Georg Hann

 

Georg Hann ist ein österreichischer Bass, der am 30. Januar 1897 in Wien geboren wurde und am 10. Dezember 1950 in München starb. Seine Tieflage und sein statuarischer Interpretationsansatz lassen vergessen, dass er nur dreiundfünfzig Jahre alt wurde. Stimmlich wirkte er stets viel älter. Hann war Teilnehmer des Ersten Weltkriegs. Nach dessen Ende begann er seine Ausbildung an der Wiener Musikakademie. 1927 folgte er einem Ruf an die Staatsoper nach München, der er bis zu seinem Tod verbunden blieb. Dort galt er als Institution und wurde vom Publikum heiß und innig geliebt. Gastspiele führten ihn in die großen europäischen Musikzentren. Als Theaterdirektor La Roche wirkte Hann 1942 bei der Uraufführung des Konversationsstückes für Musik Capriccio von Richard Strauss in München mit. Davon haben sich Auszüge erhalten, die zuerst auf BASF-Platten erschienen waren.

In seinem Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen – als CD-Rom bei Zeno.org erschienen (ISBN 978-3-89853-620-2) – listet Andreas Ommer fast vierzig verschiedene Produktionen auf. Sie belegen die Vielseitigkeit des Sängers, der in deutschen Opern genauso unterwegs war wie in italienischen oder französischen Werken. Legendär sind sein Sir Falstaff in Nicolais Lustigen Weibern von Windsor, der Daland im Fliegenden Holländer oder der Mephisto in Gounods Faust, zur Zeit der Einspielung 1943 in Berlin noch unter dem Titel Margarethe. Der Ochs im Rosenkavalier kam komplett nicht mehr zustande, obwohl ihn der Strauss-Dirigent Clemens Krauss dafür favorisierte. Stimmlich hätte ihm die Rolle durchaus gelegen. Hann soll sich dem Vernehmen nach aber mit dem Studium schwer getan haben. In der Studio-Aufnahme unter Krauss sang er 1942 wie auch 1949 in Salzburg den Faninal. In den 1940er Jahren wurden beim Rundfunk zahllose Arien und Szenen aus Opern sowie Lieder eingespielt, auf denen der Ruhm Georg Hanns beruhte. Auch Ausflügen in die Operette verschloss er sich nicht. Im Zigeunerbaron von Johann Strauß hat Hann als reicher Schweinezüchter Zsupán Gelegenheit, sein komödiantisches Talent auszuspielen. Diese Produktion, die 1949 noch beim NWDR mit Sena Jurinac als Saffi und Peter Anders als Sándor Bárinkay entstand, wird von Franz Marszalek geleitet und ist beim schweizerischen Label Relief (CR 2003) herausgekommenen. R.W.