Gute Laune garantiert

 

Keinen Abbruch tut dem überaus herzlichen Beifall am Schluss von Chabriers L’Etoile der ungeheuerliche Body, den Roi Ouf dem staunenden Publikum im letzten Akt entgegenstreckt, er wird sogar besonders gefeiert in der Dutch Opera in Amsterdam, und nur die Sängerin des Lazuli kann ihn darin übertreffen. Die Inszenierung von Laurent Pelly bietet den Sängern in ihrer geistereichen, ironischen, freizügigen, aber nie plump werdenden Art alle Möglichkeiten, sich ins rechte Licht zu setzen. Das Bühnenbild von Chantal Thomas wartet für den ersten Akt noch mit einem trüben Grau in Grau, Lautsprechern oder Sirenen an hohen Masten auf, der Chor tritt zunächst in Trenchcoats und Schlapphüten auf, doch bereits mit dem ersten von vielen Fortbewegungsmitteln, der fahrbaren Sternwarte des Hofastrologen Siroco wird es interessant, lustig und immer wieder abwechslungsreich. Eine überbordende Phantasie zaubert einen fahrbaren Hochfolterstuhl, einen ebensolchen  Kramladen, einen Leichenwagen und schließlich ein ganz aus den Fugen geratenes Räderwerk auf die Bühne, und wenn der König sich am „grünen Chartreuse“ berauscht, wird der Bühnenhintergrund erst giftgrün, um mit zunehmender Besäufnis sich zu Blau zu wandeln. Riesige, eher bekümmert als finster blickende Hunde gehören zum Hofstaat, der im letzten Akt sich in phantasievoll im Stil der Entstehungszeit entworfene Kostüme werfen darf.

Die irre Geschichte vom armen, aber charmanten Jungen, der erst vom König als Pfählungsopfer zur Belustigung seiner Geburtstagsgesellschaft erwählt wird, ehe er gehegt und gepflegt wird, weil der Hofastrologe dessen Leben und Sterben mit dem des Königs und seinem eigenen verknüpft hat, und der schließlich sogar die dem König bestimmte Prinzessin heiraten darf, braucht hingebungsvolle  Singschauspieler und hat sie mit denen dieser DVD gefunden. Stéphanie d’Oustrac hat eine knabenhafte Figur und viel tänzerische Beweglichkeit für Lazuli, dazu einen strahlenden Mezzosopran, der schillernd zweideutig eingesetzt werden kann, und darstellerisch füllt sie die jungenhaft-burschikose Partie perfekt aus. Nur wenn es tief nach unten geht, wird die Stimme etwas matt. Einen nicht ganz frei klingenden Sopran setzt Hélène Guilmette für die Prinzessin Laoula ein, etwas reifer und schärfer klingt der von Julie Boulianne für die Begleiterin Aloès. Eine lustige Karikatur eines Königs mit dem Krönchen unter dem Schlapphut ist Christophe Mortagne für den Roi Ouf, mit unermüdlichem Plappermaul und quirlig flexiblem Tenor für die Gesangsnummern. Einen etwas dumpfen Bariton setzt Elliot Madore für Porc-Epic ein, einen frischen Tenor Francois Piolino für seinen Nebenbuhler Tapioca. Köstlich im Duett mit dem König ist der Astrologe Siroco, den Jerome Varnier singt. Die vokalen Qualitäten fallen allerdings weniger ins Gewicht als das überschäumende Komödiantentum, das allen Mitwirkenden zu Eigen ist. Das gilt auch für das Residentie Orkest The Hague  unter Patrick Fournillier, das bereits mit der Ouvertüre und weiterhin unermüdlich für einen rasanten, brillanten Ablauf des musikalischen Geschehens sorgt (DVD Naxos 2.110595). Ingrid Wanja