Kurz vor ihrem 93. Geburtstag ist am 22. Januar 2021 die Opernsängerin und Nürnberger Kulturikone Elizabeth Kingdon-Grünwald verstorben. 1928 in Schenectady im US-amerikanischen Bundesstaat New York geboren, kam sie durch ein Fulbright-Stipendium 1956 nach Deutschland und studierte an der Staatlichen Hochschule für Musik Frankfurt Gesang. Nach einem ersten Engagement am Theater Bielefeld wechselte sie 1963 an die Städtischen Bühnen Nürnberg und sang dort als gefeierte Opernheroine alle wichtigen Partien im jugendlich-dramatischen Fach. Ab 1976 startete sie bei der kurz zuvor gegründeten Pocket Opera Company (POC) eine zweite Karriere und tourte mit der POC durch Franken, Deutschland und die Welt. Unvergessen bleibt ihre Personality-Show „Eliza’s Pocket Paradise“, in der sie sich selbst als fränkisch-amerikanische Nachtigall symbolisch den Kulturpreis der Stadt Nürnberg verlieh, nur um ihn 1984 tatsächlich aus den Händen des damaligen Kulturreferenten Hermann Glaser zu empfangen. Das Geheimnis der umwerfenden Operninterpretationen von „Eliza“ – wie sie von ihren Fans liebevoll genannt wurde – bestand darin, dass sie die Partien trotz ihrer Aura als persiflierende Diva stets auch mit großer innerer Ernsthaftigkeit und hohem gesangstechnischen Niveau auf die Bühne brachte. Dafür wurde sie vom Publikum frenetisch gefeiert und verhalf dem von der Pocket Opera Company etablierten neuartigen Opernstil durch Auftritte bei vielen alternativen Theaterfestivals von Edinburgh über Barcelona bis Wien zum internationalen Durchbruch. Im Jahre 2003 erhielt sie für ihr kulturelles Engagement und Lebenswerk das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Zuletzt war Elizabeth Kingdon-Grünwald 2014 im Alter von 86 Jahren noch einmal als Aida auf dem Nürnberger Wöhrder See in „My Fair Verdi“ (daraus das Foto oben/ Andrea Legler/ Pocket Opera)und im Kurzfilm „POC 40“ zu erleben. Ihr Leben war die Oper. (Quelle Pocket Opera Company)