Mit großem Bedauern hörten wir vom Todes des argentinischen Basses Carlos Feller, der am 21. Dezember 2018 verstarb. Operngänger in Köln oder Schwetzingen ein absoluter Begriff wegen seiner ungemeinen Spielfreude und seiner phantastischen Darstellungen. Glücklicher Weise ist er auch optisch mit seinen umwerfenden Charakterschöpfungen erhalten geblieben: die Rossini-DVD-Mitschnitte aus Schwetzingen oder Mozarts Matrimonio segreto aus Drottningholm zeigen ihn von seiner allerbesten Seite. Der Ponnelle-Mozart-Zyklus in Köln lebte von seiner Teilnahme. Was für pralle Portraits, was für eine gutsitzende Stimme, was für stilistische Finessen. Dass er nicht nur das Buffofach exemplarisch beherrschte, zeigt der nachstehende Blick auf seine Karriere, wie sich der unersetzliche Kutsch/Riemens aufzeigt. Ein bedeutender Sänger und Charakterdarsteller ist verstorben. G. H.
Feller, Carlos, Baß, * 30.7.1923 Buenos Aires; seine Eltern waren aus Polen nach Argentinien ausgewandert. Nachdem er zunächst Zahnmedizin an der Universität von Montevideo studiert hatte, ließ er seine Stimme in der Opernschule des Teatro Colón Buenos Aires bei der Pädagogin Edytha Fleischer ausbilden. Bühnendebüt 1946 am Teatro Colón als Arzt in »Pelléas et Mélisande« von Debussy. Nach ersten Erfolgen in Südamerika kam er 1958 mit der Kammeroper Buenos Aires zu einem Gastspiel im Rahmen der Weltausstellung von Brüssel und blieb nun in Europa. Er war zuerst am Stadttheater von Mainz engagiert, danach 1960-62 am Opernhaus von Frankfurt a.M. und bis 1966 am Theater von Kiel. Dann ging er für die Jahre 1966-69 nach Buenos Aires zurück, kam aber 1969 wieder nach Deutschland und war seit 1973 für mehr als zwanzig Jahre Mitglied des Opernhauses von Köln, zu dessen Ehrenmitglied er 1992 ernannt wurde. Gastspiele an den Staatsopern von München, Hamburg und Stuttgart, an der Deutschen Oper am Rhein Düsseldorf-Duisburg, an den Opernhäusern von Frankfurt a.M., Mannheim, Kassel und Hannover. Auch zu Gast an der Niederländischen Oper Amsterdam, am Théâtre de la Monnaie Brüssel, an der Opéra-Comique Paris (1884 als Geronimo in »Il matrimonio segreto« von Cimarosa), am Grand an einer Israel-Tournee der Kölner Oper teil. Er sang ein sehr vielseitiges Repertoire, wobei er mit besonderer Vorliebe Buffo-Typen gestaltete und allgemein als großer Darsteller galt. Neben den bereits genannten Partien sind hervorzuheben: der Don Magnifico in »La Cenerentola« und der Mustafà in »Italiana in Algeri« von Rossini, der Osmin in der »Entführung aus dem Serail«, der Leporello im »Don Giovanni«, der Baculus im »Wildschütz« von Lortzing, der van Bett in »Zar und Zimmermann«, der Titelheld im »Don Pasquale«, der Dulcamara in »Elisir d’amore«, der Abul Hassan im »Barbier von Bagdad« von Cornelius, der Falstaff in den »Lustigen Weibern von Windsor« von Nicolai, der Wozzeck wie der Doktor in »Wozzeck« von A. Berg und der Kezal in der »Verkauften Braut« von Smetana.
Schallplatten: DGG (Bartolo in »Figaros Hochzeit«, Notar in vollständiger »Rosenkavalier«-Aufnahme), Decca (Alfonso in »Così fan tutte«, Bartolo in »Figaros Hochzeit«), EMI/Capriccio (»Sieben Todsünden« von K. Weill); Warner-Video (»Il cambiale di matrimonio« und »Signor Bruschino« von Rossini).
[Nachtrag] Feller, Carlos; er sang seit 1946 für mehr als zehn Jahre am Teatro Colón Buenos Aires. 1997 gastierte er an der Opéra Bastille Paris als Dr. Grenvil in »La Traviata«, 1998 als Schigolch in »Lulu« von A. Berg, am Théâtre de la Monnaie Brüssel 1998 als Antonio in »Figaros Hochzeit«. [Lexikon: Feller, Carlos. Großes Sängerlexikon, S. 7398 (vgl. Sängerlex. Bd. 6, S. 305) (c) Verlag K.G. Saur] (Foto themoviedb.org)