Ihre nunmehr vierte CD legt Olga Peretyatko mit Russian Light vor, ein Kontrastprogramm zur dritten, die sich unter der Stabführung des jüngst verstorbenen Alberto Zedda ganz Rossini gewidmet hatte. Zwar scheint das Repertoire ein ganz anderes zu sein, nicht aber ist es die Art des Singens, die auch hier in der schönsten Weise an ihre Lehrerin Mariella Devia, italienische Königin des Belcanto, erinnert, so dass es zu einer interessanten, raffinierten Mischung einer frischen, herben, durchaus slawische Akzente aufweisenden Sopranstimme eines soprano lirico leggero mit ausgesprochen italienischem Legato kommt, jedes Pathos, das slawische Sängerinnen so gern ihrem heimatlichen Repertoire angedeihen lassen, vermieden wird. Das macht sich besonders bei Rachmaninoff, so seinem „Hier ist es schön“, angenehm bemerkbar.
„Light“ im Sinne von leicht kommt das zartfarbige Cover einher, das sich an ein Portrait des russischen Malers Michael Vrubel von seiner Gattin Nadeschda –Zabela-Vrubel, der ersten Zarenbraut, anlehnt. Leicht beginnt es auch mit der Arie der Ludmila, die durchaus Rossini-Anklänge vernehmen lässt und deren Arie von einer frischen Mädchenhaftigkeit spricht, von einer Stimme voller Leuchtkraft und ausgesprochen leichter Emission. Es folgt die Hymne an die Sonne aus Der goldene Hahn, in der die Stimme auch in der Höhe und dem Piano sehr gut anspricht. Natürlich fehlt die Wahnsinnsarie der Marfa nicht, die Peretyatko in Berlin und Mailand gesungen hat, und in ihrem zweiten Teil erklingt eine wundersame Traurigkeit, sind die Farben der Stimme den jeweils begleitenden Instrumenten angepasst. Eine zarte Elegie ist auf dieser CD das Wiegenlied der Volkhova aus Sadko, spricht von Todesnähe, und auch hier harmoniert die Stimme perfekt mit dem Orchester, das übrigens bewusst keines der großen europäischen, sondern das Ural Philharmonic Orchestra unter Dmitry Liss ist.
Außer Glinka und Rimsky-Korsakov sind Rachmaninoff, Strawinsky und Shostakovich vertreten, letzterer mit zwei Nummern aus seiner Operette Moskau-Cheryomushki ( gab es in der Werkstatt der Berliner Staatsoper), von denen die in Moll besonders gefallen kann. Natürlich hat man die Vocalise Rachmaninovs schon spektakulärer, nie aber schöner gehört, besonders die Mühelosigkeit, mit der die Höhen erreicht werden, muss man bewundern und die Tatsache, dass die Raffinesse sich hinter scheinbarer Schlichtheit verbirgt, ja eine Innigkeit erzeugt wird, die man in dem Stück nicht vermutete. Stravinskys Nachtigall erfreut mit einem schillernden Piano und mit einer absoluten Beherrschung der Stimme. Zum Ärgern gibt es bei dieser CD nur einen Grund: Sie dauert nicht einmal 55 Minuten (Sony Music 88985352232). Ingrid Wanja