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Welcher im italienischen Fach reüssierende Tenor möchte auf eine Aufnahme neapolitanischer Lieder verzichten und seine Stimme nicht mit Sole mio, Funiculi und Cor `Ngrato verewigt sehen und hören, obwohl einiger Mut dazu gehört, sich mit Giuseppe Di Stefano, José Carreras oder Luciano Pavarotti zu messen. Da muss manchmal auch ein hoch gestecktes Ziel dafür herhalten, sich der Konkurrenz zu stellen, so wenn der samoanische Tenor Pene Pati durch den Mund seines Begleiters Antonello Paliotti erklärt: „Unser Ziel besteht darin, die kultivierten Elemente hervorzuheben, die bereits in den gesungenen Stücken vorhanden sind…..mit Verweisen auf Debussy, Ravel usw., während in den Instrumentalstücken die Verweise auf die mündliche Überlieferung mit unregelmäßiger Formstruktur, den frenetischen Rhythmen, den harten und dissonanten Melodien, die typisch für die Popkultur und insbesondere für die neapolitanische Tradition sind, deutlicher hervortreten.“
Wichtiger dürfte allerdings erst einmal sein, über die stimmlichen Mittel und das Einfühlungsvermögen in eine fremde Kultur zu verfügen, über welche Voraussetzungen der Tenor, wenn man seine bisher in USA und Europa sehr erfolgreich verlaufene Karriere betrachtet, zu verfügen scheint. Neben vielen anderen Preisen gewann er den der Operalia von 2015 und von Cardiff, er wurde von Dennis O’Neill und Kiri Te Kanawa gefördert, hatte bereits in Neuseeland mit seinem ebenfalls als Tenor erfolgreichen Bruder Amitai Pati und seinem Cousin als Teil eines Trios auf sich aufmerksam gemacht. 2024 erschien eine CD mit dem ebenfalls den Hang zum Populären offenbarenden Titel Nessun dorma.
Ausgerechnet im einleitenden O sole mio überrascht der Tenor mit einem gar nicht strahlenden, sehr verhangen wirkenden Timbre, als hätte sich eine Nebelbank auf die Stimmbänder gelegt, manches ist fast gehaucht, klingt tränenschwer, es fehlt jeder Glanz und auch das Volkstümliche, Spontane, während die sehr raffiniert instrumentierte Begleitung in den Vordergrund tritt.
In abgeschwächter Form muss man das auch über Costas Napolitanata sagen, auch wenn die Stimme klarer erscheint, während in Di Capuas Maria Mari zwar im Text nur eine Gitarre erwähnt wird, das Orchester Il Pomo d’Oro (also keinesfalls Pomodoro) unter Antonello Paliotti stark in den Vordergrund tritt.
Dieses erfreut mit vom Dirigenten, aber auch von Paolo Tosti stammenden Stücken wie Tarantellen oder Romance und zeigt sich angenehm flink, straff und verspielt.
Gefallen kann auch das populäre A Marechiare, das temperamentvoll dargeboten und von einem schönen Spitzenton gekrönt wird, während man in Silenzio cantatone zu schätzen weiß, wie einfühlsam sich die Begleitung gibt. Im Funiculi, funiculà gibt Pene Pati noch einmal alles, und das mit Gewinn (Warner classics 5021732727800). Ingrid Wanja