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Das Drama lyrique Écho & Narcisse nach Ovids Metamorphosen entstand 1778 parallel zur Iphigénie en Tauride und kam ein Jahr später als Glucks letztes Werk für die Pariser Opéra zur Uraufführung. Im Stil einer Pastorale komponiert, fand es nur wenig Zustimmung beim Publikum, das dieses Genre nicht mehr akzeptieren wollte und echte Tragödien bevorzugte.
Das Label Château de VERSAILLES bringt nun eine im Oktober 2022 in Versailles entstandene Aufnahme auf zwei CDs (CVS 095) heraus, die heutigen Hörern ermöglicht, sich ein eigenes Urteil über Glucks finales Opernwerk zu bilden. Mit der Nymphe Écho, die das letzte Wort, welches sie hört, endlos wiederholt, und dem stolzen Narcisse, der dazu verurteilt ist, sein eigenes Spiegelbild zu lieben, stehen zwei barocke Mythen im Zentrum des Geschehens.
Adriana Gonzáles, als Figaro-Contessa in Salzburg gefeiert, ist das Écho mit feinem, empfindsamem Sopran. Mit ihren vielen Airs dominiert sie den gesamten 1. Akt.
Cyrille Dubois, namhafter Tenor im barocken und französischen Repertoire, ist der Narcisse, der mit „Divinité des eaux“ gegen Ende des 1. Aktes einen zauberhaften Auftritt hat, den er mit träumerischer Stimme wahrnimmt. Auch die Airs im 2. und 3. Akt profitieren von seiner weichen, schmeichelnden Tongebung. Besonders das Lento „Beaux lieux“ im letzten Akt mit der Stimme der Geliebten als Echo berührt durch seinen flehentlichen Ausdruck.
Myriam Leblanc als lieblicher Amour fällt mit dem Air „Riens dans la nature“ das erste und mit der Hymne „Le Dieu de Paphos“ das letzte Solo zu, womit der Gott die Liebenden wieder glücklich zusammen führt.
Mehrere Nymphen und Waldwesen komplettieren solide die Besetzung: Sahy Ratia als Cynire, Cécile Achille als Églé, Adèle Cartier als Aglaé, Laura Jarrell als Thanais und Lucie Edel als Sylphie. Sie sorgen für italienisch anmutende Leichtigkeit. Im Quatuor „Ô chère et tendre amie“ zu Beginn des 2. Aktes haben die vier Nymphen einen tröstenden Gesang von bezaubernder Anmut.
Das mit dem französischen Idiom bestens vertraute Le Concert Spirituel musiziert unter seinem Gründer Hervé Niquet mit pastoraler Heiterkeit und delikaten Finessen. Wie stets bei diesem noblen Label ist der Ausgabe ein mehrsprachiges, informatives Booklet beigefügt, welches den Wert der wichtigen Veröffentlichung noch erhöht (01.05.25/Foto oben: Narcissus und Echo Barockgarten Großsednitz/ Bildhauer Johann Benjamin Thomaes/Foto Bernd Gross Wikipedia). Bernd Hoppe
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