Seit ich vor einigen Jahren mich auf die Seite der Naxos Music Library verirrte (als Gast, für jeweils 15 Minuten probieren), höre ich seitdem fast nur noch diese – alle Naxos-Aufnahmen sind hier versammelt mit einer hochinformativen Neuheiten-Vorschau auf den ersten Seiten, dazu kommen – weil Naxos einen so umfangreichen Vertrieb für andere Labels macht (Capriccio, Sterling, Oehms, Orfeo und viele, viele, viele andere mehr: eine Übersicht der vielen Firmen findet sich hier) – eine schier unendliche Auswahl an CD-Angeboten, dass man Tage oder Jahre in dieser klugen Bibliothek verbringen kann. Denn das ist das Besondere und vor allem der Unterschied zu anderen Musik-Streaming-Platformen: die Information. In vielen Fällen bekommt man nicht nur die Tracks und die Covers mit dazu, sondern eben auch die Booklets, also die ganze CD. Das ist gegenüber Spotify, Quobuz, youtube oder anderen Streamings ein ganz entscheidender Vorteil, wo man nur die schnöden Tracks und kaum zusätzliche Info bekommt.
Das Tolle an der NML ist auch, dass sich inzwischen physisch gestrichene CDs hier als nur-digitale wiederfinden, so die wunderbare Alceste Glucks unter Leibowitz (nur Covers und Musik), und eben viele, die sich nicht mehr im Katalog der Labels finden (es wird ja immer schneller gestrichen, was nicht gut verkauft wird). In sofern ist dies wirklich eine Archiv-Bibliothek auch der vergangenen Schätze. Und wo finden sich gleich vier oder fünf Benvenuto Crellinis oder Christus-se am Ölberg (wobei irritierender Weise sich nur für Testkunden auch Warner Aufnahmen 15-Minuten-Probe-hören lassen, während Abonnenten diese zwar in der Suchfunktion sehen, aber keinen Zugang bekommen – ein PR-Trailer von Warner bei Naxos? Seltsam.) Was mich in der alten Maske störte war das etwas mühsame Einschalten des Flashplayers, um eine kontinuierliche Wiedergabe zu haben, sonst hangelte man sich von Einzeltitel zu Einzeltitel, und Flashplayer wird nicht von allen Browsern (Chrome) unterstützt, ich habe deshalb drei in Betrieb. Aber nun gibt’s in der neuen Version einen neuen Player, der auf Knopfdruck das Ganze abspielt oder je nach Häkchensetzen eben Einzeltitel. Downloaden jedoch ist nicht, was sowohl ökonomisch wie rechtlich verständlich ist (wenngleich der Kenner …). Aber darüber hinaus ist dies eine der fündigsten und leicht handhabbaren Platformen, die ich kenne, nicht wirklich monatlich teuer (im Rahmen der Mitbewerber) und sehr leicht handhabbar in sensationellem Sound (320 kbs). Ich möchte meine Mitgliedschaft nicht missen. Nachstehend ein Text zum neuen Gewand der Naxos Music Library von Naxos selbst. Alles Wichtige steht da. G. H.
Der älteste Musikstreamingservice der Welt ist nicht etwa Spotify oder Napster, sondern die Naxos Music Library (www.nml3.naxosmusiclibrary.com). Es ist bemerkenswert, dass ein auf ‚klassische Musik‘ spezialisiertes Digitalangebot in den früher 2000er Jahren den Grundstein gelegt hat für das, was für den Musikkonsum im 21. Jahrhundert zum Maßstab werden könnte.
Ein Neustart ist immer ein guter Anlass, für einen kurzen Moment Revue passieren zu lassen: Was geschah bisher und was erwartet uns. Die Naxos Music Library hat sich neu erfunden, ohne aber die bewährten und klugen Prinzipien aus der Entstehungszeit über Bord zu werfen. Die NML in ihrer neuen Version „3“ vereint das bisherige Konzept und entwickelt es weiter.
