Eine kleine Presseschau zu Beginn und dann ein Gespräch mit dem Bariton Peter Schöne, der im Begriff ist, zu Großem abzuheben und der gerade den Albert in der neuen Produktion des Werther im Theater am Goetheplatz Bremen sang: Italienisches Liederbuch – Edinburgh Festival (…) Much of the special focused on the young baritone Peter Schöne. Predictably, his will soon enough become a familiar name, for he is an excellent singer, the voice substantial and well-focused, the style already assured and subtly expressive. (…) – John Steane- (Opera now Januar 2008); Pjotr Iljitsch Tschaikowski: Pique Dame (Rolle: Fürst Jeletski) : (…) Unter der Matratze hat der angeblich mittellose Offizier Hermann 40000 Rubel für seinen sozialen Aufstieg zurückgelegt: Er möchte in den gesellschaftlichen Sphären seines Freundes, des Grafen Tomski, oder gar denen des Fürsten Jeletzki (formidabel: Peter Schöne) Anerkennung finden. (…) (Thüringer Allgemeine 05/2010); (…) Beim Kissinger Sommer lauscht man den Stars von morgen (…) In dieser Saison, die mit neuen Vokalwerken von Moritz Eggert, Philipp Maintz und Manfred Trojahn reiche Ausbeute brachte, konnte namentlich der schon mehrfach preisgekrönte Bariton Peter Schöne auf sich aufmerksam machen. (…) (FAZ Juli 2011);
Moritz Eggert begleitet Peter Schöne, München: (…) Zwar ist das Schumann-Gedenkjahr vorbei. Aber Schumann-Lieder kann man nicht oft genug hören, was man an der vollbesetzten Akademie der Schönen Künste sah. Unter dem Motto ‚Ein Märchen aus uralten Zeiten‘ sang Peter Schöne, 2006 Preisträger des ARD Wettbewerbs, Balladen und erzählende Lieder von Schumann und Johannes Brahms, aber auch zwei Lieder Wilhelm Killmayers und fünf herbe Sinnsprüche von Boris Blacher. Schöne gestaltete mit seinem obertonreichen, sehr jugendlich timbrierten hellen Bariton nie mit zu viel Ausdruck, sondern erzählte die traurigen (‚Spielmann‘), erschreckenden (‚Belsazar‘), bitteren (‚Verrat‘) und in ihrer Tragik oft fast absurden Lieder nobel zurückhaltend. Aber gerade ein Lied wie ‚Die Löwenbraut‘ verträgt auch kein wildes Sänger-Gebaren: Eine Jungfrau will sich vom Gespielen ihrer Jugend, einem Löwen, verabschieden, doch im Angesicht des Bräutigams zerfleischt er das Mädchen, legt sich daneben und lässt sich erschießen. (…) Bitte mehr von derart inspirierend musizierten, klug zusammengestellten Liederabenden! Klaus Kalchschmid (Süddeutsche Zeitung Februar 2011) Und nun ein Gespräch mit Peter Schöne, das Johanna Meier führte: Warum singst Du eigentlich? Ich habe schon als Kind sehr gern gesungen. Es gibt eine Kinderaufnahme von mir, wo ich mit einer sehr hellen, klaren Stimme singe. Auch während ich Geige gespielt habe, habe ich mir immer vorgestellt, wie man die Bögen singen müsste. Manchmal habe ich es einfach so ausprobiert. Ich war 13, als die Mauer fiel. Schnell war klar, dass viele der Institutionen, in denen ich Musik gemacht habe, geschlossen werden würden. Fast hätte ich aufgehört, Musik zu machen. In dieser Situation kam meiner Mutter der rettende Gedanke, mich nach Windsbach (Bayern) in einen Knabenchor zu schicken. Ich war damals 16 Jahre alt. Hauptsächlich dort ist meine endgültige Liebe zum Singen entstanden. Was bedeutet Dir das Singen? Zunächst einmal bestreite ich damit meinen Lebensunterhalt. Deshalb ist Singen für mich essentiell wichtig. Darüber hinaus ist es für mich sehr wichtig, meine Gefühle, meine Wünsche und Sehnsüchte in die Stimme legenzu können.
