A la Francais

 

Ganz und gar ihre Opernstimme (sie singt schließlich Zerbinetta und Königin der Nacht an großen Bühnen) verleugnet hat der französische Sopran Sabine Devieilhe für die zarten Gebilde der Chanson(s) d’Amour, Lieder von Fauré, Poulenc, Ravel und Debussy, und mit feiner Mädchenstimme für viel Authentizität gesorgt. Die Bilder im umfangreichen dreisprachigen Booklet zeigen nicht nur Fotos der Komponisten, sondern auch die der beiden ausführenden Künstler in einer Vertrautheit, die nicht nur von künstlerischer Verbundenheit, sondern auch privater zwischen der Sängerin und dem Pianisten Alexandre Tharaud spricht.

Bereits der erste Track, Faurés Notre Amour zeigt die Beweglichkeit der Stimme, die sich von „légère comme les parfums“ bis zu „éternelle“ stufenweise an Volumen zu steigern weiß, ohne je den Rahmen eines Chanson zu sprengen. In des Komponisten Au bord de l’eau klingt der Sopran besonders deliziös und frisch, dem besungenen Element angemessen und nie in Versuchung geratend, sich zu sehr ins Dramatische zu steigern, was der Text eigentlich nahelegen könnte.

Von flirrendem Übermut ist Poulencs Voyage á Paris, von groteskem die Fetes Galantes vom selben Komponisten geprägt.

Von Maurice Ravel stammen die Lieder, die griechischen Melodien nachempfunden sind. Diese erfordern einige vokale Entschlossenheit, die der Sopran durchaus aufbringt, so für Quel galant, während für das Chanson des cueilleuses das Volksliedhafte betont wird, sich in Tout gai! vokale Unbekümmertheit äußern darf. In Ravels Trois Beaux Oiseaux erahnt man die Koloraturgewandtheit und helle Durchschlagskraft der Sopranstimme, in Faurés titelgebendem Chanson d‘ Amour ist „la rebelle“ eher neckisch als rebellisch, die atemlose Liebeserklärung eher dahingeplaudert als von schwerblütiger Leidenschaft bestimmt.

Klar wie die besungene besternte Nacht zeigt sich der Sopran in Debussys gleichnamigem Chanson, eher verhangen und zum Schluss verhauchend klingt seine Romance, in Ravels  Manteau des fleurs wird jede der besungenen Blumen fein charakterisiert.  Pure Schäfertändelei offenbart sich im Chanson francaise, der Kontrast zwischen Vision und Realität wird in Faurés Après un reve deutlich hervorgehoben, und über Les Berceaux schwebt ein Hauch von Tristesse.

Kurz meldet sich in Depussys Apparition auch einmal die Opernstimme, fein umspielt das Piano in Il pleur den Sopran, und dass auch Virtuosität ihr eigen sein kann, beweist die Sängerin in Chevaux de bois.

Bruchlos steigert sich die Sabine Devieilhe, was die Lautstärke betrifft in Spleen, nichts von der uns Deutschen bekannten Volksliedschlichtheit, die aber auch ein Gonoud dem Text einhauchte, hat Ravels Ballade, die von der Schwester des Königs von Thule handelt. Volkstümlich wird es schließlich mit Poulencs Les Chemins de l’Amour, einem zärtlichen Musettewalzer (Erato 01902952242716). Ingrid Wanja