Amelilta Galli-Curci

 

Amelita Galli-Curci – ihre Aufnahmen sind unverwüstlich, stehen im Regal jedes Sammlers, der sich für Stimmen und Oper interessiert. Ein Großteil hat es auf CD geschafft. Sie lebt in diesen Dokumenten fort als glamouröser Weltstar mit einer unverwechselbaren Ausstrahlung. Nunmehr jährt sich ihr Todestag zum 50. Mal. Die Koloratursopranistin starb am 26. November 1963 in La Jolla (Kalifornien) – Anlass, ihrer auch mit Worten zu gedenken.

Sie gehörte mit zu den berühmtesten Vertreterinnen ihres Faches in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Amelita Galli-Curci wurde am 18. November 1882 in Mailand geboren. Ihre Eltern waren der Geschäftsmann Enrico Galli und dessen Frau Enrichetta Bellisoni. Die musikalischen Wurzeln liegen bei den Großeltern väterlicher Seite. Die Großmutter Carlotta Rota-Galli war eine berühmte Opersängerin des 19. Jahrhunderts und der Großvater ein Dirigent. Ab dem 5. Lebensjahr nahm Amelita Klavierunterricht und besuchte später das International Institute (1895 – 1901) und das Lizeo Alessandro Marzoni (1901 – 1905) in Mailand. Zur gleichen Zeit nahm sie Privatstunden im Fach Klavier bei Vincenzo Appiani, der Professor am königlichen Konservatorium von Mailand war. Seit dem 16. Lebensjahr war sie schon eine gefragte Klavierbegleiterin bei Hauskonzerten. Eine Goldmedaille gewann sie 1905  bei einem Konservatoriumswettbewerb für ihr Klavierspiel. Nach dem Abschluss nahm sie zunächst eine Lehramtstätigkeit auf. Im Jahre 1905 war der Komponist Pietro Mascagni, ein Freund der Familie, zu Gast bei einem häuslichen Liederabend. Es wurde Vincenzo Bellinis I puritani interpretiert, wobei Amelita den Sopranpart übernommen hatte. Mascagni war von ihrem einzigartigem Timbre sehr angetan und empfahl ihr, auf dem Gebiet des Gesanges weiter zu machen. Er meinte ihre Stimme auch noch in 20 Jahren zu erkennen, außerdem gäbe es genügend Pianisten, aber viel zu wenig Sänger.

 Il barbiere di SivigliaGalli-Curci 2Im selben Jahr brachen die Geschäfte des Vaters zusammen. Darauf  ging dieser mit den beiden Söhnen Enrico und Giuseppe nach Argentinien. Eine Gesangsausbildung, die privat finanziert werden musste, war somit nicht möglich. Amelita kaufte sich Lehrbücher für Gesang, begleitete sich selbst am Klavier und begann auf diese Art ihre autodidaktische Ausbildung. Unterstützung fand sie bei ihrer Großmutter Rota-Galli. Sie versuchte  so oft wie möglich die Oper zu besuchen, um auch vom Gesang der Darsteller zu lernen. Später behauptete sie, die Koloraturen und Triller vom Gesang der Nachtigall gelernt zu haben. Schon am 22.Dezember 1906 gab sie ihr Operndebüt am Theater von Trani einer kleinen Stadt im Süden Italiens. Die erste Rolle war die Gilda im Rigoletto. Hier lernt sie auch den Marchese Luigi Curci kennen, den sie am 24. Februar 1908 heiratet. Als nächstes folgte ein Arrangement am Costanzi Theater in Rom, wo sie zusammen mit Giuseppe de Luca in der italienischen Premiere von Bizets Oper Don Procopio sang. Nach einer kurzen Tournee in Ägypten folgten Auftritte in Palermo (L’elisir d’amore) und Ravenna (Rigoletto, Lucia di Lammermoor, La Traviata). 1910 ging sie auf ihre erste Südamerika-Tour. In Buenos Aires am Teatro Colón gab sie ihr Debüt in Il barbiere di Siviglia (Rossini) und I Pagliacci. Ein weiteres Debüt erfolgte 1911 in Neapel am San Carlos in der Oper La Sonnambula von Bellini.

