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Kennt irgendjemand den Namen Gustaaf Francies de Pauw? Ich nicht, muss ich gestehen, und dennoch ist er der Komponist einer faszinierenden Spät-Belcanto-Oper namens Bellida, die gerade bei der Firma 401DutchOperas.com zum Downloaden herausgekommen ist. Der Musik-Journalist und dto. Kultur-Macher René Seghers hat nach einer Serie von Live-Aufführung in Belgien die Oper 2004 mitgeschnitten und nun auf die Download-CDs/DVDs bei der genannten Organisation herausgebracht – ein Besuch auf deren Seite lohnt allemal, weil man vieles Anregendes zum Thema flämische/niederländische Musik findet.
Die Premiere erlebte Bellida 1897 in Maastricht, dann folgten Aufführungen in Amsterdam. Dann eine lange Phase des Vergessens, bis die rumänische Oper von Timisoara sich 2003 der Oper wieder annahm und sie erst zu Hause und dann 2004 in Belgien (Bergen op Zoom, Oostburg, Weert, Maastricht) wieder aufführte. Namhafte rumänische Sänger wirken mit: Nicoleta Colceiar, Florian Belean, Dan Pataca und andere unter dem Dirigenten Ladislau Rooth.
Bellida verdankt ihre Wiedergeburt dem Regisseur Frans Meewis, der in einem Buch über das Theater der Uraufführung, das Bonbonière in Maastricht, den Titel entdeckte und durch ein Foto der Originalproduktion sein Interesse geweckt sah. Die handgeschriebene Partitur (keine gedruckte, auch kein Klavierauszug) wurde transkribiert, und die Oper von Timisuara interessierte sich dafür. Laszlo Rooth besorgte die Transcripts. Und die Aufführungen in Rumänien ebenso wie Belgien waren ein großer Erfolg.
Der Plot spielt im Italien um 1800 und handelt vom Schicksal Bellidas, der Tochter des ehrgeizigen Adligen, der seine Tochter mit Gewinn mit einem Noblen verheiraten möchte, um sozial aufzusteigen. Natürlich gibt es einen anderen jungen Mann, den Bellinda liebt und der in eine Heirat mit einer ungeliebten anderen Frau getrickst wird. Am Ende stirbt der Bösewicht und Bellida bekommt ihren Lorenzo – ein Finale á la Donizetti und Manzoni, aber eben happy (nebst einer Unglücklichen und einem Toten).
So bedient sich denn der Komponist de Pauw auch anderer Vorlagen wie Mignon, Tannhäuser, Faust oder Mireille, Don Carlo – sowohl handlungsmäßig wie auch in musikalischer Nähe, ohne in blankem Plagiatismus zu enden (schreibt René Seghers auf seiner website). Er hat durchaus seine eigene Musiksprache, scheut die großaufgebauten Szenen nicht und schafft ein wirkungsvolles Nebeneinander von Massenszenen wie auch intimen Momenten. Besondere, wie Bellidas große Arie oder sehr stimmungsvolle Duette, gehören zu den Perlen dieser Oper. Gleichzeitig ist dies auch ein gelungenes Beispiel für die musikalisch fruchtbare Periode in den niederländischen Provinzen, die heute vergessen ist und die das Vorurteil widerlegt, es gäbe kaum eigenes musikalisches Leben ebenhier.
Der Komponist Gustaaf Francies de Pauw (1867 Oostburg – 1943 Maastricht) wurde am Konservatorium in Gent ausgebildet und studierte dort Dirigieren und Trompete. Der Militärdienst bot ihm erste Möglichkeiten sich als Kapellmeister zu betätigen, was er nach seiner Entlassung weiterhin tat – so beim Koninklijke Harmonie Weergalm der Maas, Koninklijke Harmonie St. Caecilia Echt, Koninklijke Fanfare St. Cecilia, Kanne und die Harmonie Sint Petrus Gulpen. Ebenfalls betätigte er sich als Organist und schrieb Stücke für Bläser (Märsche, Harmoniemusiken etc.), aber auch Bühnenwerke, darunter zahlreiche Singspiele, Operetten und eine einzige Opern. 1896 heiratete er die Mezzosopranistin Charlotte Berlée. Seine opus magnum Bellida in 3 Akten kam 1897 auf ein Libretto von J.M. Heijnens in Maastricht mit seiner Frau als Giusta heraus (vergl. auch den Eintrag bei der belgischen Wikipedia).
Liebhaber der unbekannten Großen Oper werden an der Aufnahme bei 401DutchDivas.com ihre Freude haben. Die optische (DVD-)Darstellung bleibt sehr im Konventionell-Illustrativen, neben einer mehr als anständigen musikalischen (CD-)Seite gibt es zudem ein umfangreiches pdf-Booklet mit dem Libretto und Anmerkungen zur Werk – sehr empfehlenswert und allemal 15,- Euro wert! Die Bezahlung erfolgt u. a. mit Paypal – bequemer gehts nicht. Geerd Heinsen
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Eine vollständige Auflistung der bisherigen Beiträge findet sich auf dieser Serie hier.