Norman Bailey

 

Der britische Bassbariton Norman Bailey, der später auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft annahm, wurde am 23. März 1933 in Birmingham, England, geboren. Über Umwege (Buchprüfer und Katholische Theologie) kam er zur Musik, was sich in einem Gesangsstudium an der südafrikanischen Rhodes University, Grahamstown, zum Ausdruck brachte. Seine Studien vervollständigte er in Wien, wo auch sein Operndebüt im Schloss Schönbrunn erfolgte (1959). Von 1960 bis 1963 war er am Landestheater in Linz tätig, wo sich bereits ein breites Repertoire von Beethoven (Don Pizarro) über Verdi (Luna, Rigoletto, Renato) und Puccini (Scarpia) bis zu den ersten Wagner-Rollen (Holländer, Heerrufer, Klingsor) abzeichnete. Über einen kurzen Abstecher nach Wuppertal gelangte Bailey an die Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf und Duisburg, wo er zwischen 1964 und 1967 Mitglied des Ensembles war. Die Debüts in den für ihn später so bedeutenden Rollen des Wotan und des Hans Sachs erfolgten ebenfalls noch in Deutschland, bevor er 1967 in sein Geburtsland zurückkehrte und sich an der Londoner Sadler’s Wells Opera verdingte. 1969 machte er sein Debüt am Royal Opera House, Covent Garden, als Sachs-Einspringer. In den Jahren danach gelang ihm der große internationale Durchbruch mit Gastspielen in Hamburg, München, Brüssel, Mailand und New York (City Opera sowie Metropolitan Opera). Mitschnitte insbesondere der Sadler’s Wells Opera (ab 1972 English National Opera genannt) begründeten Baileys Ruhm auf Schallplatte, zuvörderst die englischsprachigen Meistersinger (1968) sowie der Ring (1970-1977) unter Reginald Goodall. In den Jahren 1969 und 1970 verkörperte er dann den Hans Sachs auch bei den Bayreuther Festspielen, bei welchen er 1970 auch als Gunther in der Götterdämmerung und 1971 noch als Amfortas im Parsifal auftrat. 1975 kam es zur Schallplatten-Einspielung der Meistersinger unter Sir Georg Solti mit den Wiener Philharmonikern für Decca. Unter Solti spielte Bailey im Jahr darauf auch die Titelrolle des Fliegenden Holländers mit dem Chicago Symphony Orchestra für dasselbe Label ein. Obschon Baileys Schallplatten-Karriere damit bereits ihren Zenit erreicht hatte, blieb er bis ins erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends als Sänger besonders im Opernfach vielbeschäftigt. Erst 1996 erfolgte sein Debüt beim Glyndebourne Festival als Schigolch in Bergs Lulu und noch 2008 sang er den Sarastro in Rexburg, Idaho. Bereits als noch aktiver Sänger nahm er eine Lehrtätigkeit an der Royal Academy of Music in London auf. Bei der BBC trat er im Fernsehen sowieso im Rundfunk beinahe hundertmal in Aufführungen und Interviews in Erscheinung. Vielfach ausgezeichnet (1977 Commander of the Order of the British Empire, 1977 Sir Charles Santley Award, 1985 Ehrenmitglied der Royal Academy of Music, 1986 Ehrendoktorat der Rhodes University, 2020 Sir Reginald Goodall Memorial Award), verlebte Norman Bailey seinen Lebensabend in den Vereinigten Staaten von Amerika, wo er sich in Idaho niederließ. In seiner ersten Ehe war er zwischen 1957 und 1983 (Scheidung) mit Doreen Simpson verheiratet, mit der er zwei Söhne und eine Tochter hatte. 1985 heiratete er in zweiter Ehe die amerikanische Sopranistin Kristine Ciesinski, die 2018 bei einem Segelflugunfall ums Leben kam. Norman Bailey verstarb am 15. September 2021 im Alter von 88 Jahren in Rexburg, Idaho, USA (Foto Saga). Daniel Hauser