Pavarotti zum 90.

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Einen so kostbar aussehenden wie reich gefüllten Schuber widmet die DECCA ihrem einstigen Star Luciano Pavarotti (* 12. Oktober 1935 in Modena; † 6. September 2007) zu dessen fiktiven 90. Geburtstag, der 30jährigen Wiederkehr eines veritablen Konzerts und der sogar 70jährigen eines Chorwettbewerbs ausgerechnet in dem kleinen walisischen Ort Llangollen. Dort gewann der Chor aus Modena, dem der erst 19jährige Luciano Pavarotti neben seinem Vater angehörte, den ersten Preis eines Wettbewerbs und soll aus diesem Anlass entdeckt haben, dass man mit dem Einsatz seiner Stimme hier nur Ruhm und Ehre, später als Solist auch Reichtümer gewinnen kann.

Vierzig Jahre später kehrte der Tenor, nun ein Weltstar, ins walisische Llangollen zurück und gab ein sensationelles Konzert. Lange galt die Aufzeichnung der Gala als verschollen, wurde aber wiederentdeckt und bietet dem Hörer unter dem Titel The lost Concert (Decca 487 1399 – 2 CD sowie auch eine DVD mit demselben Titel und Programm) eine bunte Mischung aus berühmten italienischen Opernarien aus, Cavalleria Rusticana Manon Lescaut, Macbeth, dazu Canzoni und auch Chornummern, dargeboten vom Corale Giochino Rossini unter Paolo Rossin, während das BBC Philharmonic Orchestra unter Leone Magiera begleitet.  Außerdem sind zwei Tracks angefügt, die zwei Chornummern, in denen Vater und Sohn Pavarotti mitsangen, und zwar in zwei barocken Chorälen.

Das Konzert fand kurz nach der Erreichung des Höhepunkts von Pavarottis Karriere statt, nach dem Konzert der Drei Tenöre in Rom anlässlich der Fußballweltmeisterschaft und den beiden Superkonzerten im Londoner Hyde Park und dem im New Yorker Central Park. Entsprechend ist die Aufmerksamkeit, die man der Sensation tief in der walisischen Provinz widmete. Da ist das Bild des Sängers in ein Feld gemäht, gibt es ein Plakat mit dem Tenor nebst Fazoletto, von dem ein Faksimile dem Schuber beiliegt, gibt es neben der CD mit der Wiedergabe des Konzerts auch noch ein ausführliches Interview  mit eingeschobenen Musikstücken unter dem Titel A 90th anniversary portrait: pilgrimage to Pesaro, wo der Tenor bekanntlich seine Sommervilla besaß und seine letzte Lebenszeit verbrachte.

Spätestens mit dem Erscheinen des Schubers dürfte Llangollen zumindest in der gesamten musikalischen Welt bekannt werden, denn es gibt auch viele Fotos von Städtchen und Landschaft, der typisch walisischen mit grünen Weiden und sanften Hügeln. Man findet viele historische Aufnahmen, so vom Chor, der den Namen Rossinis trägt, aus Modena mit dem jungen Pavarotti genau neben dem Träger der Trophäe, die man gerade errungen hatte. T-Shirts mit dem Portrait des Gefeierten wurden damals verkauft, und eine Unmenge von Zeitungsausschnitten bezeugt noch heute, welch immense Bedeutung man der Wiederkehr des Tenors, der vom Chormitglied zum Superstar wurde, beimaß.

In drei Sprachen, Englisch, Walisisch und Deutsch sind die Texte gehalten.  Es beginnt mit einem Artikel von Roger Pines zum im Oktober dieses Jahres stattgefunden habenden 90.Geburtstag Pavarottis, gefolgt vom einem Karriereüberblick einschließlich der verfügbaren Aufnahmen. Über das International Musical Eisteddfod , das sich bis in das Jahr 1176 zurückverfolgen lässt, berichtet Chris Adams.  Zwei Jahre vor dem Sieg des Chors, dem die Pavarottis angehörten, trugen übrigens die Schaumburger Märchensänger den ersten Preis davon., 1984 sang hier der Waliser Bryn Terfel. Auch die inzwischen wieder verheiratete Witwe Pavarottis, Nicoletta Mantovani, und ihre Fondazione zur Förderung der Erinnerung an den Gatten und zur Förderung junger Talente finden ihren Platz.

Obschon das Programm des Konzerts allseits bekannte Stücke beinhaltet, sind alle Texte abgedruckt, dazu gibt es zahlreiche Hinweise auf digital erreichbare Quellen. Zu schätzen weiß der Opernfreund, dass das Konzert so zu hören ist, wie es 1995 die unmittelbaren Zuhörer wahrnahmen, einschließlich kleiner Unebenheiten, die man bei einer Studioaufnahme nicht dulden würde. Die Authentizität macht einen nicht vernachlässigbaren Vorteil der Aufnahme aus, da sie die allgemeine Freude und Festlichkeit hörbar macht, die damals in Llangollen herrschten.

Luciano Pavarotti äußerste beim Abschied vom International Musical Eisteddfod 1995 den Wunsch wiederzukommen. Ob das nur eine Höflichkeitsfloskel oder ein echter Herzenswunsch war, konnte nicht geprüft werden, denn es mussten nicht einmal die vierzig Jahre zwischen dem ersten und zweiten Konzert vergehen, ehe er  zwölf Jahre nach dem Ereignis, das ein kleines Dorf tief im ländlichen Wales zum Mittelpunkt der Opernwelt werden ließ, verstarb.

Die Decca hat ihm nun ein so würdiges wie seine Fans bereicherndes Denkmal gesetzt. Ingrid Wanja