Orianna Santunione

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Mit der italienischen Sopranistin Orianna Santunione ist am 16. Dezember 2023 eine der letzten der legendären Nachkriegssänger/innen gestorben. Wie viele ihrer Kollegen hat sie kaum offizielle Aufnahmen gemacht, aber Sammler haben ihre leuchtende, im besten Sinne solide und kraftvolle Spinto-Stimme im Ohr, wie sie auf vielen der Mitschnitte des ehemaligen „grauen Marktes“ zu hören war.

Orianna Santunione als Tosca/Wikipedia

Wie die Kolleginnen Pobbe, Ligabue, Rovere, Cavalli, Orell oder Gencer war sie eine Meisterin im Verismo-Fach, aber auch bei Verdi und Puccini zu Hause, darin nicht nur in Italien selbst sondern auch vielgesuchter Gast an den großen Häusern des Auslands. Und ihre Ausflüge zu Mercadante und in die Belcanto-Region zeigen ihre universelle Eignung für das italienische Oper-Idiom, wenngleich vielleicht die externe Gestaltung weniger ihr Ding war als vielmehr eine eher allgemeine Konzentration auf die Musik selbst, was natürlich ohnehin ein Merkmal des italienischen Gesangs der Zeit war.

Nachstehend ein Nachruf aus der Zeitschrift Il Resto del Carlino ihrer Heimatstadt Modena und anschließend ein Auszug aus dem immer noch unverzichtbaren Kutsch-Riemens (mit einer eingeschränkten Auflistung ihrer Aufnahmen).

Wieder ist die Opernwelt und wir Liebhaber guten Gesangs um eine bemerkenswerte Persönlichkeit ärmer geworden. Geerd Heinsen (mit Dank an H. S.)

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Orianna Santunione als Amelia („Simon Boccanegra“)/Wikipedia

Die Sopranistin Orianna Santunione aus Sassuolo ist gestern im Mailänder Seniorenheim „Giuseppe Verdi“ verstorben. Die am 1. September 1934 in jener Stadt, genauer gesagt in Ponte Fossa, geborene Santunione war eine Sopranistin von Weltrang, die das Publikum in den großen Theatern der Welt verzauberte: Nachdem sie bereits in jungen Jahren nach Mailand gezogen war, um ihre Ausbildung zu vervollständigen und ihre Karriere zu beginnen, debütierte sie 1959 in Giordano Brunos „Fedora“ und sang in den vielen Jahren ihrer glänzenden Karriere in den renommiertesten Theatern der Welt wie der Mailänder Scala, dem Covent Garden in London und der Pariser Oper, wobei sie stets Hauptrollen wie in „Simon Boccanegra“, „Don Carlo“, „La forza del destino“, „Un ballo in maschera“, alle von Verdi, interpretierte; „Tosca“ von Puccini, „La Gioconda“ von Ponchielli, „La fanciulla del west“ von Puccini, „Il Pigmalione“ von Donizetti. Als Erbe der Operntradition von Sassuolo (Bruno Cioni, Pietro Medici, Ferrando Ferrari, Bruno Lazzaretti und jetzt Matteo Macchioni) hatte sie die Tosca am Carani-Theater gesungen. (Übersetzung DeepL)

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Santunione, Orianna, Sopran, * 1.9.1934 Sassolo bei Modena; Ausbildung durch die Pädagogen Carmen Melis und Renato Pastorino in Mailand. Ihr Bühnendebüt erfolgte bei der Operngesellschaft ASLICO als Titelheldin in »Fedora« von Giordano. In den folgenden Jahren hatte die Künstlerin bedeutende Erfolge an den großen italienischen Bühnen: an der Mailänder Scala wie an der Oper von Rom, in Genua, Triest, Bologna, Neapel, Parma, Palermo, Turin, Venedig und bei den Festspielen in der Arena von Verona (1967, 1972, 1974, 1977). 1975 gewann sie den Giulietta-Preis bei einem Concours in Verona. Im Ausland war sie zu Gast an der Grand Opéra Paris, in Nizza und Rouen, an den Staatsopern von München und Hamburg, in Amsterdam und Budapest, am Teatro Liceo Barcelona, in Dallas, Philadelphia und Cincinnati.

An der Covent Garden Oper London trat sie 1965 als Amelia in Verdis »Simon Boccanegra« auf. Im italienischen Fernsehen wirkte sie in Aufführungen der Opern »Othello« von Verdi und »Lohengrin« von Wagner mit. Zu den Glanzrollen der Künstlerin gehörten die Medea in Cherubinis Oper gleichen Namens, die Maddalena in »Andrea Chénier« von Giordano, die Nedda im »Bajazzo«, die Santuzza in »Cavalleria rusticana«, die Tosca, die Butterfly, die Aida, die Amelia in Verdis »Ballo in maschera«, die Leonore im »Troubadour« und in »La forza del destino« von Verdi, die Elisabetta im »Don Carlos«, die Mathilde in »Wilhelm Tell« von Rossini und die Titelheldin in »Francesca da Rimini« von Zandonai.

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Schallplatten: MRF (Titelheldin in »Madame Sans- Gêne« von Giordano), MRF-Nuova Era (»Ali Baba« von Cherubini), Melodram (»Pigmalione« von Donizetti), Voce (»Elena da Feltre« von Mercadante).

[Lexikon: Santunione, Orianna. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 21321 (vgl. Sängerlex. Bd. 4, S. 3051) (c) Verlag K.G. Saur]