Elena Rizzieri

 

„Wer war doch noch …?“:   In unserer Serie über weitgehend vergessene Sänger erinnern wir an uns wichtige Personen, die oft nur wenige oder keine Spuren hinterlassen haben, die aber für ihre Zeit und für den Fortbestand von Oper und Konzert so immens wichtig gewesen sind. Es waren und sind ja nicht allein die Stars, die die Oper am Laufen halten, sondern die Sänger der Nebenrollen und Komparsen, auch die Provinzsänger, die Diven und Heroen aus den kleineren Orten, wo Musik eine ganz andere Rolle spielte als hochgehypt in den großen Städten. Vor allem vor dem Krieg, aber auch in den Fünfzigern und Sechzigern hatte allein in Deutschland jedes der 36 und mehr Theater seine eigene Primadonna, seinen Haustenor und  langlebigen Bariton, die von der Operette bis zu Mozart und Wagner alles sangen. Das macht Oper aus. Nicht (oder nicht nur) die Auftritte der umjubelten Stars.

 

Die italienische Sopranistin Elena Rizzieri (geboren am, 06. 10. 1922 bei Rovigo) starb am am 17. Februar 2016 im Alter von 93 Jahren in Rom. Sie war eine außerordentlich tüchtige und oft auftretende Sängerin, aber viel ist über sie heute nicht mehr nicht bekannt, außer dass sie auf zahlreichen Aufnahmen der Cetra und des italienischen Rundfunks RAI nach dem Krieg in den 50ern mitwirkte.

Elena Rizzieri mit Renata tebaldi im "Figaro"/ Foto renatatebaldi.com

Elena Rizzieri mit Renata Tebaldi im „Figaro“/ Foto renatatebaldi.com

Sie ist auch die spitzig-resolute Susanna in dem Video „On such a night“ aus Glyndebourne 1956, wo sie neben Sena Jurinac als Susanna auftritt und die Partie von Alda Noni übernahm (in der Live-Aufführung im selben Jahr sang sie neben Joan Sutherland/Contessa, und in der darauffolgenden Gesamtaufnahme der EMI ist sie durch die renommiertere Kollegin Graziella Sciutti ersetzt).

Außerdem war sie in dem italienisch-britischen Film „La Montagna di Cristallo“/ „The Glass Mountain“ (dt. als „Echo der Liebe“, 1949 von Edoardo Anton) zu sehen. (Das schreibt Paul Driscoll in Opera News über den Film: The score is by the incomparable Nino Rota — the main theme is quite striking and almost impossible to forget, as is often the case with Rota’s film work. The opera stars at work are soprano Elena Rizzieri, an attractive artist with a tangy sound whose work is otherwise unfamiliar to me, and the great Tito Gobbi, looking quite handsome and slim at thirty-six, sounding marvelous and handling the English-language dialogue with impressive ease. In an odd twist, Gobbi is meant to be playing himself — „Tito Gobbi of La Scala“ — within the confines of a fictional story but pulls it off with complete conviction. In addition to his work as the hero of The Glass Mountain opera, Gobbi also sings a lullaby of sorts, accompanying himself on the accordion, to a group of wounded soldiers and does so with an almost indecent amount of charm.)

Elena Rizzieri als Violetta/ Foto Calbo

Elena Rizzieri als Violetta/ Foto Calbo

Bei youtube gibt es unter ihrem Namen einige Audio-Beispiele, so als Mimì oder Martha (aus der gleichnamigen Cetra-Aufnahme) und auch einen Film-Ausschnitt aus dem „Glass Mountain“. In den Siebzigern trat sie häufig unter Luciano Sgrizzi und Edwin Loehrer bei RTSI auf und nahm dort einiges von Monteverdi etc. auf.