Das Konzept: Kernstück des Konzepts ist eine einheitliche, professionell strukturierte Musikdatenbank, in die alle Daten zu Alben akribisch und mit großer Sorgfalt eingepflegt werden. In diesen Zeiten ist zu betonen, dass die Erfassungsprozesse weiterhin von Personen, ja sogar gelernten Musikwissenschaftlern (!), durchgeführt werden und nicht etwa von ungelerntem Personal oder gar von Maschinen.
Das Geniale an der NML ist die Verknüpfung zwischen Musikdatenbank und verfügbaren Einspielungen, die per Streamingverfahren sofort gehört werden können. Als Nutzer hat man direkten Zugriff auf den gesamten Bestand. Man muss nicht mehr tage- oder wochenlang auf einen vielleicht auch nur physisch verfügbaren Tonträger warten, um gesuchte Musik hören zu können. Im Prinzip ist die NML ein klingendes Nachschlagewerk, eine tönende Musikenzyklopädie des Digitalzeitalters, vollumfänglich von A-Z.
Der Mehrwert der Naxos Music Library besteht vor allem darin, als Recherche-Werkzeug überragende Dienste zu leisten, die weltweit ihresgleichen suchen. Mit der Stichwortsuche, der Erweiterten Suche (Recherche mittels Kombination von Parametern) und der A-Z-Register (Musiker, Komponisten, Musiklabels) sind drei Rechercheoptionen vorhanden, die mehr ermöglichen als die Recherche „Auf gut Glück!“.
Ein anderer Punkt ist die Tatsache, dass zwar „Naxos“ im Namen steht, aber nicht „nur“ Naxos inhaltlich drin ist. Über die Jahre hat sich die Naxos Music Library zu einem labelübergreifenden Portal entwickelt. Inhalte von über 850 großen und kleinen Plattenfirmen sind in der NML zu finden, so dass aktuell über 2,2 Millionen Tracks von 148.000 Aufnahmen in CD-Länge den Bestand ausmachen. Die NML ist ein Vollsortiment für alle Gattungen, natürlich inklusive Opernrepertoire, das die ganze Bandbreite der klassischen Musikwelt abdeckt. Lücken sind nur noch da zu finden, wo Rechteinhaber weiterhin Schwierigkeiten damit haben, sich dem Streamingkonzept zu öffnen.
Die NML versteht sich als digitale Bildungsressource. Hier kann sich der Nutzer umfassend mit der Welt der klassischen Musik beschäftigen und in die ganze Klangdichte der Musikgeschichte eintauchen und auf Entdeckungsreise gehen. Die meisten Nutzer der NML loggen sich über einen NML-Zugang einer Bildungsinstitution ein z.B. an einer Universität oder Hochschule. Aber auch immer mehr öffentliche Bibliotheken bieten die NML als E-Ressource an und ermöglichen so einen Zugang zur klassischen Musik für alle Bevölkerungsschichten und Personen jeden Alters.
Grundsätzlich kann natürlich jeder Musikinteressierte die NML nutzen. Vorrangig sind es aber die „Music Professionals“, die aufgrund ihrer Suchanfragen vermutlich den größten Erkenntnisgewinn für sich verzeichnen können. Zu diesen Musikexperten zählt die NML Musikprofessoren, -lehrer, -studenten und -schüler, Orchestermusiker, Chormitglieder … kurzum alle, die aus beruflichem oder aus einfachem Interesse Lust auf klassische Musik haben.
Was ist neu? Das Layout, die Oberfläche, das Design – es wirkt frisch und zeitgemäß. Wer bisher noch keine Berührungspunkte mit der NML hatte, kann sich die bewährte Version weiterhin parallel anschauen und wird sich an das Internet von vor 20 Jahren erinnert fühlen. Irgendwann erreicht aber jede Webtechnologie eine Grenze, die einen kompletten Neustart erfordert. Bei der NML ist man offenbar bei der Planung des Relaunch behutsam und mit Augenmaß vorgegangen. Schließlich will man wohl die bisherigen Nutzer mit einem radikalen Umbau nicht vor den Kopf stoßen und natürlich auch neue Nutzer gewinnen.
