbart das Interview aber auch ein Problem. Man kann nicht sehen, worüber gesprochen wird. Bühnenfotos im Booklet sind wenig aussagekräftig, zumal auch noch an der Farbe gespart wird. Deshalb wirkt alles wie ein erzähltes Mittagessen. Was wohlgesetzt und klug geschildert wird, lässt sich auch nicht hören. Die Knie von Mime ebenso wenig wie das kleine Modell vom Festspielhaus auf dem Grünen Hügel, das Loge am Ende in Brand steckt, weil die Ironie nicht zu kurz kommen sollte am Vorabend des großen Welttheaters.

Warum das Rheingold also erst jetzt? Interview und Booklet geben keine Erklärung ab. Beim Studium der Besetzungsliste fällt auf, dass drei Rollen doppelt besetzt sind. Hinter Woglinde stehen die Namen Marisca Mulder und Christa Platzer, hinter Freia Inga Fischer und Anja Vincken, hinter Donner Cyril Assaf und Sedat Öztoprak. Es ist nicht ersichtlich, dass dabei eine szenische Absicht im Spiele war. Möglich ist alles. Schon Karajan ließ in Wien die Kundry von zwei Sängerinnen darstellen. Bei diesem Rheingold dürften andere Gründe zwingend gewesen sein, die Gesamtaufnahme zusammenzuflicken. Hat wer gepatzt? Orchester, Dirigent oder Sänger? Fairness und Respekt hätten es geboten, darauf einzugehen und im abgedruckten Libretto bzw. in der Trackliste kenntlich zu machen, wer wann singt. Darüber kann doch nicht einfach hinweggehuscht werden. Schon deshalb nicht, weil nun der Verdacht an den Sänger hängen bleibt. So hängen bleibt, als hätten sie an dieser und jener Stelle ersetzt werden müssen. Das ist nicht gut vorstellbar, weil durchgehend auf einem soliden Niveau gesungen wird, das es allerdings nicht zwingend rechtfertigt, davon einen Mitschnitt auf den Markt zu bringen, zumal die Konkurrenz überwältigend ist. Warum also das Ganze? Und jetzt erst? Das sieht ein bisschen wie Reste-Essen aus… Mit seinem Hinweis auf Wagemut hat der gute Wolfgang Wagner, der alte Fuchs, gar nicht so falsch gelegen.

Manfred Volz ist ein imposanter Wotan, der aber gern mal ein paar Buchstaben verschluckt und etwas wackelt im Ton. An seiner Seite ist die stolze Fricka von Marisa Altmann-Althausen. Für Erda bringt Silke Marchfeld die passende Stimme mit. Sie könnte allerdings etwas magischer und geheimnisvoller klingen. Dem Alberich gibt Klaus Wallprecht den gehörigen Biss. Christian Franz, auch als Siegfried in Bayreuth bekannt geworden, schlüpft listig in die Rolle des Loge und bestimmt bei seinen Auftritten hörbar die Szene. Stimmgewaltig trumpfen die Riesen Fasolt (Markus Hollop) und Fafner (Dieter Hönig) auf. Sie sind in ihrer charakterlichen Unterschiedlichkeit auch stimmlich gut auseinanderzuhalten. Dem Froh von Omar Jara wäre im Finale, wenn er der Regenbogenbrücke den Weg nach Walhall weist, mehr Glanz zu wünschen gewesen. Bei den Rheintöchtern kommen zu den bereits Genannten Petra Schmidt als Wellgunde und Gundula Schneider als Flosshilde hinzu. Paternostro pflegt am Pult einen eher sachlichen, begleitenden Stil. Rüdiger Winter

  1. Eloge

    Finde den Text ein wenig aufbauschend. Zumeist liegt es an Rechte-Problemen, wenn eine CD später erscheint als geplant. Gerade bei Opernproduktionen kann ein einzelnes Chor- oder Orchestermitglied durch sein Veto eine ganze Produktion lahmlegen. Mehr Text bei der künstlerischen Beurteilung und ein bisschen weniger unnötige „Detektivarbeit“ (die wie man sieht zu nichts führt) wären sicherlich interessanter zu lesen gewesen…

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