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Der SWR hatte schon seit langem seine Archive mit Aufnahme-Schätzen geöffnet, unter dem Titel Legendary Singers nun einen Schuber mit Einspielungen von Martina Arroyo, Marilyn Horne, Peter Anders (2 CD), Dietrich Fischer-Dieskau und Nicolai Gedda zusammengestellt. Da gibt es zunächst zwei Liederabende der Schwetzinger Festspiele: Im Schwetzinger Schloss wurde am 25.05.1968 ein Liederabend der fulminanten Martina Arroyo und des Altmeisters Leonard Hokanson am Flügel aufgezeichnet und übertragen. Die technisch geglättete Fassung lässt keinen Hinweis auf ein Live-Erlebnis mehr erkennen, begeistert aber nach wie vor. Mit ihrem klaren, in allen Lagen bestens durchgebildeten Sopran und differenzierter Gestaltungskunst fasziniert Martina Arroyo nach wie vor; in Liedern von Gioacchino Rossini, Franz Schubert, Johannes Brahms, 4 Spirituals und den Zigeunerliedern von Antonin Dvorak lässt sich ihre hohe Sangeskunst eindrücklich nachvollziehen. Leonard Hokanson ist ein partnerschaftlicher Mitgestalter (SWRmusic, 93.719).
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Fast 24 Jahre später, am 25.04.1992 fand ein reiner Rossini-Abend der stupenden Marilyn Horne und ihres kongenialen Begleiters Martin Katz statt – ein Beitrag zum 200.Geburtstag des Komponisten. In unseren Breiten hört man Rossini-Lieder leider viel zu selten. Besonders hervorzuheben sind das eindringlich vorgetragene Assisa à piè d’un salice, das kleine Koloraturfeuerwerk Canzonetta spagnuol und das nur auf einem Ton gesungene Adieux à la vie!, bei dem der Pianist die melodische Hauptaufgabe exquisit löst. Höhepunkt ist die von Rossini selbst als „Cantata“ bezeichnete Giovanna D’Arco aus seiner späten Schaffenszeit: Bei dieser teilweise opernhaft großen Szene zieht die Sängerin alle Register ihrer Koloraturfähigkeit und ihres großen Stimmumfangs; der Pianist geht auf jede Nuance der Interpretation mit subtiler Begleitung ein. Zwei kleine Schmankerln beenden den tollen Abend, das flotte Cruda sorte! Amor tiranno! aus L‘italiana in Algeri und Di tanti palpiti aus Tancredi (SWRmusic, CD 93.721).
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Dietrich Fischer-Dieskau sings Baroque Arias lautet der Titel der CD, die in den Jahren 1952-54 vom SWR eingespielt wurde, also in Dieskaus früher Zeit; in Wahrheit sind es allerdings geistliche Solo-Kantaten, nicht gerade typisch für seine Berühmtheit. Mit der fünfteiligen Kantate Aus der Tiefe rufe ich, Herr zu dir von Gottfried Heinrich Stölzel beginnt der „Arienreigen“, gefolgt von Franz Tunders sehr basslastiger Kantate Da mihi, Domine. Bei Dietrich Buxtehudes Kantate Ich suchte des Nachts passen Dieskaus Bariton und der helle Tenor von Helmut Krebs gut zusammen, eine interessante Duett-Kantate! Die Streicher werden hier durch eine blitzsaubere Oboe ergänzt. Etwas schlicht kommt die Osterkantate Erstanden ist der heilige Christ von Nicolaus Bruhns daher; auch hier ergänzen sich die beiden Sänger ausgezeichnet. In Adam Kriegers Kantate An den Wassern zu Babel saßen wir tritt die sichere Altistin Erika Winkler hinzu; gemeinsam legen sie Kriegers verschlungene Melodik ansprechend frei. Mit Nicolaus Bruhns‘ Choralkantate De profundis clamavi beweist Dieskau einmal mehr, dass ihm die recht hoch liegende Bass-Kantate mit barocken Verzierungen besonders liegt. Die vorzüglichen Instrumentalisten schaffen den sicheren Boden, auf dem sich die Sänger in allen Kantaten frei entfalten können (SWR Music, CD 94.218).
