Wiederhören mit alten Bekannten

 

Der Zeitpunkt für diese Box ist ungünstig gewählt. Nach der Übernahme der EMI hatte Warner zunächst sämtliche Studio-Recitals mit Elisabeth Schwarzkopf und inzwischen auch ihre Schelllack-Aufnahmen in sehr schönen Editionen neu auflgelegt. Der Bestand wurde in der ursprünglichen Folge seines Erscheinens und in den nachempfundenen Cover-Originalen wohl verpackt herausgebracht. So wie es dieser großen Frau entspricht, wie es ihr zur Ehre gereicht. An ihren zahlreichen Platten lässt sich die Karriere der Sängerin genau nachvollziehen. Sie gleichen einem musikalischen Lebenslauf. Daran knüpft auch das Label The Intense Media mit seiner Zusammenstellung unter dem Titel „Milestones of a Legend“ an (600338). Die zehn CDs enthalten weitestgehend dieselben Titel wie die Warner-Boxen. Aufgefüllt wurde vor allem mit Ausschnitten aus Gesamtaufnahmen, die jeder Sammler im Regal hat. Ausgesprochen schlicht gibt sich die äußere Erscheinung. Für den kleinen Geldbeutel kommt die Neuerscheinung richtig. Daran besteht aber auch ihr einziger Vorteil. Wenn es denn ein Vorteil ist, die Schwarzkopf in die preislichen Niederungen zu ziehen. Dabei hat das Label mit seinen beliebten Collectionen meistens einen guten Griff getan und Spürsinn bewiesen, weil sie auch Aufnahmen enthalten, die seit Jahren vom Markt verschwunden oder noch nie auf CD erschienen sind. Die Schwarzkopf aber ist gemäß ihrer musikhistorischen Bedeutung omnipräsent auf dem Markt. Wer mit ihr punkten will, muss schon mit Ausgrabungen aufwarten, die die Welt noch nicht gehört hat.

Hier nun sind die ganz alten Bekannten zusammen – das Capriccio-Finale und die erste Studio-Aufnahme der Vier letzten Lieder von Strauss unter Ackermann, der exklusive Querschnitt durch seine Oper Arabella, Arien und Lieder von Mozart, die süffige Operettenplatte, das Christmas-Album, Auszüge aus Wolfs Italienischem Liederbuch und weitere Lieder dieses Hauskomponisten der Sängerin sowie Lieder von Mozart und Schubert. Sogar die etwas trockenen Mährischen Duette von Antonin Dvorák mit Irmgard Seefried wurden nicht vergessen. Alles zum sehr kleinen Preis. Barbara Ranke