Mit Tormenti d’amore ist das erste Soloalbum des Countertenors und Sopranisten Philipp Mathmann betitelt, das im Herbst des vergangenen Jahres in der Friedenskirche Jena aufgenommen wurde und beim Label querstand erschien (VKJK 2002, 2 CDs). Es präsentiert vier Weltersteinspielungen, sämtlich aus der herzoglichen Sammlung von Anton Ulrich von Sachsen-Meiningen mit mehr als 170 Kantaten, die der Fürst bei einem Aufenthalt in Wien als Kopien anfertigen ließ.
Den jungen Sänger begleitet die 2014 gegründete Capella Jenensis unter Leitung des Cembalisten und Dirigenten Gerd Amelung. Im originellen Programm der beiden CDs finden sich mehrere Instrumentalbeiträge, in denen sich das Ensemble mit affektreichem Spiel bewähren kann – so zwei Sinfonien im neapolitanischen Stil von Paolo Scalabrini, Hofkapellmeister in Kopenhagen (1719 – 1806), welche im zeitgenössischen Pariser Druck Johann Adolf Hasse zugeschrieben worden waren. Von ihm, dem Dresdner Hofkapellmeister, sind zwei Sonaten im italienischen Stil, in D- und A-Dur, zu hören, aber auch zwei Kantaten, in denen der Gesangssolist gefordert ist. „Lascia il fior“ ist dreiteilig, wird mit einer Klagearie eröffnet, der ein Rezitativ und ein Rachegesang folgen. Mathmann weiß in der einleitenden, fließenden Kantilene mit langen, schwebenden Phrasen aufzuwarten, während das Presto „ Ma le giuste mie vendette“ die bravouröse Attacke in dem Fokus rückt. „Non ti sovvien“ besteht aus jeweils zwei Arien und Rezitativen, ist von virtuosem Anspruch mit Trillerketten, großen Sprüngen und Triolen.
Der Solist hatte sich mit einer Kantate des Wiener Hofkomponisten Georg Reutter eingeführt („Or che dorme l’idol mio“), welche zwischen neapolitanischem und empfindsamem Stil wechselt. Mit seiner klaren Stimme, die auch die Extremtöne in der Sopranlage sicher trifft und mit schwebenden Klängen betört, hatte er damit für einen beeindruckenden Einstieg gesorgt. Auch sein nächster Vokalbeitrag ist eine Rarität – Giuseppe Porsiles Kantate „Le sofferte amare pene“. Der neapolitanische Komponist wirkte in Barcelona und Wien, wurde von Hasse und dessen Frau Faustina Bordoni geschätzt, die in mehreren seiner Opern auftrat. Die Komposition besteht aus zwei Arien, die durch ein Rezitativ verbunden sind. Erstere gab dem Werk den Titel und ist geprägt vom Ausdruck bitteren Schmerzes, während die zweite („Non sprezzar“) von der Verachtung der Angebeteten handelt und bis zu Wutausbrüchen führt. Der Sänger vermag beiden emotionalen Topoi mit gleichermaßen differenziertem Ausrucksspektrum wie bravourösem Vortrag gerecht zu werden. Bernd Hoppe