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Nicolai Gedda sings Arias & Lieder umfasst Studioeinspielungen mit dem SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, die Lieder sind Live-Konzertmitschnitte. Vom schwedischen Tenor mit intonationsreinen Spitzentönen und großer Koloratur-Geläufigkeit sind sechs Opern-Highlights zusammengestellt: Adolphe Adams spritziges Mes amis écoutez l’histoire (Le postillon de Lonjumeau), Christoph Willibald Glucks ausdrucksstarkes Welch Gefühl schwellt meine Brust (Alceste) und das flotte, höhensichere Auf Kalchas falle dieses Schwert (Iphigenie in Aulis), W.A. Mozarts emotionsreiches Fuor del mar (Idomeneo), Giacchino Rossinis mit Höchstschwierigkeiten gespicktes Que les destins prospères… (Le Comte Ory) und Michail Glinkas kriegerisches Brüder, im Sturm (Ein Leben für den Zaren) mit lyrischem Zwischenteil. Unter der versierten Leitung von Ernest Bour begleitet das Orchester schwungvoll. Mit den Liedern von Franz Schubert, Francis Poulenc und Nicolai Rimsky-Korsakov mit dem sicheren Pianisten Werner Singer beweist Gedda beim Bruchsaler Schlosskonzert am 19.10.1960, dass er auch die Kunst der „Miniaturen“ versteht und in mehreren Sprachen beste Textverständlichkeit erzielt. Das gilt gleichermaßen für die Lieder von Claude Debussy, Joaquin Nin und Ottorino Respighi, sowie für die weniger bekannten, aber lohnenden Lieder von Francesco Balilla Pratella, Alfredo Casella und Vito Carnevali, die im Schloss Ludwigsburg am 03.04.1965 mit Erik Werba als ebenbürtigem Partner am Klavier erklangen (SWR Music, CLASSIC CD 94.212).
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Last not least: Peter Anders singt Arien und Lieder, jeweils eine CD, eingespielt in den Jahren 1946-52. Zu den Opern-Aufnahmen leitet Otto Ackermann das in allen Gruppen sicher aufspielende Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg: Die Gralserzählung aus Lohengrin, die Blumenarie aus Carmen, Wilhelm Kienzls Selig sind… aus dem Evangelimann, Florestans große Szene aus Fidelio und Durch die Wälder, durch die Auen aus dem Freischütz sind die Solo-Nummern, in denen Peter Anders die Strahlkraft und Farbpalette seiner klaren Tenorstimme eindrücklich beweist. Gemeinsam mitt Sena Jurinac erklingen Duette aus der verkauften Braut, Otello, Madama Butterfly, La Bohème und Carmen, in denen sich die beiden Stimmen nahezu ideal verbinden. Zwei Operetten-Einspielungen aus Johann Strauß‘ Zigeunerbaron, wobei das Orchester von dem versierten Paul Burkhard geleitet wird und die Sopranistin Nata Tüscher im Duett mitwirkt, runden die Opern-CD ab.
Die Lieder-CD enthält Vertonungen von Franz Schubert, Robert Schumann, Ludwig van Beethoven und Peter Tschaikowsky. Der Liedgesang scheint dem Sänger ein besonderes Anliegen gewesen zu sein; hier kommt seine hohe Gestaltungskunst besonders gut zur Geltung. In der von dem erfahrenen Pianisten Heinz Mende begleiteten Schubert-Gruppe fällt der muntere Musensohn durch seine Frische auf. Die übrigen Lieder werden vom ebenfalls eindrucksvoll auf den Sänger eingehenden Hubert Giesen mitgestaltet. In der Schumann-Gruppe zwingen z.B. in Intermezzo die zwischendurch eigenwilligen Tempoverzögerungen zu intensiverem Hinhören. Beethovens An die ferne Geliebte gefällt ebenso wie die wunderbaren Romanzen Tschaikowskys wie Einst zum Narr’n, Unendliche Liebe oder Warum?. Diese CDs sind eine gute Erinnerung an den Ausnahmesänger Peter Anders (SWR Music, CD 1-2 94.214). (25.09.2023) Marion Eckels