Wunder aus der Kiste

Die ganz große Überraschung im Paket der 2. Staffel der “neuen” Decca-Recitals (viele davon erstmals als CDs und beklagenswert ausgestattet) ist die von Flaviano Labò (1927 – 1991), der wunderbare Don Carlo auf der alten DG-Aufnahme von der Scala mit der Stella. Mit nur 8 Tracks handelt es sich beim Umschnitt von 1956 um eine 25-cm-LP, wie sie in Fünfzigern üblich waren. Ich muss gestehen, dass ich nicht einmal wusste, dass es diese gegeben hat, liebte ich doch immer Labòs Stimme wegen ihrer Unverwechselbarkeit, wegen ihres etwas körnigen italienischen Timbres – er ist für mich so eine Art Bastianini als Tenor. Labò hatte eine solide, nicht wirklich spektakuläre Karriere in einer Zeit, die an Tenören überreich war. Er debütierte nach einem Studium bei Campogalliani in seiner Heimatstadt Piacenza als Cavaradossi (was man heute niemandem als Debüt raten würde) und eroberte schnell die europäischen und vor allem südamerikanischen Häuser, damals stets eine gute Gelegenheit für die Karriere und das Geld. Er sang das klassische Fach wie Forza, Traviata, Aida, Turandot an der Met, in San Francisco, New Orleans oder Philadelphia, aber auch in Europa – London, Scala, Wien und Zürich. Er besitzt eine wirklich bestens geschulter italienische Stimme, mittelgroß und nie brüllend (wie Del Monaco), wie sich auf den wenigen Livemitschnitten mit ihm feststellen lässt: so in der Mexico-Aida mit der Cerquetti 1958. Zu seinen wenigen offiziellen Aufnahmen gehören die Ausschnitte der Manon Lescaut mit der Moffo bei RCA unter Leibowitz und der besagte Don Carlo 1960 von der DG. Umso erfreulicher ist nun diese Ausgabe bei Decca, erstmals auf CD, mit seinen Klassikern: Forza, Gioconda, Tosca, Turandot, Fedora. Previtali begleitet wie gewohnt – was für eine schöne und einmalige, hochpersönliche italienische Stimme (480 8162 bei dürftigster Ausstattung, vergogna! Immerhin gibt es für diese Serie nun die Originalcover und Originalnummern der LPs, und diese sind in Gänze und der originalen Reihenfolge übernommen).

labo deccaAngehängt – und das ist die begrüßenswerte Mogelpackungs-Praxis dieser Edition bei Decca (wenngleich vorne nicht vermerkt) – ist sein Kollege Bruno Prevedi (1938 – 1988): Bruno Prevedi sings Great Italian Arias, auch hier 5 CD-Premieren. Viel Puccini, Verdi, Mascagni und Giordano. Die Stimme hat nicht denselben Impakt wie die von Labò bei mir und bleibt mir vergleichsweise weniger persönlich, aber was red´ ich: Heute würde man auf den Händen laufen, um ihn zu hören, und eine Bombentechnik erlaubte Prevedi die Karriere im großen Fach trotz relativ schmaler Stimme, wie ich mich erinnere, ihn in Berlin gehört zu haben. Und noch ein Anhängsel bringt Gianni Raimondi (1923 – 2008) mit Tosca und Fanciulla ins Bild. Auch hier sagt man: Was für eine schöne, gut geschulte lyrische Stimme mit fast unendlichem Potenzial. Er war der Tenor der Callas-Aufnahmen im Belcanto-Bereich, sang von der Favorita bis zu Anna Bolena die ganze Bandbreite, sogar den Arnoldo an der Scala (bei heruntergesetzter Höhe) und blieb weitgehend im mittleren Fach – auch er eine Bereicherung für das Ohr und ein memento, was für tolle Tenöre Italien einmal hatte.

