Allegorisches aus Wildbad

Kontinuierlich veröffentlicht NAXOS Live-Mitschnitte vom Festival ROSSINI in WILDBAD. Jetzt erschien aus dem Jahre 2018 die Cantata Le nozze di Teti e di Peleo, welche Rossini 1816 aus Anlass der Vermählung von Karl Ferdinand von Artois, Herzog von Berry, mit Maria Carolina, Nichte des Bourbonenkönigs Ferdinand IV.,  komponierte. Sie handelt von der Hochzeit der Meeresgöttin Thetis mit dem Helden Peleus und wurde in Neapel mit einer illustren Sängerbesetzung uraufgeführt, welche die virtuosen Anforderungen der Komposition bravourös umsetzte. Dabei waren die Sopranistin Isabella Colbran als Cerere sowie die Tenöre Andrea Nozzari als Giove und Giovanni David als Peleo.

In Bad Wildbad wirken unter Pietro Rizzo, der die Virtuosi Brunensis mit spürbarer Rossini-Erfahrung leitet, natürlich keine Sängerstars dieser Ordnung, wohl aber solide Interpreten, die mit spürbarem Engagement am Werk sind. Die Titelrollen singen die italienische Sopranistin Eleonora Bellocci und der türkische Tenor Mert Süngü. Er lässt in seiner Auftrittskavatine („Giusto Cielo“) eine weiche, träumerische Stimme hören, offenbart allerdings im Schlussteil  („Ovunque volgomi“) leichte Höhenprobleme. Im folgenden Duetto mit Teti kann die Sopranistin mit delikaten Tönen aufwarten. Der Amerikaner Joshua Stewart nimmt die zweite Tenorpartie des Werkes, den Giove, wahr. Leider hat Rossini ihm keine Arie zugedacht, aber der Sänger kann mit seiner dunkel getönten, heroisch orientierten Stimme im Terzetto mit den beiden Titelfiguren („Per me regni alfin/Qual suon terribile“) Akzente setzen. Die  Fruchtbarkeitsgöttin Cerere wurde der spanischen Sopranistin Leonor Bonilla anvertraut. Sie lässt sogleich in ihrem Auftrittsduett mit Giunone, Schutzgöttin der Ehe, eine Stimme von reizvoll melancholischem Timbre hören und kann nach danach auch in ihrer Arie „Ah non potrian resistere“ mit sicheren Spitzentönen punkten. In deren Schlussteil, der das Thema von Angelinas Finalrondò aus der Cenerentola vorweg nimmt, beweist sie zudem ihr bravouröses Vermögen. Die renommierte italienische Mezzosopranistin Marina Comparato komplettiert die Besetzung als Giunone. Dem Chor fällt nach dem munteren Preludio die erste Gesangsnummer der Azione coro-drammatica zu und der Górecki Chamber Choir, Kraków (Mateusz Prendota) absolviert sie mit sprühendem Elan (Weitere Information zu den CDs/DVDs  im Fachhandel, bei allen relevanten Versendern und bei www.naxosdirekt.de.). Bernd Hoppe