Hochglanzausgabe

 

 

An was erinnert das? An die originale Karl May-Ausgabe? Man kann kaum drauf schauen, so sehr blenden die glitzernden Ornamente dieser Ausgabe, Aquamarin auf Schilf? Das lässt sich nicht beschreiben. Auf jeden Fall ist es zu viel. Aber es soll natürlich auch nach etwas aussehen, wenn man sich einen von Palazzetto Bru Zane herausgegebenen Band der Collection Prix de Rome ins Regal stellt. Kostbar, im Buchformat, 2 CDs, 122 Seiten, französisch und englisch. Es gibt nur 2500 Exemplare davon. Darin enthalten sind mehrere Aufsätze, darunter einen über den Prix de Rome de Musique usw., Gesangstexte, genaue Besetzung, einzig die Qualität der Fotos ist nicht so, wie man sie sich bei solch einer Prachtausgabe wünschen könnte, dazu zwei CDs, die in den Sommermonaten 2014 und 2015 in Brüssel eingespielt wurden. Vol. 5 nennt sich schlicht Paul Dukas. Genauer gesagt handelt es sich um Kanten und Chornummern und Kleinstwerke, in deren Mittelpunkt Werke stehen, die Dukas zwischen 1886 und 1889 für den Prix de Rome komponierte: Pensée de morts auf einen Text von Lamartine, La fête de myrtes nach Toubin, L’Hymne au soleil nach Delavigne und die beiden halbstündigen Kantaten für drei Solostimmen und Orchester Velléda nach Beissier und Séméle nach Adenis.

dukas prix de rome edicionesDie Geschichte der Druidenpriesterin Velléda hatte kürzlich auch Francois-Xavier Roth eingespielt. Eingehüllt in einen klassizistischen Faltenwurf erleben wir den typischen Dukas, sensibel und behutsam in seiner Textbehandlung, berückend in den Modulationen, voll melodischer und instrumentaler Süße (Violine) und orchestraler Delikatesse, farbig, doch nicht überreich. Hervé Niquet, der Flemish Radio Choir und die Brussels Philharmonic musizieren so hingebungsvoll, dass keine der mit 47 und 55 Minuten Spielzeit nicht übervollen CD zu lang erscheinen will. Unter den Solisten ragen in Séméle Kate Aldrich als Didon gleiche Junon hervor sowie in Velléda der kernig markante Andrew Foster-Williams als Ségenax.

Tassis Christoyannis, den Jupiter, treffen wir wieder auf der mit Unterstützung von Palazzetto Bru Zane entstandenen Gesamtaufnahme der Lieder von Édouard Lalo (harmonia mundi 2 CD AP 110). Im Januar und März dieses Jahres hatte sich der griechische Bariton in einem Theaterchen in Bourges der rund 30 Lieder Lalos angenommen, deren kürzestes nur eine Minute dauert, während Le Novice mehr als 14 Minuten währt. Die meisten der über einen Zeitraum von vierzig Jahren entstandenen Lieder sind kurze, einfache und einschmeichelnde Piècen von hohem Stimmungsgehalt, Strophenlieder mit ausdrucksvollen Rezitativen, manche weiten sich zu theatralischen Szenen, bleiben aber immer geschmackvoll elegante Salonunterhaltung. In dem Zyklus Six Romances populaires de Pierre-Jean de Béranger behandelte Lalo soziale Brennpunkte der Zeit, spätere Lieder sind teils humoristische, teils stimmungsvolle Impressionen, wie die Verweise auf Venedig in Le zueca und La Fenaison. Lalo verfällt nie in Extreme, wird nie zu leidenschaftlich, nie zu heftig, was Chistoyannis mit reduzierter Attacke und einem zu schlichter Einfarbigkeit neigendem Bariton gut einfängt.  R. F.