conleyUm bei den Tenören zu bleiben: Eugene Conley (1908 – 1981). Seine drei Decca-25er sind ebenfalls im Umschnitt erstmals als CD erschienen und zeigen einen sehr überzeugenden lyrischen Tenor der Sonderklasse, wie man ihn aus den Mitschnitten mit der Sayao oder Nelli in Erinnerung hat. Er war eigentlich der Inbegriff des erstklassigen amerikanischen Tenors der Met im lyrischen Fach, selbst wenn er auch an der Opéra-Comique in Paris, an der Scala oder in Covent Garden auftrat. Er stammte aus Massachusetts und machte an der berühmten Academy of Music in Brooklyn sein Debüt als Duca 1940, ging nach dem Krieg an die New York City Opera mit dem Rodolfo und dann auf ein Europa-Engagement, wie das damals für amerikanische Sänger üblich war. 1951 war er der Partner für Maria Callas in den Vespri an der Scala. Vorher, 1950, hatte er als Faust sein Debüt an der Met und nahm diesen neben Eleanor Steber für Columbia auf (inzwischen bei Preiser u. a.). Er war der erste Tom Rakewell unter Strawinsky in Venedig und New York. Alle seine Aufnahmen zeigen diese unerhörte Jugendlichkeit, fast Unbekümmertheit, und sein Timbre ist zwar amerikanisch-weißlich, aber doch voller Persönlichkeit und sehr vielseitig. Die drei LPs, die hier versammelt sind, zeigen ihn bis auf die Tosca in seinem angestammten Fach: Martha, Bohème, Rigoletto, Faust, sodann (viel eindrucksvoller) in den Puritani, Africana, Lucia und Gioconda (wunderbares „Cielo e mar). Angehängt sind die wirklichen Goodies. Victor Herberts Naughty Marietta und Vermischtes an Traditionals wie Danny Boy und der Schmachtfetzen Thine alone aus Herberts Eileen, A3): Schmalz und Schmelz, Wunderbares auf über 78 Minuten (popelige Ausstattung again/4808145).

rouleauDer Franco-Kanadier Joseph Rouleau (1929 geboren) ist bei Decca mit einer halben CD im Umschnitt seiner 25er unter John Matheson geehrt, und eben dieser Dirigent ist derselbe, der auch mit dem bis heute unerreichten Don Carlos in der originalen französischen 5-Akt-Fassung bei der BBC (Opera Rara brachte die exzellenten Radio-Bänder heraus) in die Unsterblichkeit eingegangen ist – Rouleau ist hier Philippe II. Geboren in Quebec war die Zweisprachigkeit für Rouleau der ganz große Vorteil, denn schon damals reüssierten Mutterland-französische Bässe kaum im Ausland. Rouleau hatte bei Martial Singher in Montréal studiert, machte sein Debüt in der Bohème in New Orleans, sang dann erstmals seine signature-role, den Philippe II, in Montréal. Er bekam schnell Engagements in Europa, so in London und blieb in über 40 Produktionen dem Hause treu. Dazu kamen Paris und eine lange Tour durch Australien mit der Semiramide. Bonynge holte ihn für Aufnahmen mit seiner Frau bei Decca. Neben vielen Auftritten von der Scala bis Manchester wandte sich Rouleau auch dem deutschen Fach zu, so als Titurel oder im Russischen auch Boris Godunow. Er wurde in seinem Heimatland hochgeehrt mit verschiedenen Auszeichnungen und Orden und war lange Professor für Gesang in Quebec. Die CD zeigt ihn in eben diesen seinen besten Rollen: in Don Carlos, den Vêpres, Faust, Hérodiade, den Huguénots, der Jolie fille de Perth, La Vièrge und Le Caid von Thomas – eine sehr persönliche, recht körnige und manchmal auch weitschwingende, gutsitzende Bass-Stimme erzfranzösischer Farbe.

Leider sind die angehängten Russischen Arien von (kein Wortspiel) Raphael Arie (1922 – 1988) nicht von dieser Klasse. Ich hab seine Stimme nie gemocht und bin deshalb befangen. Ich fand die Stimme immer ein bisschen unsauber und „wollig“, grummelig – schwer zu beschreiben. Er war ein verdienter Bassist aus Sofia, wo er im Messias debütierte, 1947 ging er bereits an die Scala, sang in ganz Europa, den USA. 1951 nahm er an der Premiere des Rake´s Progress in Venedig teil und sang viel in Wien, war 1960/61 der Großinquisitor im Don Carlo in Salzburg (neben der Jurinac). 1978 verlegte er seinen Wohnsitz nach Israel und starb 1988 in der Schweiz. Die russischen Arien  sind Ausschnitte aus den Gesamtaufnahmen der Decca von deren Boris Godunow und Dämon aus Belgrad, angekoppelt weitere aus dem Fürst Igor, Sadko und dem Leben für den Zaren. Alles sehr verdienstvoll, aber eben… (und ich sage nur: Ausstattung!!!)

