Eine Stimme für drei

 

Vierfach ziert das Portrait von Sabine Devielhe das Cover ihrer CD mit dem Titel Mozart-The Weber Sisters, einmal ist es die Interpretin „privat“, dahinter im Schatten ist diese als Josepha, als Aloysia und als Constanze Weber zu sehen. Es fehlt die vierte Schwester, Sophie, denn diese sang wohl nicht, hat aber doch eine Beziehung zu Mozart gehabt: Sie hielt die Hand des Sterbenden, wie das Booklet zu berichten weiß. Josepha war eine gefeierte Primadonna, die erste Königin der Nacht, Aloysia, ebenfalls eine bedeutende Sängerin, Mozarts große, unerwiderte Liebe und Constanze seine Ehefrau, die, weniger brillant als Künstlerin, doch auch bisweilen auftrat und für die Mozart einige seiner Stücke schrieb.

Nach eigenem Bekunden kommt der Sopran Devielhes dem der Aloysia am nächsten, wohl auch deshalb gibt es in dem ihr gewidmeten Block von Tracks kein instrumentales, sondern ausschließlich vier Gesangsstücke. Das erste ist „Non so d’onde viene“, in dem die Stimme gut anspricht, auch im Piano, und in dem das Wissen um die Bedeutung der Rezitative bei Mozart hörbar wird. Der Sopran hat einen keusch-spröden Klang, huscht manchmal über die Konsonanten hinweg und weiß mit feinen Trillern zu punkten. Für „Vorrei spiegarti“ wird die Stimme weicher, windet sie zarte Tongirlanden. Einen dramatischeren Ton nimmt sie für „Popoli di Tessaglia“ an, wird sie zupackender und erscheint wie von Tragik umflort. Die reichen Verzierungen werden in den Dienst der Expression gestellt. Konventionell wie der Anlass, zu dem es wohl komponiert wurde, klingt „Nehmt meinen Dank“.

Als Hommage an Josepha singt die Sopranistin „Der Hölle Rache“, deren Koloraturen man zwar manchmal nachdrücklicher, kaum aber leichtgängiger zu hören bekommt. Dass sich die Sängerin auf die Dramatischste der Schwestern einzustellen versucht, bemerkt man an dem stärker zupackenden Ansatz bereits bei „Schon lacht der holde Frühling“.

Für die noch Gesang studierende Constanze war das Solfeggio gedacht, außerdem sang sie das auf sie zugeschnittene „Et Incarnatus est“ aus der Messe KV 427. Ihm wird die Sängerin mit sanfter Schönheit und inniger Schlichtheit gerecht.

Als eine Art Prolog sind den den drei Schwestern zugeordneten Nummern einige französische Stücke vorangestellt, von dem Pariser Aufenthalt Mozarts stammend. Nicht nur in der Begleitung der Sängerin, sondern auch in mehreren Instrumentalnummern können das Orchester Pygmalion und sein Dirigent Raphaël Pichon auf angenehme Art auf sich aufmerksam machen (Erato 0825646016259). Ingrid Wanja