Nadezda Kniplová

 

Sie war eine echte Hochdramatische. Ihr standen unerschöpfliche stimmliche Reserven zur Verfügung. Und sie besaß eine stählerne Höhe. Die Partien des Fachs machten ihr nicht die geringste Mühe. Wenn da nicht die Sprache gewesen wäre, die deutsche Sprache! Die nämlich stand der am 18. April 1932 in Ostrava geborenen tschechischen Sängerin Nadezda Kniplová oft im Wege. Vor allem dann, wenn sie Wagner sang. Und der stand nun einmal im Mittelpunkt ihres Wirkens. Bereits als Ortrud hatte sie nach gründlicher Ausbildung am Prager Konservatorium und etlichen anderen Stationen am Nationaltheater der Stadt debütiert.

Prag erwies sich als Sprungbrett in internationalen Musikzentren. Für die letzte von drei Vorstellungen der Walküre, mit der 1967 die Salzburger Osterfestspiele ins Leben gerufen wurden, holte Herbert von Karajan die Kniplová als Brünnhilde. Bei der Reprise im folgenden Jahr war sie auch dabei. 1968 ging sie als Brünnhilde zudem ins Studio. Hans Swarovsky nahm den kompletten Ring des Nibelungen auf. Das Orchester setzte sich aus Mitgliedern der Tschechischen Philharmonie und des Orchesters des Prager Nationaltheaters zusammen. Zuletzt war dieser Ring bei Hänssler neu herausgegeben worden. Sammler schätzen die Klarheit und technische Prägnanz, mit der die Stimmen eingefangen wurden. Im Falle der Kniplová und auch des Siegfrieds von Gerald McKee treten dadurch die in der sprachlichen Gestaltung liegenden stimmlichen Defizite umso deutlicher hervor. Den zweiten Ring mit Nadezda Kniplová als Brünnhilde nahm Wolfgang Sawallisch ebenfalls 1968 bei der RAI in Rom auf. Er wurde von Myto veröffentlicht. Ihr messerscharfes, unliebenswürdiges Timbre war Geschmackssache. Man hörte sie immer heraus.

Berühmt wurde die Sopranistin aber auch durch Partien in ihrer Muttersprache. Im vom Charles Mackerras dirigierten Zyklus von Janácek-Opern bei der Decca ist sie die Kabanicha in der Katja Kabanova. Bei der EMI und bei Supraphon entstanden im Abstand von zehn Jahren, nämlich 1968 und 1978, weitere Einspielungen der Jenufa. Beide Male singt sie die Kostelnicka. Prominent besetzt ist sie bei Einspielungen der Smetana-Opern Dalibor (Milada) und Libuse (Titelrolle) in Prag. Im Katalog von Supraphon finden sich zudem das War Requiem von Britten und einige Solo-Recitals mit den Wesendonck-Liedern und dem separat eingespieltem Schlussgesang der Brünnhilde aus der Götterdämmerung. Am 14. Januar 2020 starb Nadezda Kniplová, die nach ihrem Bühnenabschied als Gesangspädagogin wirkte, im Alter von 87 Jahren in ihrer Geburtsstadt. R.W.

  1. Uwe Petelin

    Ich habe Frau KNIPLOVA an der DEUTSCHEN OPER AM RHEINin DUISBURG und DÜSSELDORF als Küsterin und Kabanicha erleben dürfen. Unvergessene Abende . Was für eine Bühnenpräsenz und Darstellung der Rollen. Man war noch Stunden nach der Aufführung aufgeregt tief beeindruckt. Sie war für mich die autentischste Küsterin und im Vergleich vieler vergleichbarer Sängerinnen dieser Partie bleibt Frau Kniplova mir unvergessen im Gedächtnis. Wir können uns glücklich schätzen, dass ihre Simme und Ihr Gesang uns auf vielen Tonträgern erhalten geblieben ist. Danke Nadezda.

    Antworten