warfield mccrackenWas war das für ein Skandal damals beim Propheten Meyerbeers an der Deutschen Oper Berlin 1966 wegen der angeblich provozierenden Produktion, in  der ein Theater auf der Bühne nachgebaut war und sich das Publikum im Saal gespiegelt sah und beim Ballett übel nahm. Das Hohe Paar waren damals Sandra Warfield (1921 – 2009)/Fidés und James McCracken (1926 – 1988)/Jean, und ein Mitschnitt belegt, wie wenig werkdienlich und brutal gesungen wurde (und auch der sonst von mir so geschätzte Hollreiser haute in die Vollen).  Decca hat das Ehepaar mit dessen Duett-LP (Duets of love an Passion: „anything you can sing…“) in breiten Auszügen aus Samson et Dalila, Otello (!), Carmen und Aida erstmals auf CD wieder herausgegeben – very much the Met und eben den Sechzigern in Geschmack und Ausdruck  verhaftet, beide sehr robust, unidiomatisch und im Stil ihren Kollegen Tucker oder Milnes ähnlich: Met eben, wo beide die Haussänger waren. Angehängt ist „James McCracken on Stage“ mit den Felsen seiner Karriere. Er war ja ein Tüchtiger, wenngleich Unsubtiler, eher laut als beglückend: Trovatore, Forza, Otello, Fanciulla, sogar Meistersinger und Tannhäuser, enorm (480 8165/Ausstattung!!!).

micheauZwei französische Remakes runden den zweiten Schwung an Decca-Most-Wanted-Recitals ab. Da ist zum einen die sehr unterschiedliche Janine Micheau, die früh schon recht sauer klang, die aber mit ihren ersten 25ern bei Decca doch recht beglückend und urfranzösisch sich durch ihr Kernrepertoire singt, das des soprano légère, also Juliette, Olympia, Rosine (ah, les Francais), natürlich LouisesDepuis le jour und Leila, dazu die endlosen Proch-Variationen (an denen sich auch die Callas in ihren Anfängen vergriffen hatte – sowas mögen nur hohe Soprane!). Angehängt sind wirklich reizende Auszüge aus der Mireille-Gesamaufnahme und den Pecheurs, alles aus den frühen 50ern und alles wirklich tadellos idiomatisch und mit jenem starken Schuss Essig darin, der die legéren Soprane Frankreichs ausmachte. Die Micheau war vor der Mesplé die Sopranistin fürs lyrische Fach, was eben nicht dünn besetzt wurde, sondern Stimmen mit Stamina und Durchhaltevermögen verlangt. Weder die Leila noch die Mireille sind „Pippi“-Partien sondern richtige Brummer, wie die Juliette ja auch, die heute mit Gheorghiou & Co., besetzt werden, was falsch ist, weil viel zu dramatisch und zu dunkel. Die hellen Stimmen machen diese Partien mädchenhaft und stehen in der Tradition einer Marguérite/Huguenots der Dorus-Gras. Die Micheau (1914 – 1976) war ideal für dieses Repertoire. Ihr charmantes Lächeln täuschte nicht über ihre eiserne Entschlossenheit hinweg, die sie im Alter so sauer klingen ließ. Sie kam aus Toulouse, studierte in Paris und debütierte an der Comique 1933 mit den üblichen choses von Ibert, Charpentier und Erlanger. Sie arbeitete sich in ihr eigentliches Fach hoch an der Opéra und der Salle Favart, sang Lakmé, Micaela und Leila, war nicht unangefochten unter der deutschen Besatzung, gab Mélisande in Amsterdam und Sophie unter Kleiber père in Buenos Aires. Nach dem Krieg hatte sie eine internationale Karriere von der Scala bis Chicago, vor allem im französischen Repertoire, wo sie auch in manchen Uraufführungen sang, so in Milhauds Médée. Sie war dann vor allem als renommierte Konzert- und Liedsängerin bekannt und machte unendlich viele Aufnahmen auf LP und beim Radio. 1961 wurde sie Professorin am Pariser Konservatorium und verabschiedete sich mit der Pamina (!) in Rouen 1968 (4808166/Ausstattung!!!).

