Sein erstes Mozart-Album nahm nun Juan Diego Flórez bei Sony auf und bewegt sich damit in einem neuen Repertoire. Einige Arien aus Opern des Komponisten hat der peruanische Tenor freilich schon mehrfach in seinen Konzerten und Recitals gesungen und diese finden sich auch auf der CD (89854 30862). Da sind vor allem die beiden Ottavio-Arien aus Don Giovanni oder Ferrandos „Un’ aura amorosa“ aus Così fan tutte, bei denen man die Erfahrung des Sängers mit diesen Nummern spürt. „Il mio tesoro“ besticht durch die ganz individuelle Formung der Arie mit vielen Nuancen und Variationen, die man so noch nicht gehört hat, „Dalla sua pace“ besticht durch den schmelzreichen, schwebenden Klang der Stimme. Und natürlich findet er auch für Ferrandos berühmtes Solo eine ganz individuelle Fassung.
Gleich zu Beginn des Programms bietet der Solist mit Idomeneos großer Arie „Fuor del mar“ ein Virtuosenstück par excellence – noch dazu in der ungekürzten Originalfassung –, womit der Tenor an seine glanzvollen Auftritte im Belcanto-Fach erinnert. Vielleicht fehlen der Stimme für diese Vaterfigur noch die Reife und eine dunklere Färbung, sie klingt auch hier nach der eines Liebhabers. Aber die souveräne Bewältigung der heiklen Koloraturgirlanden samt zusätzlich eingelegten Spitzentönen und Verzierungsvarianten nötigt größte Bewunderung ab.
Auch Titos „Se all’impero, amici Dei“ verlangt vom Interpreten bravouröse Koloraturen. Es handelt sich dabei um eines jener Stücke, die Flórez im Alter von 17 Jahren am Konservatorium von Lima lernen musste. Titos andere Arie, „Del più sublime soglio“ stellt zu dem furiosen Ausbruch einen großen Kontrast dar, ist ein inniges Seelengemälde, das er mit zärtlicher Kantilene ausmalt. Von männlicher Energie erfüllt ist Alessandros Arie „Si spande al sole in faccia“ aus Mozarts Frühwerk Il re pastore, das zu den gelungensten Titeln der Anthologie zählt dank der beherzten Koloraturen und des heroischen Ausdrucks.
Auch zwei deutschsprachige Beiträge finden sich in der Sammlung – Taminos Bildnisarie aus der Zauberflöte und Belmontes vertrackt schwierige Arie „Ich baue ganz auf deine Stärke“ aus der Entführung – und werden in exemplarischem Deutsch wiedergegeben. Taminos schwärmerische Bewunderung von Paminas Bild setzt der Tenor mit gleichermaßen energischem wie schmachtendem Ausdruck um, Belmontes Liebesbeteuerung formuliert er weich und schwärmerisch bei sicherer Bewältigung der schwierigen Koloraturen. An den Schluss der Anthologie hat Flórez die Konzertarie „Misero! O sogno… Aura che intorno spiri“ gesetzt, in der er schon im Rezitativ mit reicher Ausdrucksvielfalt überrascht, in der Arie mit lyrischer Kantilene und im Schlussteil mit dramatischem Impetus überzeugt.
Ein idealer Partner ist dem Sänger das Orchestra La Scintilla aus Zürich, das unter Leitung von Riccardo Minasi auf historischen Instrumenten ein farbiges Klangbild beisteuert und spannende eigene Akzente setzt.