 

 

Elena Rizzieri als Mimì/ Wiki

Elena Rizzieri als Mimì/ Wiki

Und das schreibt der italienische Tima-Club, bei dem einige Live-Aufnahmen von der Rizzieri erschienen sind: Elena Rizzieri war sehr, sehr hübsch. So sehr, dass man mit ihr einen Film drehen und sie eine Filmkarriere anstreben lassen wollte, und das in einer Epoche, in der die Pampanini (Silvana, damit das klar ist) auf diesem Gebiet die absolute Herrscherin war. Aber ihre große Leidenschaft war der Gesang, und nachdem sie ihre Begabung in einer imponierenden Serie von Konzerten ganz unterschiedlicher Komponisten und Stile bewiesen und auch eine bemerkenswerte Vertrautheit mit den berühmtesten Theatern bewiesen hatte, fand die interessante Erfahrung mit dem Kino nach dem ersten mit ihr gedrehten Film, in dem auch Tito Gobbi mitgewirkt hatte, 1948 ihr Ende, und sie folgte weiter ihrer Straße, die sie mit so großem Erfolg bei Publikum und Kritik beschritten hatte. Mit einem auserlesenen Geschmack begabt und stets elegant, war sie eine wunderschöne und anziehende Violetta in La Traviata, aber auch eine bewegende Butterfly und eine sehr süße Mimi: und unsere CD begleitet sie von den ersten 78er Schallplatten bis zu den Rollen aus den venezianischen Komödien von Wolf Ferrari, deren Charakter sie so präzise traf.
Das Libretto enthält die schöne und umfangreiche Biographie, die von Paolo Padoan geschrieben wurde, dem bekannten Musikologen, der bereits nicht nur viele Texte für unseren Klub geschrieben hat, sondern auch eine höchst glückliche Serie von Büchern über Musiker und Sänger des Veneto, und eine sehr detaillierte Chronologie, verbunden mit einer kompletten Diskographie. Elena Rizzieri lebt(e) in Rom und wechselt zwischen der Hauptstadt und ihrem geliebten Trentino.(Übersetzung Ingrid Wanja)

 

 

Elena Rizzieri als Madama Butterfly/ Foto kijiji/ebay

Elena Rizzieri als Madama Butterfly/ Foto kijiji

Der unerschütterliche Kutsch-Riemens/Großes Sänger-Lexikon/ Sauer-Verlag steuert zudem dieses bei: Rizzieri, Elena, Sopran, * 6.10.1922 Grignano bei Rovigo; sie wurde am Conservatorio Benedetto Marcello in Venedig ausgebildet und war Schülerin von Gilda dalla Rizza. 1945 fand ihr Bühnendebüt am Teatro Fenice von Venedig als Marguerite im »Faust« von Gounod statt. Sie hatte ihre großen

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Erfolge in Partien wie der Liu in »Turandot«, der Mimi in »La Bohème« und der Titelheldin in »Manon« von Massenet. 1948 sang sie bei den Festspielen von Verona. 1948 kam sie an die Mailänder Scala, wo sie als Lucieta in »I quattro Rusteghi« von E. Wolf-Ferrari ihr Debüt hatte. Seitdem war sie immer wieder an der Scala erfolgreich. Gastspiele brachten ihr an vielen italienischen Bühnen von Rang, in Spanien, Portugal, Frankreich und Deutschland bedeutende Erfolge ein. Am 4.5.1949 sang sie beim Maggio musicale von Florenz in der Uraufführung der Oper »Vanna Lupa« von Pizzetti, am 26.2.1958 an der Oper von Rom in der von »Il Tesoro« von Jacopo Napoli. 1952 feierte man sie an der Scala als Traviata und als Susanna in »Figaros Hochzeit«. 1953 Gastspiel in Dublin als Butterfly, 1955-56 sang sie bei den Festspielen von Glyndebourne die Susanna in »Figaros Hochzeit« und die Despina in »Così fan tutte«. 1957 bewunderte man in Paris, 1959 in der Royal Festival Hall in London ihre Gestaltung der Serpina in »La Serva padrona« von Pergolesi.

Schallplatten: Cetra (»Martha« als Partnerin von Ferruccio Tagliavini, »Il segreto di Susanna« von Wolf- Ferrari, »I Zingari« von Paisiello), HMV (»Il Filosofo di Campagna« von Galuppi), MRF (»Il Crescendo« von Cherubini).
[Lexikon: Rizzieri, Elena. Kutsch/Riemens: Sängerlexikon, S. 20490 (vgl. Sängerlex. Bd. 4, S. 2931) (c) Verlag K.G. Saur] / Foto oben: Elena Rizzieri als Massenets Manon/ Foto OBA