Wie fühlst Du Dich als Sänger vor Publikum? Das kommt sehr aufs Publikum an. (lacht) Eine Aufführung oder ein Konzert sind keine Einbahn-Straße. Die Kommunikation mit dem Publikum liegt mir sehr am Herzen. Ist Singen eine Chance auf ein „anderes“ Sein, zumal wenn im Kostüm? Ja, auf jeden Fall. Vor allem im Theater hat man als Sänger die Chance, verdichtete Emotionen zu durchleben. Das ist manchmal schön, aber manchmal auch sehr anstrengend. Da können auch schon mal die Tränen fließen. Oder man bekommt einen regelrechten Lachanfall. Zwischen Konzert/Liederabend und Bühne gibt es für mich keinen Unterschied. Jedes Lied ist wie eine kleine Arie. Ja, sogar wie eine kleine Oper. Wieviel von der eigenen Persönlichkeit bringt man in eine Bühnenfigur ein? Ich persönlich gehe immer von mir selbst aus. So authentisch wie möglich versuche ich zu sein. Anders kann ich eine Rolle nicht vernünftig darstellen. Ist Singen etwas Sinnliches? Für mich ist Singen eher Hochleistungssport. Mein Lehrer Harald Stamm hat einmal zu mir gesagt, man ist nur zweimal im Jahr gut drauf und an den beiden Tagen muss man nicht singen. Er hat recht! (lacht) Oft ist man also beschäftigt damit, die Stimme für die Aufführung oder für das Konzert zu konditionieren. Wenn die Stimme dann läuft, gibt es natürlich auch sinnliche Momente und strahlende und dramatische und glückliche. Bevor Du Sänger wurdest, hast Du zuerst Geige studiert. Das ist fast 15 Jahre her. Hast Du Dein Instrument noch? Oh ja, und ich spiele auch gelegentlich darauf. Immer wenn es sich anbietet, versuche ich die Geige auch im Job einzusetzen. Beispielsweise auf der Bühne, wenn es in die Inszenierung passt. Bereust Du den Wechsel von der Geige zum Gesang heute? Nein, ehrlich gesagt nicht. Als Sänger habe ich so viele Möglichkeiten, die ich als Geiger nicht gehabt hätte. Nur manchmal, wenn es um die Sicherheit des „Arbeitsplatzes“ geht, beneide ich die Musiker im Orchester. Die Gage ist von Anfang an deutlich höher und man ist unkündbar. Aber man ist auch unbeweglicher. Momentan bist Du an den Theatern Bremen und Coburg engagiert. In welchen Rollen erleben wir Dich dort? In Bremen singe ich Albert in der Neuproduktion von Massenets Werther im Theater am Goetheplatz. Im Landestheater Coburg bin ich als Faninal im Rosenkavalier zu hören und zu sehen. Faninal und Albert sind Partien aus zwei verschiedenen Stimmfächern. Ist das für Dich anstrengend oder eher eine Chance? Ich habe in den letzten Jahren immer wieder Ausflüge in andere Fächer gemacht. Das hat damit zu tun, dass ich Vertrauen habe in die Menschen, die mir diese Aufgaben geben. Durch diese Ausflüge kann ich meine Stimmentwicklung besser einschätzen. Ich kann Grenzen überschreiten, ohne mich gleich in einem falschen Fach kaputt zu singen. Die neuerlichen Engagements zeigen, dass es vorwärtsgeht, aber auch, dass ich dadurch nicht meine Fähigkeiten im alten Fach verloren habe. Wenn man Deine Biografie liest, dann stellt man fest, dass Du bereits an mehr als zwei Dutzend Opernhäusern engagiert warst. Welche Partien hast Du dort gesungen? Ich habe in mehr als 10 Jahren Bühnenlaufbahn bereits fast alle Partien meines (bisherigen) Fachs gesungen. Angefangen mit den großen Partien in den Mozart-Opern über das sogenannte deutsche Fach zum Beispiel in Korngolds Toter Stadt bis hin zum italienischen Belcanto, wie zum Beispiel dem Figaro im Barbier von Sevilla. Weil ich zu außerordentlicher Neugier neige, freut es mich sehr, dass mir jetzt sozusagen ein neues Fach offen steht und ich damit auch ein neues Rollenprofil entdecken kann. Ich werde in diesem Jahr 40 Jahre, das passt. In diesem Alter kann man glaubhaft einen Vater darstellen, denke ich. Gibt es Traumrollen, die Du unbedingt singen möchtest? Ja, die gibt es. Onegin ist eine solche Traumrolle. Fast hätte es schon einmal geklappt. Aber als die Staatsoper Hannover damals angefragt hat, war ich schon anderweitig verpflichtet. So wie sich die Stimme momentan entwickelt, würde mir auch Mandryka sehr gut gefallen. Ich habe sowieso Blut geleckt an der Musik von Richard Strauss mit dem Faninal im Rosenkavalier. Bisher hatte ich nur Lieder von ihm gesungen. Du engagierst Dich sehr für das Lied und für zeitgenössische Musik. Was wünschst Du Dir diesbezüglich mit Blick auf die Zukunft? Meine Ausbildung als Geiger kommt mir sowohl beim Lied als auch vor allem bei der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts zugute. Ich höre absolut und tue mich leicht mit ungewohnten Klängen. Meine Stimme ist nach wie vor sehr flexibel und ich bin sehr dankbar, dass ich in den genannten Bereichen schon so viele Schätze entdecken konnte. Ich wünsche mir, dass diese Entdeckungsreise nie endet! Johanna Meier Foto oben: (c) Gisela Schenker. Eine ausführliche Kritik zum neuen Werther in Bremen gibt es hier bei operalounge.de. Dank an die Pressestelle des Theaters am Goetheplatz Bremen. Weitere Details zu Peter Schöne und eine Biografie gibt es auf seiner Homepage: http://www.peterschoene.de