Erkel „István király“

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Gerade erst ist Ferenc Erkels bekannteste Oper Hunyadi László bei Brilliant als Wiederauflage erschienen, da zieht Naxos nach und präsentiert erstmals das letzte Bühnenwerk des ungarischen Komponisten. István király, zu deutsch König Stephan, wurde nach einem langen Schaffensprozess, der sich über 10 Jahre hinzog, 1885 uraufgeführt. Auch der weitere Rezeptionsverlauf gestaltete sich schwierig. Die Söhne Erkels, die schon bei der Originalorchestrierung beteiligt waren, nahmen nach dem Tod des Vaters zahlreiche Umarbeitungen vor. So wurde István király mal gekürzt, mal erweitert, mal – 1993 aufgrund der politischen Verhältnisse – mit neuem Libretto versehen gespielt. Erst 2010, anlässlich Erkels 200. Geburtstag, wurde die Oper in ihrer ursprünglichen Gestalt in dem kleinen Städtchen Komárom wieder inszeniert. Die vorliegende Aufnahme entstand zwei Jahre später in gleicher Besetzung. István király bietet, wie andere Opern Erkels auch, ungarischen Geschichtsunterricht. Sie handelt von der Christianisierung des Landes durch Stephan I., dem späteren ersten König des vereinigten Reiches und erklärtem Nationalhelden. Der historische Glaubenskampf und die Bekehrung der heidnischen Verschwörer werden verknüpft mit den privaten Konflikten des Sohnes Imre, der heimlich ein Keuschheitsgelübde abgelegt hat, aber aus Staatsgründen die kroatische Prinzessin Crescimira heiraten soll – was zu emotionalen Verstrickungen führt.

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Erkels Werk ist ein grandioses Musikdrama im Geiste der Grand opéra. Es gibt Arien und Duette in Belcantomanier, doch vorherrschend sind die großen Ensembleszenen und die mächtigen Chöre. Der Aufwand ist erheblich, es gibt eine Reihe von Massenaufzügen, wie Hochzeitszeremonie, Prozessionen oder heidnischem Ritual, was zur enormen Wirkung der Oper beiträgt. Dirigentin Valéria Csányi koordiniert mit kundiger, schwungvoller Hand souverän den gigantischen Apparat. In dem aufmerksam ihren Intentionen folgenden Budapester Orchester hat sie einen adäquaten Partner. Weniger glücklich ist es um den eigens für die Produktion zusammengestellten „István Király Operakorus“ bestellt. Er erfüllt seine äußerst umfangreiche Aufgabe mit teilweise ungezügelter Begeisterung und nicht durchweg homogen, so dass sich einzelne Stimmgruppen immer wieder in den Vordergrund drängen. Die Leistungen der Solisten sind durchwachsen. Den besten Eindruck hinterlassen die Tenöre: Zoltán Nyári als Königssohn Imre singt weich und kultiviert, aber auch ab und zu mit gestemmten Höhen. Tamás Daróczi verleiht dem Verschwörer Sebös ein Organ heldischerer Prägung. Auch Ildikó Szakácz als seine Geliebte Zolna verbreitet mit ihrem hellen, agilen Sopran und zarten Pianoaufschwüngen stimmliche Freude. Zsuzsanna Bazsinska singt sich sicher durch die hochgelegene Partie der Prinzessin, überzeugt aber mehr durch dramatischen Ausdruck als durch vokale Schönheit ihres dünnen Soprans. König Stephan selbst ist mit dem schütteren, uncharismatischem Bariton János Gurbán unterbesetzt. Auch Ákos Ambrus als Stephans intrigantem Neffen Péter fehlt es im selben Stimmfach an Prägnanz. Den Einwänden zum Trotz packt das pompöse Musikdrama auch ohne solistische Höchstleistungen. Karin Coper

Ferenc Erkel: König Stephan (István király) mit Janos Gurbán (István), Zoltán Nyári (Imre, sein Sohn), Zsuzsanna Bazsinska (Crescimira), Kázmér Sárkány (Vazul), Tamás Daróczi (Sebös), Ildikó Szakács (Zolna), Akos Ambrus (Péter); König Stefan Opernchor, Budapest (Ákos Somogyváry) Budapest Symphony Orchestra MÁV, Leitung: Valéria Csányi; Naxos, 8.660345-46, 2 CD

Eine vollständige Auflistung der bisherigen Beiträge findet sich auf dieser Serie hier.