souzayZu meinen ersten LPs gehörte die Barocke-Arien-(Philips?-)LP von Gérard Souzay, vorne als extrem sexy aussehender Don Giovanni abgebildet. Die gibt’s nun nicht, aber dafür die andere, quel bonheur. Er singt Barockarien von Händel bis Lully, mit einer wunderbar weichen, prachtvoll erotischen Baritonstimme, mit jenem Versprechen darin, das Fischer-Dieskau nur in den allerersten Aufnahmen hatte. Diese Diktion, diese ardeur (jaja, ich weiß, das schreibe ich immer, wenn es um erfüllten französischen Gesang geht, aber diese ist unerlässlich für eben dieses Repertoire), diese Unmittelbarkeit der Kommunikation war auch damals, in den Sechzigern, nicht eben häufig anzutreffen. Nature, amour, qui partagez mon coeur aus Rameaus Castor et Pollux ist ein Paradebeispiel dafür. Raymond Leppard begleitet wie stets zu Mahler-esk. Und die angehängten Philips-Auszüge aus Monteverdi, Händel, und Gluck sind ebenfalls eine Offenbarung – dass Barockmusik so unglaublich verführerisch klingen kann: Da kommt man ins Schwärmen (zumal sich hier nun besagtes Foto wiederfindet). Souzay (eigentlich Gérard Marcel Tisserand, 1919 – 2004) kam aus einer Sängerfamilie und wurde bei Panzéra und Bernac ausgebildet, was sich in seiner immensen Eignung für seine  Konzerttätigkeit niederschlug. Er galt in seiner Generation als der französische Sänger für die mélodies und das Lied (auch und vor allem das deutsche), viele LPs zeugen von seiner gestalterischen Kraft, die er auch seinen Lehrern Claire Croiza und Vanni-Marcoux verdankte. Seine Bühnenkarriere (Mozart, Berlioz, Debussy – der führende Golo jener Tage und für Ansermet um einen Ton zu „kurz“ für den Pelléas selbst) stand hinter seinen Konzertauftritten zurück, die ihn um die Welt führten. Er war einer der besten Sänger seiner Zeit. Auch als Komponist versuchte er sich, aber sein Andenken wird ganz sicher in seinen vielen und wunderbaren Lied-Einspielungen bewahrt. Deshalb sind mir seine Barock-Arien bei Decca, erstmals auf CD – so kostbar (480 8179/hatte ich schon etwas zur fehlenden Ausstattung geschrieben?).

Geerd Heinsen

 

van millEr war in Bayreuth zwischen 1951 und 1960 u. a. Hunding, Daland, Fafner, Fasolt und Marke (auch in Soltis Einspielung). In Karajans „Aida“-Aufnahme (bei Decca) war er der Ramfis. Der holländische Bassist Arnold van Mill (1921-1996) hatte eine weltweite Karriere, die ihn an die Scala, die Wiener Staatsoper und das Teatro Colon führte. Auch wenn Wagners Werke, die zu seinem Grundrepertoire zählten, ebenso wie italienische Partien nicht auf der CD Arnold van Mill sings favourite Opera Arias (Decca 4808167) enthalten sind, zeigt sie doch viel von seinem Können und seiner Persönlichkeit. Hier steht die Komik der deutschen Spieloper im Mittelpunkt: Nicolais Sir John Falstaff („Die lustigen Weiber von Windsor“), Lortzings van Bett („Zar und Zimmermann“) und Baculus („Der Wildschütz“) sowie der Abu Hassan in „Der Barbier von Bagdad“ von Peter Cornelius. Es sind diese Figuren voller Kraft und Lebensfreude, die in unerschütterlichem Selbstbewusstsein mit sich und der Welt eins sind, denen van Mill eine rundum vergnügliche Charakterisierung angedeihen lässt. Die aufgeblasene Selbstgefälligkeit des Bürgermeisters van Bett trifft Arnold van Mill bei „O Sancta Justitia“ punktgenau, herrlich seine Verzweiflung bei „Den hohen Herrscher würdig zu empfangen“ – man „sieht“ geradezu, wie er sich die Harre rauft. Bei den „5000 Talern“ trumpft er als Schulmeister Baculus mit seinen mächtigen Bass kraftvoll auf – fast wie Gottlob Frick. Und selbst dem etwas betulichen „Auch ich war ein Jüngling mit lockigem Haar“ („Der Waffenschmied“) kann van Mill hörenswerte Nuancen abgewinnen, während der Kerkermeister Rocco vielleicht doch eine Spur zu harmlos ausfällt. Der schurkische Kaspar aus dem „Freischütz“ war eine Glanzpartie von Arnold van Mill. Die beiden Arien auf dieser CD unterstreichen das nachdrücklich, vor allem das bedrohliche „Schweig! Damit dich niemand warnt“. Wer van Mill in einer Gesamtaufnahme des „Freischütz“  erleben möchte, dem sei die NDR-Aufnahme (Hamburger Archiv für Gesangskunst bzw. Cantus) mit Muszely und Kónya empfohlen. Weitere Glanznummern beschert van Mill als Abu Hassan („Der Barbier von Bagdad“), den er an seinem Stammhaus Hamburg und bei den Edinburgher Festspielen gesungen hat.  Mit flinkem Parlando bei „O wüsstest Du, Verehrter“ und dem herrlich salbungsvollen „Heil diesem Hause“ liefert van Mill eine prachtvolle Visitenkarte seiner komödiantischen Fähigkeiten.

