Nicht die erwartete reine Freude aufkommen lässt die neue Sony-CD (88985417982) von Sonya Yoncheva, die sich diesmal ausschließlich Giuseppe Verdi widmet, dabei allerdings eine weite Spanne zwischen einem der frühesten und einem der spätesten Werke umfasst. Das bedeutet auch, dass sie sich für die Stimme völlig unterschiedlichen Aufgaben stellt zwischen der aufbrausenden Abigaille aus Nabucco und dem verhaltenen Ave Maria der Desdemona aus Otello.
Die leidenschaftlichen Damen Abigaille und Odabella gelingen der Sängerin da besonders gut, wo die sehr präsente, dunkel schillernde Mittellage gefordert ist, aber klettert die Stimme in die unverzichtbare Höhe, wird sie recht scharf, was man nicht zur Gänze dem Charakter der Personen anlasten kann. Auch stört ein allzu heftiges Vibrato, während ein großes Plus des Soprans die melancholische Färbung ist, die nur ganz selten auch mal ins Weinerliche umschlägt. Die Diktion ist nicht immer die beste, während das leichtgängige An- und Abschwellen der Stimme, die großzügige Phrasierung und das hörbare Wissen um die Partien, auch bei den noch nicht auf die Bühne gebrachten, den Hörer immer wieder versöhnen.
Für Luisa Miller, von der sie nicht die erste, koloraturgesättigte Arie, sondern „Tu puniscimi“ singt, wird die Stimme etwas zu unruhig geführt, in der Arie der Lina aus dem ersten Akt von Stiffelio sind die Höhen recht scharf, während „Pace, pace“ mit wunderschönem An- und Abschwellen der Stimme, herrlich dunkler Mittellage und sehr ausdrucksvoll gesungen wird. Im bereits erwähnten Ave der Desdemona schwingt die Situation des Angstvollen, der düsteren Vorahnung mit, für die Gesamtpartie wünscht man sich mehr Wärme und Rundung für den Sopran. Amelia Boccanegras Auftrittsarie wird sehr schön phrasiert, ergeht sich in angemessenem canto elegiaco, klingt nur in der Höhe wieder ein wenig zu spitz.
Elisabetta hat die Bulgarin unlängst in Paris gesungen. Hier verschenkt sie viel von einem sehnsuchtsvollen „Francia“, klingt sie in der Höhe besonders hart. Abigailles Verzierungen zeichnet der Sopran fein nach, die Intervallbewältigung klingt etwas nach Mühe, aber auch hier überzeugt die Phrasierung wie schon bei den anderen Tracks.
Begleitet wird die Sängerin vom Münchner Rundfunkorchester unter Massimo Zanetti, der sich sowohl im italienischen Repertoire wie in der Sängerbegleitung bestens auszukennen scheint. Ingrid Wanja