Walter Knoeff

 

Mit Bestürzung erfuhr ich die Nachricht vom Tode meines Freundes, des Musikproduzenten und Pioniers Walter Knoeff. 1943 geboren, starb er am 3. März 2016, ganz plötzlich, wie mir berichtet wurde. Nun ist auch meine Generation in dem Alter, wo man plötzlich Freunde verliert und der Tod „die Reihen lichtet“, wie nicht nur der Dichter sagt. Aber Walters Tod kam so überraschend, weil wir noch vor zwei Wochen über eines seiner vielen CD-Projekte korrespondiert hatten, zu dem ich ihm Material liefern wollte. Er leitete die von ihm ins Leben gerufene Download-Opern-Firma opera-club.net, deren Aufnahmen wir in operalounge.de vielfach besprochen und gelobt haben.

Walter Knoeff mit Cristina Deutekom und Freunden/ facebook Walter Knoeff

Walter Knoeff mit Cristina Deutekom und Freunden/ facebook Walter Knoeff

Walter war einer der kenntnisreichsten Sammler von Opern- und Vokalaufnahmen, den ich kannte. Er hatte vor Jahren CD-Firmen wie Verona, Gala, Ponto und andere gegründet, deren Livemitschnitte in meist bester Sound-Qualität die Fans zu wohlfeilen Preisen erfreuten. In gewisser Weise führte er die Arbeit der Pionierin Ina Delcampo von Melodram fort und wartete immer wieder mit Überraschungen auf, auch weil er Zugang zu den Archiven der Rundfunkanstalten hatte und dort Schätze hob – Elisabeth Schwarzkopfs Abende in Amsterdam, viel von Nelly Miricioiu, Cristina Deutekom und Jan Derksen, eine ganze Sonderedition für Maria Callas – seine Beiträge zu den Schätzen aus Holland und Europa sind Legion, und schon dafür danke ich ihm und sicher unendlich viele andere auch.

Walter hatte kein einfaches Leben. Nach einer familienbedingt problematischen Kindheit bei Pflegeeltern in Lateinamerika wandte er sich in Holland und den USA der Psychiatrie zu, graduierte in Amerika und arbeitete dort wie auch in Amsterdam in der klinischen Neurologie und Psychiatrie am AMC. Ein anstrengender und Kräfte zehrender Job. „Nebenbei“ hatte er auch Regie bei Operettenaufführungen geführt und trat am holländischen Radiosender, dem Concertzender, mit seiner sonntäglichen Sendung “De Diva op de Erwt” hervor, wo er immer wieder Seltenes und Beliebtes vorstellte. Dorthin lud er mich mehrfach ein, um mit mir über meine Lieblingsaufnahmen zu plaudern – in Deutsch, wofür  ihn sein sehr zahlreiches Hörer-Publikum sehr bewunderte (in Deutschland  umgekehrt kaum vorstellbar).

Walter war ein praller, lebensnaher Mann, ein Epikuräer – er liebte das gute Essen und kochte sehr gern. Seine Dinnereinladungen waren berühmt, und er gab seine raffinierten Rezepte gerne weiter – ein Genussmensch, umgeben von wunderbaren antiken Bildern in seinem gemütlichen Haus in Hoorn.

Ach Walter, Du wirst mir fehlen. Diese wunderbaren Gespräche gespickt mit Apercus in seinem hochpersönlichen Deutsch, diese satte Lachen und diese frechen, wachen und jungen Augen! Was für ein Verlust! G. H. 

  1. Frank Schneiders

    Ich habe erst heute gelesen, dass Walter Knopf gestorben ist. Ich habe ihm persönlich nicht gekannt, war aber schon seit vielen, vielen Jahren Fan seiner „Diwa“ Sendungen beim Concertzender. Ähnlich wie beim leider schon vor längerer Zeit gestorbenen Mike Richter habe ich durch ihn unglaublich viele schöne Aufnahmen kennen lernen dürfen, die selbst jemand wie ich, der schon seit Jahrzehnten sammelt, nicht kannte. Seine Sendungen zeugten von einem unglaublichen Sachverstand und einer wahnsinnigen Liebe zur Oper und zum Gesang. Ich werde ihn vermissen!

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