Wer vieles bringt…

 

Ein gutes Gespür für die Vereinbarkeit seiner Stimme mit einem bestimmten Charakter- bzw. Rollenspektrum beweist Kevin Short mit der Wahl des Méphistophélès – and other bad guys für seine Recital-CD. Machtvolles Material und boshafte Schwärze zeichnen seinen Bass aus, anstelle des eleganten Gounod-Teufels hätte er allerdings besser den schwergewichtigeren Boito-Satan an den Anfang stellen sollen, um erst einmal einen guten ersten Eindruck zu vermitteln. So stolpert der Hörer  erst einmal über ein kaum verständliches Französisch, über wenig Geschmeidigkeit, und auch die zusätzliche grässliche Lache am Schluss der Serenade kann am ersten gemischten Gesamteindruck nichts ändern.

Anders sieht es dann bei Boito aus, auch wegen des vergleichsweise besseren Italienischen, die deutlichere Identifizierung des derberen Charakters der Figur, die allerdings auch manchen Legatowunsch offen lässt. Das Flohlied, von Beethoven vertont und in der Orchestrierung von Schostakowitsch, verrät den nicht in seiner Muttersprache Singenden, klingt stellenweise zu abgehackt und ist so gesungen vor einem deutschen Publikum schlecht denkbar. Beethovens Pizarro kann von der kraftvollen,  nicht ermüdbaren Polterstimme trotz der Baritonlage der Partie profitieren, Mozarts Osmin von der satten Tiefe und einer beachtlichen Agogik. Hier erfreut trotz eines leichten Akzents auch die Textverständlichkeit bis hinab in die tiefsten Tiefen. Für Webers Kaspar gibt es ein wahrhaft teuflisches „Schweig“ und so sichere Koloraturen, dass man bei einer so schweren Stimme angenehm überrascht ist.

Zu den besten Tracks gehören die Ausschnitte aus Offenbachs Hoffmann, in denen auch das Französisch annehmbar ist.

Ganz und gar kein Verdi-Sänger offenbart sich Scott in der Arie des Pagano aus den Lombardi. Legato und Phrasierung entsprechen nicht den Anforderungen an einen Verdi-Bass, lediglich in der Cabaletta hört man Anklänge an einen solchen.

Zu wenig einschmeichelnd und geschmeidig gibt sich die Stimme für Berlioz`Mephisto, in der Serenade ausgesprochen ungefüge klingend. Nur Gutes hingegen kann man über die Interpretation von Mussorgskis Lied in Auerbachs Keller sagen.

Auch Englisches ist knapp mit Nick Shadows Arie zu hören und zu genießen. Für Alberich hat der Bass zu wenig Zwielichtiges, die Partie allerdings auch nicht  die optimale Tessitura. In den Vordergrund drängt sich eher das Bemühen um eine korrekte Aussprache als das Gelingen einer tiefgründigen Interpretation.

Lawrence Foster begleitet durchweg sensibel mit dem Orchestre Philharmonique de Marseille.

Insgesamt bewundert man das beeindruckende Material, wäre aber glücklicher, wenn im Vordergrund weniger das Streben  nach Vielseitigkeit als das Sichkonzentrieren auf die besonderen Fähigkeiten des Sängers und damit auf ein begrenzteres Repertoire gestanden hätte (Pentatone PTC 5186 585). Ingrid Wanja