Die Eifersucht ist eine Plage

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Gelosia! heißt das neue Album von Philippe Jaroussky bei seiner Stammfirma Erato/Warner (5054197998713). Es offeriert fünf Cantate da camera für Solostimme und kleines Instrumentalensemble, welche das Laster und die Qual der Eifersucht reflektieren. Der Titel der Platte resultiert aus Porporas Kantate La Gelosia auf einen Text von Metastasio – eine der beiden Weltpremieren dieser Sammlung. Sie wurde 1746 im galanten Stil komponiert und enthält eine zusätzlich eingefügte Sinfonia. Koloraturgirlanden und Triller stehen für die bekannte Virtuosität des Komponisten und finden sich vor allem im letzten Satz, einem lebhaften Allegretto. Jaroussky erweist sich hier noch immer als Meister in der Beherrschung des vokalen Zierwerks.

Den Text vertonte auch Baldassare Galuppi, dessen Komposition die Programmfolge beschließt und gleichfalls eine Weltersteinspielung darstellt. Mehr als auf Bravour konzentriert sich das Stück auf den Ausdruck mit einer  getragenen und einer munter beschwingten Arie.

Den Beginn der CD markiert Alessandro Scarlattis Kantate „Ombre tacite e sole“, deren zwei Arien beide mit Lento ausgewiesen sind, was der Stimme des Interpreten perfekt entspricht. Sie ist mit ihrer weichen Textur und dem zuweilen weinerlichen Ausdruck für Partien mit dramatischer Attacke und heroischer Vehemenz weniger geeignet (obwohl er solche durchaus interpretiert hat), besser liegen ihm jugendliche und introvertierte Figuren mit lyrischem Stimmcharakter. Die erste Arie mit mehreren Pausen reflektiert den verwirrten Zustand eines wegen der Untreue seiner Geliebten verzweifelten Liebhabers, die zweite ist ein Siciliano und schildert die Gewissensbisse der Untreuen. Die Stimme klingt sanft, gar lieblich und verträumt, lässt von seelischer Pein kaum etwas vernehmen.

Zwei bekannte Stücke ergänzen das Programm: Vivaldis „Cessate, omai cessate“ und Händels „Mi palpita il cor“. Erstere schildert in der Einleitung die Qualen eines betrogenen Liebhabers, später werden Wut und Tränen musikalisch ausgedrückt. Jaroussky hat sich mit diesem Komponisten jahrelang auseinandergesetzt, ihm bereits drei Alben gewidmet. Diese Beschäftigung ist spürbar durch  spannende Akzente und eine reiche Farbpalette. Auch die begleitenden Instrumente erzielen mit harschen, klirrenden Akkorden eine faszinierende Klangwelt. Das abschließende Allegro („Nell´orrido albergo“) ist ein Höhepunkt der CD mit rasenden Läufen und dem erregten Gesang des Counters, der hier wirklich von existentieller Not kündet. Händels Komposition gehört zu seinen Meisterwerken in diesem Genre, lebt von ungemein intensiven Rezitativen und sinnlichen Arien. Die erstere, „Agitata è l´alma mia“, verlangt aber trotz ihrer Kürze auch Koloraturemphase. Die zweite, „Ho tanti affani“, ist ein kantabler Dialog zwischen Flöte und Stimme, während die letzte, „Se un dì m´adora la mia crudele“, ein stürmisches Finale markiert.

Den Sänger begleitet das von ihm gegründete Ensemble ARTASERSE, das er auch selbst dirigiert. In ihm hat er die denkbar beste Unterstützung. Bernd Hoppe