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Écho et Narcisse ist Christoph Willibald Glucks letzte Oper, allerdings war sie nicht der große Wurf wie die vorangegangene Iphigénie en Tauride (1779). Sie wurde im selben Jahr an der Pariser Opéra uraufgeführt und erlebte ein Fiasko. Der Librettist Baron Louis-Thédore de Tschudi bezog sich auf Ovids Metamorphosen und schildert in dieser Pastorale die Liebesgeschichte der Nymphe Echo mit dem Jäger Narziss.
Die Neueinspielung auf zwei CDs bei CV (CVS095), welche im Oktober 2022 in Versailles entstand, löst die bisherige Referenzaufnahme mit René Jacobs aus dem Jahre 1987 von den Schwetzinger Festspielen ab. Hervé Niquet bringt mit seinem Ensemble Le Concert Spirituel die Finessen der Musik, ihre Eleganz und Leichtigkeit betörend zum Klingen und hat ein Ensemble französischer Sänger zur Seite, das die Partien mit idiomatischem Stilempfinden und vorbildlicher Diktion interpretiert. Bei der Pariser Uraufführung wirkten zwei berühmte haute-contres mit: Étienne Lainez als Narcisse und Joseph Legros als sein Freund Cynire. Bei CV sind es der renommierte Cyrille Dubois in der männlichen Titelpartie und der madagassische Tenor Sahy Ratia als Cynire. Ersterer führt sich mit dem wiegenden „Divinité des eaux“ ein und vermag sogleich mit seiner sensiblen Stimme zu berühren. Im 2. Akt ergreift sein flehentlicher Ausdruck in den Airs „O combats“, „Dissipe ce mortet effroi“ und „Beaux lieux“. Der Tenor singt gleichfalls mit großer Empfindsamkeit und ist Dubois ein kompetenter Partner in deren gemeinsamen Gesängen.
Écho ist Adriana Gonzáles mit leuchtendem Sopran und innigem Ausdruck. Von ihren Airs im 1. Akt ist „Peut-être d’un injuste effroi“ besonders wirkungsvoll. Im Prologue gefällt Myriam Leblanc mit lieblichem Sopran als Amour. Mit dem hinreißend musizierten Allegro endet das Werk (11. 01.24.). Bernd Hoppe