Noch vor der Geburt ihrer zweiten Tochter eingespielt hatte Elina Garanca ihre jetzt erschienene CD mit dem Titel Meditation, mit deren Programm oder zumindest Teilen davon sie augenblicklich auf Tournee ist und von der Hörer berichten, dass inzwischen die Stimme dunkler und dramatischer geworden ist. Das mag auch das bevorstehende Rollendebüt mit Santuzza erklären, deren Regina coeli entfernt an Giulietta Siminionato erinnert, schön auf Linie gesungen und nicht ausgeprägt veristisch klingend. Auch Mascagnis anschließendes Ave Maria hat einen schönen schmerzlichen Klang in der schwebend gehaltenen Stimme.
Es beginnt mit Gounods Sanctus mit glockenhellem Sopranglanz auf feiner Mezzogrundlage, mit dramatischem Impetus und sich steigernder Intensität. In des Komponisten Repentir erscheint die Stimme angenehm gerundet, wird dynamisch geführt, hat eine für einen Mezzo bemerkenswert gute Höhe und bleibt auch im Piano farbig. Sehr fremdartig, eher wie eine Geisterbeschwörung als wie Christliches hört sich Praulins Dievaines an, Elfengewisper wird durch eine aparte Instrumentierung unterstützt. Ein ganz zartes Piano zeichnet Gomez‘ Ave Maria aus, das Stück ist angelegt zwischen Intimität und innigem Appell. Ausgesprochen instrumental geführt erscheint der Mezzo in Mozarts Laudate Dominum, der leichte Tonansatz und die entsprechende Emission der Stimme sprechen von einer perfekten Technik. Bizets Agnus Dei erscheint als leidenschaftliche Bitte, vom zarten „dona nobis“ hebt sich das kraftvolle „pacem“ ab.
Ehe Puccini zur Oper fand, schrieb er viel geistliche Musik, sein Salve Regina lässt die Stimme bei zurückhaltendem Orgeleinsatz mit viel dolcezza hören. Einen schönen Jubelton hat sie hingegen für Adams Cantique de Noel. Peteris Vasks führt den Hörer noch einmal in die Heimat der Lettin. dem Geheimnisvollen zugetan sind die beiden dem Sonnenkult gewidmeten Beiträge. In Allegris Miserere erhebt sich die Solistin in großen, weit gespannten Bögen über die Chorstimmen, klingt wie ein kostbares, zusätzliches Instrument. In Kitschnähe begibt sich Vavilovs Ave Maria, das eine einzige Liebkosung des Namens der Gottesmutter in unendlichen Variationen ist, der Stimme alle Möglichkeiten, sich zu präsentieren, gibt und doch leider gerade am Schluss der CD ein schales Gefühl des Missbrauchs hinterlässt.
Dirgent der CD wie auch der Konzerttournee ist Gatte Karel Mark Chichon mit der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern, Authentisches für die lettischen Stücke, aber auch für die anderen Tracks liefert der Latvian Choir (DG 479 2071).
Ingrid Wanja