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Eigentlich für seine Orchesterstücke, darunter die drei Stimmungsbilder Fontane di Roma, Pini di Roma und Feste di Roma, bekannt ist Ottorini Respighi, aber er ist auch Komponist einiger Opern, darunter La Fiamma und Marie Victoire, derer sich die Deutsche Oper Berlin angenommen hatte. Eigentlich als Konzerttriptychon vorgesehen war seine Maria Egiziaca, beruhend auf einer Heiligenlegende aus dem Mittelalter, in der es um eine ägyptische Prostituierte geht, die aus Alexandria ins Heilige Land übersiedelt und nach einem langen Büßerleben selig entschläft.
In dem vom Librettisten Claudio Guastalla verfassten Mistero in tre episodi trifft in diesen Maria dreimal auf den Pilger und späteren Abt Zosimo, der sie zuerst wegen ihres lockeren Lebenswandels verflucht, ihr später den Zugang zum Tempel verweigert und in dessen Armen sie schließlich nicht nur entsündigt, sondern auch menschliche Wärme fühlend stirbt.
Maria Egiziaca wurde 1932 in New York und in Venedig uraufgeführt, war in neuerer Zeit so gut wie vergessen, allerdings existieren Tonaufnahmen, eine ungarische bei Hungaroton unter Lamberti Gardelli mit Veronika KIncses, Lajos Miller und Janos Nagy und bei Bongiovanni eine CD mit Jacsra Stoiliova und Carlo Desderi. Bei Dynamic gibt es nun die erste Videoaufzeichnung, und zwar aus dem Teatro Malibran, während der Aufbauarbeiten am durch Brand zerstörten Teatro La Fenice dessen Ersatzspielstätte und auch sonst Spielort für Opern mit kleinerer Besetzung.
Das in seiner Grundstruktur an die französische Oper Thais erinnernde Werk wurde im vergangenen Jahr vom inzwischen 94 Jahre zählenden Altmeister Pier Luigi Pizzi nicht nur inszeniert, sondern auch, er begann schließlich als Bühnenbildner, mit Dekor und Kostümen versehen. Um jeden religiösen Kitsch zu vermeiden, von dem Italien noch immer voll ist, wählte der Altmeister eine ausgesprochen karge Szene, verschmähte allerdings nicht reichlichen Videoeinsatz für Meer, Wellenwogen, Nebel, aus dem die Kirche für die zweite Szene entsteigt. Die beiden Interludi werden durch die Tänzerin Maria Novella Della Martira in schöner und dabei doch dezenter Nacktheit gestaltet, aber auch die Sopranistin Francesca Dotto ist höchst attraktiv, so dass nachvollziehbar wird, warum die drei Seeleute ihrem Bitten nicht widerstehen können. Dazu hat sie eine leuchtende, in der Höhe schön aufblühende Sopranstimme, was der eher an der Kargheit alter Kirchenmusik orientierten und damit altertümelnden akustischen Seite sehr gut tut. Den erst strengen, dann mitfühlenden Zosimo singt Simone Alberghini mit erst recht herb eiferndem, dann von sanfter Müdigkeit erfülltem, in schönem Fluss dahin strömendem Bariton. Es gibt noch eine dritte recht umfangreiche Partie, den ersten Matrosen, den der Tenor Vincenzo Costanzo eine trotzig schillernde Arie über die Ziellosigkeit seiner Seefahrt singen lässt und der im zweiten Bild noch den Leprakranken gibt, so wie der dritte Matrose (Luigi Morassi) auch sonor der Bettler ist und dem zweiten Seemann nur eben dieser anvertraut wurde (Michele Galbiati). Eine zarte Blinde und ein schönen Trost spendender Engel ist Ilaria Vanacora.Das Orchester von La Fenice unter Manlio Benzi erweist sich als feinfühliger Begleiter der Sänger und erfolgreicher Anwalt für das zu Unrecht das Schicksal einer Rarität erduldende Werk (Dynamic 38050). Ingrid Wanja