1912 fuhr Amelita Galli-Curci erneut zu einer längeren Tournee nach Südamerika. Sie sang die Gilda und Rosina sowie den Walter (La Wally) und Oscar (Un ballo in maschera) in Buenos Aires, Rosario, Sao Paulo, Montevideo und Santiago de Chile. Mit zunehmendem Erfolg gastierte sie in den nächsten Jahren an verschiedenen Bühnen Italiens und im Ausland. So 1914 in Russland und 1915 in Spanien. Im Sommer 1915 ist sie auch wieder in Buenos Aires zu hören. Zum ersten Mal in Lucia di Lammermoor (zwei Aufführungen mit Enrico Caruso). Neu dazu kamen die Rollen der Michaela

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galli-curci-Karrikaturen), der Sophie (Der Rosenkavalier), der Margarethe von Valois (Les Huguenots)und der Ophelia (Hamlet). Durch die Ereignisse des 1. Weltkrieges blieb Amelita Galli-Curci in Amerika und kam durch Empfehlung eines Freundes zu einem Vorsingen bei Cleofonte Campanini für die Chicagoer Oper nach New York. Dieser engagierte sie, und ihr Debüt erfolgte am 18. November 1916 in der Rolle der Gilda in Verdis Rigoletto. Damit war der Durchbruch zu einer großen Karriere geschafft. Dem Haus in Chicago gehörte sie bis 1924 an.

Im selben Jahr machte sie mit der Plattenfirma Victor die ersten Probeaufnahmen. Mit „La Partida“ von Alvarez wurde am 30. September 1916 der erste auf Schellackplatte erschienene Titel  auf genommen. Ab 1917 war Amelita Galli-Curci eine viel beschäftigte Frau auf der Bühne sowie im Plattenstudio. Ihr Ehemann Luigi Curci reichte im Jahr 1918 die Scheidung ein. Die Ehe wurde 1920 geschieden. Den Namen Galli-Curci hat sie beibehalten. Am 15. Januar 1921 heiratet Amelita Galli-Curci den Pianisten Homer A. Samuels, der ihr ständiger Klavierbegleiter wird. Mit ihm nahm sie später mehrere Titel auf.

Galli-CurciAm 14. November 1921 gibt sie zur Saisoneröffnung ihr Debüt an der Metropolitan Opera in New York. Sie singt die Rolle der Gilda im Rigoletto. Ihre Partner waren Beniamino Gigli und  Giuseppe De Luca. Das Orchester wurde dirigiert von Roberto Moranzoni. Weitere Partien waren unter anderem Lucia di Lammermoor, Mimì (La Bohème), Dinorah, Julia (Roméo et Juliette) und die Königin von Shemakka (Coq D’Or). Außer den Verpflichtungen an den Opernhäusern ging sie weiterhin auf Tourneen. So konnte man sie unter anderem in Kanada, Australien, im Orient, Großbritannien, Südafrika und im Fernen Osten hören.

In späteren Jahren ließ die Klarheit ihrer Stimme nach, und das perfekte Setzen der hohen Töne gelang nicht mehr. Die Beeinträchtigung wurde verursacht durch die Erkrankung der Stimmbänder, die auch durch mehrere Operationen nicht behoben werden konnte. Mit einem Auftritt als Mimì in Puccinis La Bohème 1936 in Chicago nahm sie ihren Abschied von der Bühne. Ihren letzten Liederabend gab Amelita Galli-Curci 1937. Danach zog sie sich mit ihrem Ehemann ins Privatleben zurück und gab Gesangunterricht. Nach dem Tod von Homer Samuels im Jahre 1956 ließ sie sich ein Haus nach ihren Wünschen in La Jolla erbauen, wo sie die letzten Lebensjahre verbrachte. Amelita Galli-Curci gehört unumstritten zu den größten Koloratricen des 20. Jahrhunderts. Als eine der letzten Vertreterinnen des Bellcanto bestach ihre Stimme durch Leichtigkeit, Klarheit und Präzision. Heute können wir uns noch an den rund 140 Aufnahmen erfreuen, die über die Jahrzehnte fast alle auf Schellack- und Vinylplatten sowie CD erschienen sind. Amelita Galli-Curci machte die Einspielungen von 1916 bis 1930, wobei die schönsten aus den Jahren 1916 bis 1921 sind. Frank Mengewein