Es wäre schön gewesen, wenn man diese 1962 entstandenen Einspielungen  (damals für Philips) mit Chor und Orchester unter Robert Wagner mit weiteren Aufnahmen von Arnold van Mill ergänzt hätte.  Aber hier gibt es nun Lieder  von Mussorgsky, Glinka, Rachmaninov , Rimsky-Korsakov und anderen mit dem bulgarischen Bassisten Raffaele Arié (hier als Raphael Arié geführt), der ebenfalls im russischen und italienischen Fach eine bedeutende Karriere gemacht hat, wenn auch nie in der Liga eines Boris Christoff oder Nicolai Ghiaurov. Aber diese Liedaufnahmen (1953 als Recital of Russian Songs entstanden und CD-Premieren auch sie) haben durchaus ihre Meriten, auch wenn gleich das am Beginn stehende Flohlied des Mephisto etwas enttäuscht. Am besten gelingen ihm die Lieder, in denen er sich in schönem, melodischem Fluss verströmen kann.  Das traditionelle Lied der Wolgaschiffer etwa gehört dazu. Begleitet wird er von Wilfred Parry am Klavier.

Wolfgang Denker

 

DECCA setzt die Reihe fort, mit der sie gestandene Opernsänger im sogenannten U-Fach präsentiert. Nach George London ist es nun an einem der bedeutendsten italienischen Bässe des vorigen Jahrhunderts, zu zeigen, wie man sich Songs vorzustellen hat, die nicht von einem Crooner interpretiert werden. Und da ist absolut festzustellen, dass der Swing nicht nur im Besitz der Amerikaner ist! Wer Cesare Siepi in den großen Repertoirerollen in Erinnerung hat und bewundert, wird mit dieser Interpretation der Songs von Cole Porter eine große Überraschung erleben, denn der Bass stellt sein schmeichelndes, erotisches Timbre absolut in den Dienst des Komponisten und lässt seine Herkunft aus der E-Branche, auch dank seines überzeugenden US-Tonfalls, schnell vergessen. Beginnend mit „Night and day“, sind alle großen Cole Porter-Hits zu hören, die über „I‘ve got you under my skin“ bis zu „Wunderbar“ reichen. Die CD 480 8177 ist somit absolut empfehlenswert für Musical- und Jazzliebhaber und natürlich für Sammler, die einmal „was anderes“ wollen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Das Programm hat es schon bei Myto 1998 gegeben, als Bonus erweitert um acht canzoni von Tosti bzw. in dessen Stil; hier hingegen ist der Bonus Verdiarien aus „Nabucco“, „Ernani“, „Simon Boccanegra“ und „Don Carlo“ gewidmet – eine Ergänzung, die dem Hörer zeigt, wie sehr der Mailänder auf beiden Gebieten zuhause war.

Adam Felix

 

Und die Decca-Serie geht weiter…