Wenige Tage nach der traurigen Nachricht vom Tode des Basses Lugi Roni erreicht die Opernwelt eine weitere Hiobsbotschaft, ebenfalls aus der Puccini-Stadt Lucca in der Toscana: Am 4. April 2020 verstarb der Bariton Silvano Carroli im Alter von 81 Jahren, wohl nicht wie sein Kollege an den Folgen einer Infektion mit dem Corona-Virus, sondern in seinem Haus an Herzversagen.
Mit seinem dunkel getönten, machtvollen und homogenen Bariton, der sich durchaus auch ab und zu Basspartien stellen konnte, verkörperte er besonders eindrucksvoll die Bösewichte wie Scarpia oder Jack Rance, den er noch 2008 in Rom und in London unter dem Dirigat von Antonio Pappano sang. Einer seiner bedeutendsten Scarpias war der von 2008 beim Maggio Fiorentino in der Regie der Tosca von Jonathan Miller.
Am 22.2. 1939 wurde Silvano Carroli in Venedig geboren, wo er bereits als Junge im Chor der Basilika von San Marco sang. Gesang studierte er bei Marcello Del Monaco, später bei Mario Del Monaco und debütierte am Teatro La Fenice mit dem Marcello in La Bohéme, einer Zeffirelli-Produktion, an seiner Seite Mirella Freni als Mimì und Giacomo Aragall als Rodolfo.
Neben vielen Puccini-Rollen verkörperte er ab seinem Debüt im Jahre 1963 auch viele Partien Verdis, so Ezio, Jago, Monfort, Simon Boccanegra, Nabucco oder Macbeth.
Eine so kraftvolle Stimme wie die seine war natürlich auch häufig in der Arena di Verona und auf anderen Freilichtbühnen zu hören, und die Teilnahme an Scala-Eröffnungsvorstellungen eine Selbstverständlichkeit.
In den letzten zwanzig Jahren wirkte er in Lucca an der Scuola per tenori della Fondazione Del Monaco als Lehrer. Sein Name ist im Albo d’Oro in London verewigt. Silvano Carroli hinterlässt seine Ehefrau Luisa und zwei erwachsene Söhne (Foto israel-opera.co.il) . I.W