Kaum jemals wohltönender als mit den Klängen, die Magdalena Koženás Mezzosopran zu produzieren weiß, ist die Klage antiker Heldinnen wie Ariadne oder Hero um verlorenes Glück bzw. abhanden gekommene Liebhaber geäußert worden auf der CD mit dem schönen Titel Il giardino dei sospiri. Und wirklich vor allem sanfte sospiri, Seufzer, kaum je dramatischere singhiozzi, Schluchzer, trauern den glücklichen Tagen mit Teseo oder Leandro nach, dazwischen gibt es einen Ausflug in die italienische Renaissance mit Leonardo Leos Geplänkel zwischen Angelica und Medoro. Das Booklet bevorzugt eine Gliederung nach Entstehungsorten, so dass nach dem jungen Händel in Rom und seiner Hero sowie der Arianna Abbandonata Benedetto Marcellos und Venedig auch noch Neapel als Entstehungsort barocker Kantaten gewürdigt wird.
Ein würdiger Partner ist der Sängerin das Collegium 1704 unter Václav Luks, das den Orchesterstücken zu der Arianna ein aufgewühltes Prestissimo, eine schwerblütiges Adagio assai und ein nervös flatterndes Presto angedeihen lässt. Das klingt alles gar nicht akademisch, sondern frisch, modern und äußerst interessant. In den Rezitativen und Arien der zeitweise unglücklichen Heldin lassen sich der leichte Tonansatz, die ebensolche Emission der Stimme bewundern, die sanfte Trauer mit punktuellem Aufbegehren, die sich wie ein Selbstheilungsprozess schon vor der Ankunft von Bacco anhören. Flexibilität, äußerste Geschmeidigkeit der Stimme sind auch im abschließenden Che dolce foco in petto zu bewundern.
Für Leonardo Vincis Sinfonia zu Maria dolorata lassen sich ähnliche Tugenden des Orchesters wie die oben erwähnten feststellen, ebenso ergeht es dem Hörer mit der Sinfonia zu Händels Agrippina, die so wild bewegt wie kontrolliert dargeboten wird.
Francesco Gasparinis Atalia stattete der Komponist mit Irrsinnsverzierungen aus, die die Kožená souverän bewältigt, dazu ist ein exemplarisches chiaro–scuro zu bewundern.
Eine beschwingte Anmut wird den Arien von Leonardo Leo zuteil, ein feines, bukolich angehauchtes Säuseln oder raffinierte Rubati wie in Che detto avranno mai.
Den Abschluss bilden Rezitative und Arien der Hero nach dem Tod Leandros, der ertrank, weil das ihm den Weg zur Geliebten weisende Licht erlosch. Zunächst könnte man sich ein zupackenderes Herangehen an die Schmerzensäußerungen denken, aber dann wird dem Hörer bewusst, dass es die Sängerin wohl bewusst auf ein Sichsteigern angelegt hat, ehe auch ihre Heldin nach heftigem Aufbegehren gegen das Schicksal den Tod sucht. Raffinierte Verzierungen überzeugen als Äußerungen des Schmerzes, scheinen nie Selbstzweck zu sein, so bleiben die einzelnen Tracks auch nicht als unverbundene Nummern im Gedächtnis, sondern fügen sich zu einer dramatischen Geschichte (Pentatone PTC 5186 725). Ingrid Wanja