Beides scheint möglich, denn die oft beschworene ‚Usability‘ (Benutzerfreundlichkeit) hat auf jeden Fall dazu gewonnen. Die Browserversion der NML ist jetzt responsive, d.h. sie passt sich der Größe des Bildschirms an, mit dem man die NML nutzt (PC, Laptop, Tablet). Bei der Verwendung eines Smartphones ist als Alternative zur Browserversion die NML-App für die Betriebssysteme iOS und Android zu empfehlen.
Auf die eine oder andere Bewährungsprobe wurde so mancher Nutzer bei der bisherigen Version der NML gestellt, wenn es um die Geschwindigkeit beim Aufbau der Webseite ging. Die Recherchen dauerten überdurchschnittlich lange Zeit und einzelne Unterseiten, wie die von Komponisten mit vielen Werken, brauchten beinahe eine kleine Ewigkeit, um vollständig angezeigt zu werden. Geduldsproben gehören nun anscheinend der Vergangenheit an. Die Schnelligkeit bei der Navigation auf der Seite ist so gut, wie man sie sich nur wünschen kann, so dass man sich auf das Wesentliche konzentrieren kann: Recherchen, Hören und Lesen (u.a. Werkbeschreibungen, Booklettexte).
Der neue Player der NML ist jetzt in die Webseite integriert und kann ganz smart angezeigt und wieder vorborgen werden. Früher öffnete sich ein Popup-Fenster, das zwangläufig den Bildschirm verstopfte. Das Abspielen von Einzeltracks oder gesamten Werken auf einem Album ist weiterhin per Auswahl (Häkchen setzen) möglich und dann per Klick auf den Play-Button. Neuerdings kann man aber auch einfach auf den Play-Button klicken ohne Vorauswahl. Dann wird das komplette Album abgespielt und in der neuen ‚Warteschlange‘ aufgeführt. Zu ihr können weitere Tracks von anderen Alben hinzugefügt werden über das entsprechende Symbol in der Funktionsleiste unter dem Play-Button. Dort befindet sich auch die Möglichkeit Tracks zu einer Playlist hinzuzufügen oder zu favorisieren.
Zusätzlich zu dem gigantischen und tief erschlossenen Bestand an Alben gibt es eine Reihe weiterer interessanter Inhalte, die unter dem Menüpunkt „Materialien“ zu finden sind. Dort gibt es u.a. Einführungen in die wichtigsten musikalischen Epochen, ein Musikwörterbuch, ein Gehörbildungsprogramm, Werkanalysen und Zugang zu einem neuen Portal namens Naxos Musicology, eine Plattform, die für den Austausch aktueller musikwissenschaftlicher Forschung dienen soll. Für uns Opernliebhaber hat die NML Opern-Libretti und -handlungen gesammelt.
Abonnementsmodelle: Bei der NML haben Institutionen als auch Einzelpersonen die Auswahl zwischen Abonnements. Dabei spielen vor allem bei Institutionen verschiedene Faktoren eine Rolle, die schlussendlich für den Preis ausschlaggebend sind. Als Serviceleistung gibt es weltweit NML-Repräsentanten, die sich darum kümmern, dass eine Institution das perfekt auf sie zugeschnittene Abonnement bekommt. Auch Einzelpersonen können sich an die Kontaktpersonen wenden und müssen ein Abonnement nicht zwingend online abschließen. Institutionen können ausschließlich Jahresabonnements erwerben. Einzelpersonen haben die Wahl zwischen Monats- oder Jahresabonnements.
Ein Hauptunterschied zwischen den Abonnementsvarianten ist die Klangqualität, die zur Auswahl steht: Premium oder Standard. Die NML verwendet das digitale Audioformat AAC mit der Kompressionsrate 320 kbit/s (Premium) und 128 kbit/s (Standard).
Fazit: Alles in allem hält die NML für Klassikfreunde ein hochspannendes Webportal bereit, das mit seinen Standard- und Nischenrepertoires eine schier unendliche musikalische Landschaft bietet, die zum Entdecken einlädt. Einen Testzugang für mindestens 30 Tage kann bei einem NML-Repräsentanten von Naxos beantragt werden. In Deutschland ist dies René Zühlke (rz@naxos.de, / 08121 25007-45).
Nützliche Links:
Startseite Naxos Music Library 3 (NML 3 )/
PDF „NML 3 – Einführung und Überblick“ /